Hinweise auf Radarkontrollen werden entfernt Frankreich sagt Rasern den Kampf an

Düsseldorf (RPO). Frankreichs Regierung hat den Rasern auf den Autobahnen und Schnellstraßen der Republik den Kampf angesagt. In den kommenden Monaten sollen die Hinweisschilder auf stationäre Radarkontrollen entfernt werden. Grund sind die steigenden Opferzahlen im Straßenverkehr. Hat diese Maßnahme Modellcharakter für NRW?

 Autobahn-Rasern geht es in Frankreich nun an den Kragen.

Autobahn-Rasern geht es in Frankreich nun an den Kragen.

Foto: SP-X Archiv

Auf den Autobahnen und Routes Nationales zwischen Lille und Marseille sterben nach Angaben der französischen Verkehrsbehörde immer mehr Menschen. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres sei die Zahl der Todesopfer um 12,8 Prozent gestiegen. Bis zum Jahr 2012 soll die Zahl auf weniger als 3000 gesenkt werden. Im vergangenen Jahr kamen in Frankreich 3994 Menschen ums Leben.

Frankreichs Politiker bemängeln das Fahrverhalten der Autofahrer im Bereich von Radarkontrollen: Die Hinweisschilder vor den 1911 Starenkästen sorgen dafür, dass das Tempo auf die zulässige Geschwindigkeit gedrosselt wird. Anschließend aber wird ebenso schnell wieder aufs Gaspedal gedrückt. Der Effekt der Tempobegrenzung wirkt nur für wenige Sekunden.

Unkalkulierbare Gefahr

"Die Hinweisschilder", so heißt es in einer Pariser Regierungsmitteilung, die der farnzsösischen Tageszeitung "Le Figaro" vorliegt, weiter, "bringen höchstens in unmittelbarer Nähe der Kontrollen eine Reduzierung der Geschwindigkeit." Mehr nicht. Das plötzliche und oftmals starke Abbremsen vieler Verkehrsteilnehmer stelle für nachfolgende Autofahrer eine unkalkulierbare Gefahrensituation dar.

Hat die Maßnahme Modellcharakter für NRW? Über die Aufstellung fester Starenkästen hierzulande entscheiden die jeweiligen Kommunen. Eine Abschaffung entsprechender Hinweisschilder kommt für die Stadt Köln zum Beispiel nicht in Frage. "Wenn wir diese Hinweise tatsächlich entfernen, würde uns der Vorwurf der Abzocke um die Ohren fliegen", erklärt Inge Schürmann von der Stadt Köln auf Anfrage unserer Redaktion.

Keine reelle Chance in NRW

"Wir gehen bewusst einen anderen Weg. Wir bauen auf den pädagogischen Effekt. Wir klären auf über die Gefahren risikoreichem und zu schnellem Fahren. Und wir geben im Internet an, wo die festen Radarkontrollen stehen. Die Raser sollen ins Abseits gedrängt werden. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind."

Derweil laufen Frankreichs Autofahrer und die Leser des "Figaro" Sturm. Sie echauffieren sich über die Entscheidung der politischen Elite des Élysée-Palastes, die Maßnahmen und Kontrollen auf den Straßen zu verschärfen: Von "purer Unterdrückung", "absurdem Schwachsinn" und "kindlicher Dummheit" ist in fast 1000 Kommentaren die Rede.

Zwei Monate Gefängnis

Dem Bericht der französischen Tageszeitung zufolge werde die Pariser Regierung auch die Bußgelder für Geschwindigkeitsübertretungen drastisch erhöhen. Wer zum Beispiel 50km/h zu schnell ist und dabei erwischt wird, kann mit einer Geldstrafe von 3750 Euro und einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten belegt werden.

Außerdem sollen die Standorte der Starenkästen in den Navigationssystemen gelöscht werden. Ebenso die Angaben im Internet. Wer zukünftig mit Radardetektoren handelt, muss mit einer Geldbuße von 30.000 Euro und einem Freiheitsentzug von bis zu zwei Jahren rechnen. Besitzer und Benutzer eines solchen Gerätes kommen vergleichsweise glimpflich davon: Sie zahlen "nur" 1500 Euro.

(mit Agenturmaterial)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort