GDL-Chef Schell in Radolfzell Eine Kur sorgt für Irritationen

Frankfurt/Main (RPO). Eigentlich soll eine Kur soll der Erholung dienen - die Schlagzeilen aber, die GDL-Chef Manfred Schell derzeit über sich den Bahnstreik liest, dürften ihn eher aufregen, denn beruhigen. "Er legt Deutschland lahm und legt sich selbst in der Kur auf die faule Haut", hieß es am Donnerstag. Schließlich ist Schell ausgerechnet dann in Kur gefahren, als die nächste Streikwelle drohte.

Leere Bahnhöfe und ratlose Pendler
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Foto: AP

Überdies räumte Schell in der "Bild"-Zeitung ein, "keine ernsthafte Erkrankung" zu haben. Nun spricht die Bahn vom Chaos bei der GD, Medien spekulierten am Donnerstag über interne Machtkämpfe.

GDL-Sprecherin Gerda Seibert wies die Berichte am Donnerstag in Frankfurt am Main als "Blödsinn" zurück. Es gebe keine Machtkämpfe und kein Chaos innerhalb der Gewerkschaft. Schließlich sei der GDL-Vize Weselsky bereits als Kandidat für die Nachfolge von Schell nominiert, wenn dieser Mitte 2008 in Rente geht.

Auch gebe es zwischen dem 48-Jährigen und Schells zweitem Stellvertreter, dem 51-jährigen Günther Kinscher keine Unstimmigkeiten. Zudem stimme sich der Vorstand auch während der dreiwöchigen Kur regelmäßig mit ihrem Vorsitzenden Schell ab.

In GDL-Kreisen wurde das bestätigt. Weselsky gelte bereits als langem als unumstrittener Nachfolger für Schell. Deswegen sei eine Leitung der Gewerkschaft durch ihn in dieser heißen Phase des Tarifkonflikts eine Selbstverständlichkeit.

Schells zweiter Vertreter Kinscher habe hingegen keine Ambitionen auf die Führung. In der Sache werden sowohl Weselsky als auch Kinscher eher noch als stärkere Hardliner eingeschätzt.

Mutmaßungen, die GDL wolle mit der Kur ihren temperamentvollen Gewerkschaftsboss zurückziehen, um so den Weg für eine Einigung mit der Bahn freimachen, wurden deshalb in Gewerkschaftskreisen nicht bestätigt.

Zumal Schell am Mittwoch verdeutlichte, dass solch eine Strategie mit ihm nicht machbar wäre: Obwohl er bereits im Reha-Zentrum Mettnau-Kur in Radolfzell am Bodensee kurt, stellte er via "Bild" Streiks für Donnerstag in Aussicht und überrumpelte damit die GDL-Führung, die das offiziell erst zwei Stunden später auf einer Pressekonferenz verkündete.

Unklar ist, ob Schell seine Kur möglicherweise früher abbrechen wird, um die GDL doch wieder durch den Tarifkonflikt zu führen. GDL-Sprecherin Seibert wollte sich dazu nicht äußern. Offenbar gibt es in der Gewerkschaft darüber aber unterschiedliche Auffassungen.

Die "Bild" zitiert den Vizechef des GDL-Bezirks Mitteldeutschland, Peter Korleck, der es für besser hält, wenn Schell "an vorderster Front mit dabei wäre", jedoch gibt es in der GDL auch Verteidiger des derzeitigen Kurses. So bleibt abzuwarten, ob die GDL in den nächsten Wochen neben Frankfurt am Main auch weiterhin aus der Strandbadstraße 106 in Radolfzell am Bodensee agiert.

(afp)
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