Wachsende Verluste Des Kaiser's düstere Zukunft

Mülheim/Ruhr · Wenn der Bundeswirtschaftsminister nicht zustimmt, kann Edeka Kaiser's Tengelmann nicht übernehmen. Heute will das NRW-Wirtschaftsministerium Stellung nehmen, danach folgt eine Anhörung. Derweil wachsen die Kaiser's-Verluste.

 Edeka will Kaiser's übernehmen.

Edeka will Kaiser's übernehmen.

Foto: dpa, rwe fdt lof

Die Geschichte der Supermarktkette Kaiser's Kaffee ist 135 Jahre alt. Ende 2016 könnte sie zu Ende gehen. Dem Unternehmen, das seit der Zusammenführung mit dem Supermarktgeschäft des Mutterkonzerns Tengelmann Kaiser's Tengelmann heißt, droht das Aus - wenn das Bundeswirtschaftsministerium die Erlaubnis zur Übernahme durch die Hamburger Edeka-Gruppe versagt. Ohne einen positiven Bescheid aus dem Ressort des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel würde das Unternehmen vermutlich zerschlagen, Kaiser's Tengelmann häppchenweise an Investoren verkauft, so manche Filiale geschlossen, die Belegschaft in großen Teilen ihren Job verlieren.

Kaiser's habe viel zu hohe Preise gehabt

Das ist das Szenario, das laut Tengelmann-Chef Karl Erivan Haub droht. "Keine Chance, Kaiser's Tengelmann profitabel zu betreiben" — das ist die Einschätzung, die Haub seit Monaten vertritt. Die Beschaffungskosten seien zu hoch, und gleichzeitig habe Kaiser's in der Vergangenheit auch viel zu hohe Preise gehabt, heißt es in der Branche. Die aktuellen Zahlen sind verheerend: Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres seien rund 40 Millionen Euro Verlust angefallen, verlautet aus Unternehmenskreisen. Damit hätte sich das Minus binnen 15 Jahren auf etwa eine halbe Milliarde Euro summiert.

Darum will Tengelmann seine Supermarkt-Tochter an Edeka verkaufen. Aber dafür gibt es bisher keine Genehmigung. Nachdem das Bundeskartellamt den Deal untersagt und sich auch die Monopolkommission gegen das Vorhaben der beiden Handelskonzerne ausgesprochen hat, hoffen die Beteiligten nun auf Gabriel. Er kann per Ministererlaubnis das Veto der Wettbewerbshüter kippen, die ihr Verbot damit begründet haben, dass sie bei einer Fusion in bestimmten Märkten den Wettbewerb in Gefahr sehen. Dagegen haben Tengelmann und Edeka stets argumentiert, dass bei einer Übernahme alle 16 000 Stellen erhalten bleiben sollen. Außerdem sehen sie den Wettbewerb nicht in Gefahr; das Kartellamt habe bei seiner Begründung die Bedeutung der Discounter im deutschen Lebensmittelhandel komplett außen vor gelassen.

Jobgarantien vereinbart

Daran, dass bei einem Verkauf an Edeka auf Dauer alle Jobs gesichert würden, glauben allerdings viele nicht. Tengelmann-Chef Haub hat vor eineinhalb Wochen mit Arbeitnehmervertretern in den Regionen Nordrhein und Berlin Jobgarantien vereinbart. Danach soll es bei einer Genehmigung des Deals im Raum Berlin Beschäftigungsgarantien für alle Mitarbeiter für 24 Monate geben. In NRW soll die Garantie für rund 80 Prozent aller Mitarbeiter und für 18 Monate gelten. Hier soll es zur Abfederung des drohenden Stellenabbaus Abfindungen, eine interne Stellenbörse und Transfergesellschaften geben. Aber wo zeitlich befristete Jobgarantien im Spiel seien, Abfindungen und eine auf ein Jahr befristete Transfergesellschaft, da sei Stellenabbau inbegriffen, sagen die Gegner. Auch wenn Mitarbeiter, deren Standort nicht zukunftsfähig ist, möglicherweise die Chance erhalten, an einen anderen Standort zu wechseln und durch Umsatzzuwächse auch viele neue Jobs entstehen könnten, wie es aus Edeka-Kreisen heißt. Ehe das Ressort des SPD-Vorsitzenden Gabriel seine Entscheidung verkündet, wird es auf jeden Fall noch einmal eine Anhörung geben. Davor stehen noch die für heute erwarteten Stellungnahmen der Bundesländer, in denen Kaiser's Tengelmann sein Geschäft noch betreibt. Das sind Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin.

Und wenn Sigmar Gabriel am Ende nein sagt? Dann beginnt das große Zerlegen. Die Schweizer Migros könnte noch einmal für die bayerischen Filialen ins Rennen kommen, der Kölner Edeka-Rivale Rewe für die nordrhein-westfälischen Häuser. Von der zumindest öffentlich formulierten Idee, Kaiser's komplett zu schlucken, ist Rewe-Chef Alain Caparros indes offenbar abgerückt. Vermutlich bekäme er dieselben kartellrechtlichen Probleme wie Edeka.

(RP)
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