Michael Jackson - Genie und Freak Schattenseiten eines Pop-Königs

Los Angeles (RPO). Michael Jackson galt als der aufregendste Entertainer seiner Generation, seine hohe Stimme versetzte das Publikum in Entzücken. Die Karriere des King of Pop wurde zuletzt aber von immer neuen Gerüchten über sein Privatleben überschattet. 2005 wurde er von dem Vorwurf freigesprochen, auf seiner Ranch Neverland einen 13-jährigen Jungen missbraucht zu haben.

Michael Jacksons Rekorde
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Zu Jacksons Leben gehörte stets ein schwieriges Verhältnis zur Sexualität. In seinen Musikvideos waren immer die schönsten und erotischsten Frauen an seiner Seite. Doch in der Öffentlichkeit sah man den King of Pop kaum mit einer schönen Begleitung.

Und auch die Talkshow-Masterin Oprah Winfrey wollte noch 1993 in einem Interview vom nicht mehr ganz unumstrittenen Star wissen, ob er denn noch Jungfrau sei. Michael wich aus und erklärte, über derlei Details rede man nicht in der Öffentlichkeit.

Details, bis hin zum mutmaßlichen Aussehen seines Geschlechtsteils, wurden im ersten spektakulären Verfahren wegen angeblichen Kindesmissbrauchs auf Jacksons Neverland-Ranch bekannt. Ein 13-jähriger Junge und dessen Vater hatten Vorwürfe gegen den Popstar erhoben. Nach einer Millionenzahlung kam es 1994 zwar nicht mehr zum Prozess. Aber Jacksons Ruf war ruiniert; der Musiker wurde von Schmerzmitteln abhängig.

Freispruch im Missbrauchs-Prozess

2003 kam es zu einem weiteren Prozess wegen Kindesmissbrauchs, in dem die Weltöffentlichkeit einen physisch und psychisch völlig fertigen Jackson zu sehen bekam. Jackson wurde freigesprochen, weil die zwölf Geschworenen einen "berechtigten Zweifel" an seiner Schuld hatten. Dennoch stand Jackson seitdem nur noch im Schatten seines sagenhaften Erfolges in den 80ern, in denen er zu den bestverdienenden Musikern der Welt gehörte. Freunde wie Elizabeth Taylor und Macaulay Culkin hielten ihm die Treue, seine Eltern Joseph und Katherine begleiteten ihn in den Gerichtssaal. Die beiden Mittsiebziger wirkten fitter als ihr Sohn.

Die Karriere des Michael Jackson hatte schon vor dem zweiten Prozess zu bröckeln begonnen. Als seine letzten Alben floppten, die Kritiker vernichtende Urteile fällten und sich seine finanziellen Probleme beschleunigten, flüchtete sich Jackson in das Dasein eines rast- und heimatlosen Nomaden, der einen bizarren Lebensstil pflegte.

Rückzug in Phantasiereich

Öffentliche Auftritte hat er seit dem Prozessende 2005 weitgehend gemieden. Mal nahm er im Golfstaat Bahrain Domizil, mal tauchte er in London oder den USA auf. Fotos zeigten einen Mann, dessen Gesicht durch chirurgische Eingriffe geprägt war. Seine drei Kinder trugen in der Öffentlichkeit Masken.

Jackson schuf sich seine eigene Welt. Eine eigene Kindheit hatte er nie erlebt, weil ihn der ehrgeizige Vater auf die Bühne trieb. Als Erwachsener zog sich in sein weltabgewandtes Phantasiereich zurück. Schon in den Jahren vor den Prozessen hatte sein Verhalten immer bizarrere Züge angenommen - und wirkte sich auf die Musik aus. Nicht allein die Heerscharen an Synthesizerprogrammierern und Toningenieuren machten die Musik-Produktionen des King of Pop aus. Aufwendiger als die Verkabelung des Instrumentenparks dürfte es gewesen sein, Michael Jackson vor das Mikro zu kriegen.

Proben hinter dem Sofa

Legenden kursierten: Die Aufnahmen hätten im Dunklen stattgefunden, Jacko, berühmt für seine Schüchternheit, hätte hinter dem Sofa gekauert und Quincy Jones den Refrain von "Billy Jean" mit zittriger Stimme vorgetragen. Und man hörte ja so viel: von dem Sauerstoffzelt, von "Bubbles", dem Hausaffen, von der Fantasy-Ranch "Neverland", auf der der King of Pop residierte. Gerüchte. Klatsch.

Die Plattenfirma Columbia hat diese Probeaufnahmen Ende der 90er veröffentlicht, als es mit der Karriere schon längst nicht mehr so lief. Sie gehören zu den erschütterndsten Klangdokumenten der Popgeschichte. Die Legende entsprach der Wahrheit.

Tragik und Triumphe lagen in Jacksons Leben nah beieinander. "Er wurde so reich, so mächtig und so berühmt, dass er sich aus jeder Art von Wirklichkeit zurückziehen durfte", sagte der Popkultur-Experte Robert Thompson von der US-Universität Syracuse anlässlich von Jacksons 50. Geburtstag im vergangenen Jahr. "Michael Jackson ist das perfekte Beispiel für jemanden, den die Wucht seines Ruhms zerstört hat."

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