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Roboterfisch kontra Häkelmützen Toys 3.0 erobern die Kinderzimmer

Nürnberg · Oma und Opa können einpacken. Galten sie bislang als die perfekten Geschichtenerzähler für Kinder, macht ihnen künftig "Brummel" dieses Feld streitig. "Brummel" ist ein Stofftier, das Geschichten wie ein Mensch vorliest. Aber "Brummerl" ist bei weitem nicht das einzige Spielzeug, das mit Hightech in die Kinderzimmer einziehen will.

Toys 3.0: Hightech im Kinderzimmer
13 Bilder

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Wenn der knuffige, 40 Zentimeter große Plüschbär aus einem Repertoire von 50 Märchen spannende Abenteuer erzählt, bewegen sich seine Lippen wie bei einem Menschen synchron zu den Wörtern.

Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg war "Brummel" erstmals in Aktion zu erleben: Er brabbelt von seinem besten Freund Felix und verrät seine Lieblingsspeise: Forelle.

"Der Geschichtenbär ist die perfekte Alternative, um Kinder sinnvoll zu beschäftigen, damit keine Langeweile aufkommt", sagt Christine Stadlbauer, deren Firma diese Neuheit von Februar an dem Spielwarengroßhandel liefert. Auch als Einschlafhilfe sei der Bär bestens geeignet, verspricht sie.

Online-Teddy

Anfangs kann "Brummel" nur eine Geschichte, ein Gedicht und ein Lied vortragen. Wird der Bär mit dem Internet verbunden, lernt er weitere Märchen dazu. Für jede neue Geschichte muss allerdings extra bezahlt werden.

"Brummel" steht für den diesjährigen Trend bei den eine Million Produkten, die 2.747 Aussteller aus 60 Ländern auf der Spielwarenmesse zeigen: Altbewährte Spielsachen werden durch moderne Technik ergänzt. "Toys 3.0" heißt diese Entwicklung.

Sie ist allerdings nicht ganz neu: Der Spielwarenhersteller Hasbro verblüffte bereits 1998 die Fachwelt mit dem sprechenden Stofftier "Furby". Die Mischung aus Vogel und Gremlin wurde für Hasbro zu einem seiner erfolgreichsten Spielzeuge.

Haifisch im Aquarium

Das Unternehmen hofft, daran im Rahmen von "Toys 3.0" anknüpfen zu können: Auf der Neuheitenschau gab es ein völlig neues "Furby" zu sehen. "Furby spricht nicht mehr nur zufällig Sätze, sondern entwickelt eine individuelle Persönlichkeit, je nachdem wie man ihn behandelt", erläutert Hasbro-Pressesprecherin Rafaela Hartenstein.

"Furby" könne zur Diva, zum Witzbold oder auch zu einem schlecht gelaunten Rabauken werden. Sein Eigenleben verblüfft sogar die Macher: "Wir hatten Furby im Auto dabei, als wir über Kopfsteinpflaster gefahren sind, da hat er plötzlich das Schimpfen angefangen", berichtet Hartenstein.

Mit den Spielwaren 3.0 zieht jede Menge Lärm ins Kinderzimmer ein: In Nürnberg tönte es aus allen Ecken. Davon unbeirrt drehte an einem der Stände ein Baby-Haifisch in einem Aquarium seine Runden. Tierschützer können unbesorgt sein. Es ist ein Roboterfisch, der einem echten Fisch verblüffend ähnlich sieht. Er kann auf- und abtauchen und die Flossen bewegen.

Mit dieser Innovation will der Spielwarenhersteller Goliath eine breite Zielgruppe ansprechen: "Der Roboterfisch begeistert Mädchen und Jungs, Alt und Jung", sagt Goliath-Pressebeauftragte Ulrica Griffiths. Allerdings müssen auch Roboterfische gefüttert werden: Nach circa drei Stunden Dauerbetrieb benötigen sie neue Batterien.

Dem Boxroboter "Battroborg" der Firma Tomy geht dagegen erst die Luft aus, wenn er K.o. geschlagen wird. Wie bei einem Videospiel kann die futuristische Spielfigur mit einem Controller gesteuert werden. Die Bewegungen und Schläge führt "Battroborg" in Echtzeit aus. Bis zu 20 "Battroborgs" können in einer extra erhältlichen Arena gegeneinander antreten.

In Japan hat sich der Boxroboter nach Firmenangaben bereits am Wochenende seiner Einführung 10.000 Mal verkauft.

Tablet für Dreijährige

Auf die Spitze treiben den Technologieeinsatz diejenigen Hersteller, die sogar Smartphones oder Tablet-PCs als integralen Bestandteil einbinden. So können jetzt schon Dreijährige ein Tablet zwischen die Arme eines Roboters klemmen, verschiedene Apps aufrufen und die Spiele in Kombination mit den Tasten auf dem Roboter spielen.

Für Kinder ab acht Jahre ist ein ferngesteuertes Auto gedacht, dass nicht nur per Tablet gelenkt wird, sondern auch noch "Augmented Reality" bietet. Gemeint ist damit, dass das Spiel durch das Display eine weitere, rein digitale Ebene erhält. Im konkreten Fall sieht das so aus, dass das Auto um Kärtchen mit einem Strichcode herumgelenkt wird.

Durch die Tabletkamera sieht der Spieler aber nicht die Kärtchen auf dem Boden, sondern Gebäude und Ampeln. Fährt er über Rot, kommt die Polizei. Allerdings ist die Überlagerung der verschiedenen Ebenen so komplex, dass selbst der Vorführer noch so seine Probleme hatte.

Es geht auch ohne Elektronik

Thomas Jaenisch ließ sich von dem Getöse nicht aus der Ruhe bringen. Der 28-Jährige arbeitete bis vor vier Jahren als Skilehrer. Mittlerweile frönt er einer ganz anderen Leidenschaft: Der Mann aus Hof häkelt bunte Mützen - und will mit diesem Hobby ganz Deutschland anstecken.

Bei einem Skiseminar in Japan war es dem Franken langweilig geworden. Statt Apres-Ski zeigte ihm eine Freundin, wie man häkelt. Seither kann Jaenisch Nadel und Wolle kaum noch aus der Hand legen.

Auch seinen Bekannten Felix Rohland steckte er mit der Sucht an. Beide veröffentlichten daraufhin einen Häkelmützen-Konfigurator im Internet. Danach schrieben sie ein Häkelbuch, das in die Bestsellerlisten zu finden ist.

Im Februar kommt nun der nächste Coup der beiden Männer: das Häkelset "myboshi", das den elektronischen Produkten glatt die Show gestohlen hat. "Häkeln macht einfach Spaß und ist für Kinder bestens geeignet, weil die motorischen Fähigkeiten trainiert werden", sagt Jaenisch. Dank einer einfachen Anleitung könne jeder nach etwa 30 Minuten die knallbunten "myboshis" häkeln.

Boshi ist das japanische Wort für Mütze. Jaenisch zufolge soll sogar Schauspielern Sarah Jessica Parker zu den Trägerinnen der Kultmützen zählen. Ob sie selbst gehäkelt hat, weiß der Ex-Skilehrer allerdings nicht.

(APD/dpa/csr/das)
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