Drama im Auto-Poker GM verkauft Opel nicht an Magna

Detroit (RPO). Der US-Autobauer General Motors (GM) will seineTochter Opel nun doch behalten. Der Verwaltungsrat des US-Konzernshat sich in seiner Sitzung am Dienstag gegen den Verkauf von Opelausgesprochen. Nun will GM Opel und die britische SchwestermarkeVauxhall in Eigenregie restrukturieren.

"Die große Veropelung"
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Der Verwaltungsrat habe diese Entscheidung angesichts des besserenGeschäftsumfelds und -verlaufs in den vergangenen Monaten getroffen,hieß es in einer Mitteilung. Zudem habe die Bedeutung vonOpel/Vauxhall für die globale Strategie von GM eine Rolle gespielt.

Umgehende Restrukturierung

Der Detroiter Konzern, der vor kurzem aus der Insolvenzzurückgekommenen ist und nur durch Staatsmittel fortbestehen kann,will nun umgehend die Restrukturierung von Opel angehen.Vorstandsvorsitzender Fritz Henderson sagte, er hoffe auf dieZustimmung der deutschen und anderer von der Entscheidung betroffenenRegierungen. Die Entscheidung sei im besten langfristigen Interessealler Kunden, Arbeiter, Zulieferer und Händler.

Die Restrukturierungskosten für das Europageschäft sieht GM aufvorläufiger Basis bei rund drei Milliarden US-Dollar. GM will nacheigenem Bekunden nun in Zusammenarbeit mit allen europäischenGewerkschaften einen Plan für die Sanierungsbeiträge der Arbeitnehmererstellen.

"Ohne Opel hat GM keine Zukunft"

Der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werkes, Rainer Einenkel,hofft trotz der Entscheidung des GM-Verwaltungsrates auf einen Erhaltder deutschen Standorte: "Ohne Opel hat GM keine Zukunft in Europa.Ich gehe davon aus, dass sie auch die Werke brauchen", sagte Einenkelder in Essen erscheinenden "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung". Einenkelwies darauf hin, dass der zweite Rettungsplan, den GM im Frühjahr derBundesregierung vorgelegt hatte, einen Erhalt der deutschen Standortevorsehe. Die "Hängepartie" sei allerdings "unerträglich" für dieBeschäftigten. "Wir brauchen endlich Klarheit. Uns läuft die Zeitlangsam weg. Der Finanzierungsrahmen der Bundesregierung steht nurbis Ende November", so Einenkel. Am Mittwoch soll die GM-EntscheidungThema der Betriebsrätekonferenz sein.

Opel-Treuhand nimmt Entscheidung zur Kenntnis

Die Opel-Treuhand, die zur Verwaltung der Opel-Anteile ins Lebengerufen wurde kurz bevor GM in Gläubigerschutz ging, nahm dieEntscheidung des GM-Verwaltungsrats "zur Kenntnis". Der Vorsitzendedes Treuhandbeirats, Fred Irwin, sagte: "Ich hoffe, auch im Interesseder Beschäftigten bei Opel, dass dieser Beschluss Opel zu neuerwirtschaftlicher Stabilität verhilft".

Auf scharfe Kritik des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch(CDU) ist die Entscheidung des GM-Boards gestossen, "nachmonatelangem Gezerre im Unternehmen nunmehr Opel nicht an Magna zuverkaufen". "Ich bin sehr betroffen und zugleich verärgert, dass diemonatelangen Bemühungen, für Opel Europa eine möglichst gute Lösungzu finden, an GM gescheitert sind", erklärte der Ministerpräsident ineiner ersten Reaktion am Dienstagabend und fügte hinzu: "Angesichtsder negativen Erfahrungen der letzten Jahre mit derUnternehmenspolitik von GM mache ich mir große Sorgen um die Zukunftdes Unternehmens und seiner Arbeitsplätze." Er erwarte, dass GM denBrückenkredit fristgemäß zum 30. November zurückzahle, "damit derdeutsche Steuerzahler keinen Schaden nimmt", sagte Koch.

(DDP/tim)
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