Frenzel hört 2013 auf Joussen wird neuer Tui-Chef

Hannover · Ende einer Ära beim Reiseriesen Tui: Der langjährige Vorstandschef Michael Frenzel gibt im nächsten Jahr sein Amt ab. Der 65-Jährige beendet mit der Hauptversammlung am 13. Februar 2013 seine Laufbahn, wie Tui am Montag in Hannover mitteilte. Sein Nachfolger wird der Vodafone-Manager Friedrich Joussen (49).

 Friedrich Joussen ist noch bei Vodafone und wechselt zu Tui.

Friedrich Joussen ist noch bei Vodafone und wechselt zu Tui.

Foto: Vodafone

Mannesmann, Vodafone und jetzt Tui: Bei Deutschlands größtem Reisekonzern soll in gut sechs Monaten der 49-jährige Wirtschaftsmanager Friedrich Joussen das Ruder übernehmen. Joussen ist zur Zeit noch Chef von Vodafone-Deutschland und wird dort am 1. Oktober von Jens Schulte-Bockum abgelöst.

 Tui bekommt einen neuen Chef.

Tui bekommt einen neuen Chef.

Foto: dapd, Florian Eisele

"Neue Herausforderungen"

Joussens Ausscheiden bei Vodafone wurde schon im Frühjahr bekanntgegeben, die Übergabe an Schulte-Bockum ist seitdem geregelt. Damals hatte der Diplom-Ingenieur zudem in einer E-Mail an die Mitarbeiter erklärt, er wolle "neue Herausforderungen angehen".

Joussen hatte noch bei Mannesmann gearbeitet, bevor der deutsche Anbieter von Vodafone geschluckt wurde. An der Spitze der deutschen Tochter stand er seit neun Jahren. Unter seiner Führung baute Vodafone unter anderem durch die Integration von Arcor das Geschäft mit Festnetzanschlüssen und Firmenkunden aus und setzte auf Fernsehen über das Internet.

Mit Rekord

Michael Frenzel geht mit einem Rekord: Er ist der dienstälteste Vorstandvorsitzende einer großen deutschen Aktiengesellschaft. Der Rechtsanwalt und gebürtige Leipziger steht seit 1994 an der Spitze des TUI-Konzerns, der damals noch unter Preussag firmierte. Wenn er im Februar 2013 abtritt, blickt er auf 19 Jahre als Vorstandschef zurück. Sein Nachfolger wird der Deutschlandchef des Mobilfunkkonzerns Vodafone, Friedrich Joussen.

Unter Frenzels Führung entwickelte sich der Mischkonzern Preussag zu einem führenden Touristikunternehmen Europas. Wesentlicher Meilenstein war 1997 der Einstieg bei Hapag-Lloyd, der erste Schritt in die Touristik. Es folgten die Übernahmen weiterer Touristikunternehmen wie TUI Deutschland, Thomson Travel und Nouvelles Frontières. 2002 wurde die Preussag AG in TUI AG umbenannt.

Der Touristikmarktführer erzielt heute mit 73.700 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 17,5 Milliarden Euro. Größte Tochtergesellschaft ist die TUI Travel PLC in England.

Beteiligungen kaufen und verkaufen

Was Frenzel seit seinem Amtsantritt nach Ansicht von Kritikern am besten konnte, ist Beteiligungen kaufen und verkaufen. Doch nach einigen erfolgreichen Jahren und dem Titel Manager des Jahres 2000, brachen andere Zeiten an. Als der Konzern 2006 einmal mehr Jobkürzungen und Gewinnsenkungen verkünden musste, sagte Frenzel selbst, er komme sich vor wie ein Hamster im Käfig.

Ähnlich muss er sich fühlen, seit Großaktionär John Fredriksen Druck macht. Frenzel musste deswegen schon vor Jahren seine Konzernstrategie um 180 Grad wenden und von seinem "Zwei-Säulen-Modell" ablassen. Dieses sah vor, dass der Konzern gleichermaßen auf den Sparten Touristik und Containerschifffahrt basiert. Die gleichmäßigen Einnahmen aus der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd sollten schwankende Erlöse im Reisegeschäft ausgleichen. Dann änderte Frenzel plötzlich die Richtung und trennte sich Stück für Stück von der Reederei. Die letzten Anteile werden wohl 2013 abgestoßen.

Kritik an Frenzel

Die Kernkritik an Frenzel: Er machte TUI groß, aber nicht profitabel. Seit Jahren warten die Aktionäre auf Dividenden, aber immer wieder verhageln Krisen wie Vulkanausbrüche, Karikaturenstreit oder der Arabischer Frühling die Bilanzen. Frenzel schaffte es nicht, den Giganten wetterfest zu machen.

Offenbar verlor nun auch der noch vor Frederiksen wichtigste Großaktionär, der russische Tycoon Alexej Mordaschow die Geduld. In Presseberichten hieß es zuletzt, der Milliardär mit dem 25-Prozent-Anteil wolle endlich Geld verdienen: 2007 lag der TUI-Aktienkurs noch bei 20 Euro, jetzt sind es 5 Euro.

Frenzel wird allerdings trotz Kursschwäche nicht vom Hof gejagt: Er soll auch nach Februar Joussen beraten und einarbeiten. Außerdem bleibt er Aufsichtsratschef der wichtigsten Tochter TUI Travel und Präsident des Welt-Tourismusverbandes.

(dpa/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort