Moers: Tschechow, zugespitzt

Das Schlosstheater ist ins Moerser Schloss zurückgekehrt: Nach der kulturellen Spardiskussion um die Zukunft des Theaters und einer umfangreichen Sanierung des Theaterbereichs startete das Ensemble mit einer Inszenierung in die neue Spielzeit, die die Finanzkrise thematisiert: In Anton Tschechows "Der Kirschgarten" hat Intendant Ulrich Greb die passende Vorlage gefunden. Der alte Kirschgarten, der nur noch blüht, weil er mit Schulden finanziert wird und abgeholzt die finanzielle Zukunft sichern würde, lässt sich auf vieles übertragen, das nicht gewinnbringend ist, sogar auf das Theater selbst.

Der Intendant inszeniert das Stück als eine Studie über die Schönheit ohne Nutzen. Er klagt jedoch nicht an, sondern sucht den humorvollen Zugang, der in einer wunderbaren surrealen Komik liegt – mit Schränken, die sich von Geisterhand öffnen und statt des erwarteten Orchesters nur ein Cello und eine Geige preisgeben. Dabei greift Ulrich Greb literarisch selbst zur Axt und rationalisiert das Personal des Tschechow-Stücks von mehr als zwölf auf fünf Schauspieler, die sich aus den Nebenrollen heraus die Hauptrollen aneignen. Das spitzt sich so weit zu, dass die Schauspielerinnen Katja Stockhausen und Marieke Kregel um die Rolle der Gutsherrin wetteifern und simultan auf der Bühne spielen.

Am Ende schlägt die Axt tatsächlich zu. Sie holzt nicht den Kirschgarten ab, sondern zertrümmert ein Klavier auf der Bühne.

Info Weitere Vorstellungen am 18. und 25. September, 19.30 Uhr, Schloss Moers; Kartentelefon: 0 28 41 88 34 110

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