Abbau von 10.000 Jobs kaum aufzuhalten Endgültige Entscheidung über Opel naht

Rüsselsheim (RPO). Die endgültige Entscheidung naht: Nach einem fast einjährigen Tauziehen um die Rettung von Opel dürfte sich am Dienstag klären, wer bei dem angeschlagenen Autobauer künftig den Kurs bestimmt. Neben dem Verkauf an den kanadischen Zulieferer Magna ist nach wie vor ein Verbleib beim US-Konzern General Motors in der Diskussion. In beiden Fällen ist eine teuere Sanierung fällig.

"Die große Veropelung"
Infos

"Die große Veropelung"

Infos
Foto: AP

Was bei einer Übernahme der Anteilsmehrheit durch Magna und die mit dem Zulieferer verbündete russische Sberbank mit Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall geschehen würde, ist relativ gut einschätzbar. Magna will europaweit etwa 10.000 Stellen abbauen und zwei Werke schließen. Das Werk im belgischen Antwerpen, in dem der Opel Astra gefertigt wird, soll bereits 2010 dicht machen. Im Vauxhall-Werk im englischen Luton gehen voraussichtlich 2013 die Lichter aus.

Deutschland wäre vom geplanten Stellenabbau mit rund 4000 Jobs am stärksten betroffen. Allein im Werk Bochum würden nach den Magna-Plänen rund 2000 Stellen wegfallen. Magna setzt auf eine Globalisierung von Opel. Die Marke mit dem Blitz soll künftig fast überall auf der Welt angeboten werden. Große Hoffnungen setzt man dabei auf Osteuropa, wo der Automarkt immer noch einen großen Nachholbedarf hat. In Russland könnte Opel dabei künftig mit dem einheimischen Hersteller GAZ kooperieren.

Betriebsrat will Magna entgegenkommen

Magna hat für die geplante Umsetzung seiner Strategie bei der Bundesregierung um 4,5 Milliarden Euro Staatshilfe gebeten. Das Geld wird benötigt für Investitionen in Werke und Modelle, aber auch für den bevorstehenden Personalabbau. Da der Opel-Betriebsrat sich gegen betriebsbedingte Kündigungen sperrt, ist mit großzügigen Abfindungen zu rechnen. Darüber hinaus sind die Beschäftigten bereit, auf rund 265 Millionen Euro pro Jahr zu verzichten. Die Opel-Belegschaft würde im Gegenzug mit zehn Prozent am neuen Unternehmen beteiligt.

Über die Pläne von General Motors ist weit weniger bekannt. Dass sie in der Schublade liegen, ist aber unzweifelhaft. GM-Boss Fritz Henderson sprach öffentlich bereits über einen "Plan B", der greifen werde, sollte der Verkauf an Magna - etwa an Einsprüchen der EU-Kommission - scheitern. Nach Angaben des Opel-Betriebsrats kommt der GM-Plan dem Vorhaben des Finanzinvestors RHJI nahe, der im September aus dem Bieterverfahren ausgeschieden war.

Auch im Fall, dass GM Opel behält, wird daher mit dem Abbau von fast 10.000 Stellen gerechnet. Das Werk Antwerpen müsste zweifellos schließen, für Luton dürfte mittelfristig das Gleiche gelten. Allerdings dürfte es in diesem Szenario auch die deutschen Opel-Werke treffen. So war bereits im Frühjahr spekuliert worden, GM suche einen Käufer für das Werk in Eisenach. Hier könnte die Schließung drohen. Mittelfristig könnte auch dem Werk Bochum das Aus drohen.

Finanzbedarf von bis zu 3 Milliarden Euro

Der FDP-Politiker Dirk Pfeil, der für die Länder im Beirat der Opel-Treuhand sitzt, schätzt den Finanzbedarf von GM für eine Opel-Sanierung auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Für GM käme eine Sanierung vor allem deshalb günstiger, weil der Konzern im Gegensatz zu einem Investor keine Lizenzgebühren für Patentrechte zahlen müsste, denn diese befinden sich im Besitz von General Motors. Andererseits kann GM nicht mit Zugeständnissen der Arbeitnehmer rechnen. Betriebsrat und IG Metall haben mehrfach betont, dass sie nicht bereit sind, eine Sanierung unter GM-Regie durch Lohnverzicht zu unterstützen.

Unklar ist derzeit auch, was mit der staatlichen Brückenfinanzierung geschieht. Bund und Länder hatten bereits Anfang Juni eine erste Finanzspritze von 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt, um Opel über die nächsten Monate zu retten. Dieser Kredit kann zum 30. November fällig gestellt werden. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass Bund und Länder Opel das Geld sofort zurückfordern, sollte GM sich gegen einen Verkauf stellen. Denn in diesem Fall wäre der deutsche Autobauer sofort insolvent. Die Politik trüge die unmittelbare Verantwortung für den Untergang der Marke mit dem Blitz.

(AP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort