Mehrere Interessenten Übernimmt Joop den Wäschehersteller Schiesser?

Radolfzell (RPO). Das insolvente Traditionsunternehmen Schiesser wird verkauft. Dies teilte Insolvenzverwalter Volker Grub am Mittwoch in Radolfzell auf einer Betriebsversammlung mit. Es gebe eine Reihe starke Unternehmen, die sich für die Übernahme der 1875 gegründeten Firma interessierten. Als Übernahme-Favorit gilt der Potsdamer Modemacher Joop - falls die bisherige Eigentümerfamilie Bechtler nicht zum Zug kommen sollte.

Aufstieg und Niedergang der Marke Schiesser
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Foto: ddp

Bechtler soll angeblich schon am Wochenanfang ein Angebot vorgelegt haben. Bisher ist aber noch unklar, wie dieses Angebot aussieht. Es könnte sich um eine Kapitalerhöhung oder um einen Forderungsverzicht handeln. Sollte die Eigentümerfamilie Schiesser nicht kaufen, gilt der Potsdamer Modemacher Joop als Übernahme-Favorit. Er hatte schon öffentlich sein Interesse an dem Unternehmen bekundet.

86 Millionen Euro Schulden

Grub sprach von einem positiven Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr bei dem Traditionsunternehmen. Der Ordereingang für die Herbstmode dieses Jahres liege sechs Prozent über dem Plan, teilte eine Sprecherin mit. Bei der Wintermode liege der Auftragseingang bei zwölf Prozent über Plan. Schiesser hat 86 Millionen Euro an Schulden. Die Firma war unter anderem auch wegen nicht lohnender Lizenzgeschäfte in die roten Zahlen gerutscht. Als Konsequenz daraus wurde das Lizenzgeschäft weitgehend eingestellt.

Die bereits 2008 eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen führten zu beträchtlichen Kosteneinsparungen. Das Unternehmen hatte im Februar Insolvenz angemeldet. In Radolfzell sind zurzeit 500 Mitarbeiter beschäftigt. Schiesser ist auf hochwertige Tag- und Nachtwäsche und Bademoden sowie Sportwäsche spezialisiert und erwirtschaftete 2008 nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro.

Die Firmengeschichte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück: 1875 begann der Schweizer Unternehmen Jacques Schiesser die Produktion in einem angemieteten Tanzsaal in einem Radolfzeller Gasthaus. Im 20. Jahrhundert wuchs das Unternehmen trotz Rückschlägen und beschäftigte 1960 die Rekordzahl von 3.500 Mitarbeitern.

(AP)
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