Schmiergeldaffäre Ehemalige Siemens-Manager bieten Schadenersatz an

München (RPO). Neue Wende im Schmiegeldskandal um den Technologiekonzern Siemens: Drei ehemalige Manager des Unternehmens wollen für ihr Fehlverhalten Schadenersatz zahlen. Im Gespräch sind 500.000 Euro - pro Person.

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Foto: AP

Fast drei Jahre nach Bekanntwerden der Siemens-Schmiergeldaffäre steht der Konzern mit drei ehemaligen Vorständen vor einer Einigung im Streit um Schadenersatzforderungen. Die Ex-Vorstände Klaus Wucherer, Rudi Lamprecht und Edward Krubasik hätten sich bereit erklärt, jeweils 500.000 Euro an das Unternehmen zu zahlen, teilte Siemens am Freitag in München mit. Die Vergleichsvereinbarung solle im November geschlossen werden.

"Siemens ist auch mit den übrigen betroffenen ehemaligen Vorständen im Gespräch und erwartet, dass weitere Einigungen zeitnah folgen werden", hieß es weiter. Der Konzern verlangt von insgesamt elf Managern Schadenersatz, darunter auch von den ehemaligen Vorstandschefs Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld. Der Konzern wirft den Betroffenen eine Verletzung ihrer Organisations- und Aufsichtspflichten im Zusammenhang mit Korruptionsvorfällen in den Jahren 2003 bis 2006 vor.

Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen

Die Zahlungen von Wucherer, Lamprecht und Krubasik sollen zusätzlich zu Leistungen einer Managerhaftpflicht-Versicherung erfolgen, hieß es. Aufsichtsrat und Hauptversammlung müssen der Einigung zustimmen. "Siemens und die ehemaligen Vorstandsmitglieder wollen langjährige Streitigkeiten über die geltend gemachten Ansprüche vermeiden und zu einer einvernehmlichen Regelung kommen", erklärte der Konzern.

Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, das gegen Wucherer, Lamprecht und Krubasik lief, wurde eingestellt, teilte Siemens weiter mit. Derzeit laufen bei der Münchner Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Siemens-Affäre noch fünf Ordnungswidrigkeitsverfahren, darunter auch gegen Ex-Siemens-Chef von Pierer. Er hatte von 1992 bis 2005 an der Spitze des Siemens-Konzerns gestanden. Anschließend war er bis April 2007 Aufsichtsratschef gewesen. Den früheren Managern drohen Bußgelder, die Ermittler werfen ihnen die Verletzung ihrer Aufsichtspflicht vor.

Vier Ex-Vorstände im Visier der Staatsanwaltschaft

Gegen vier frühere Vorstände ermittelt wegen Korruptionsfällen auch die Münchner Staatsanwaltschaft. Gegen einen ehemaligen hochrangigen Manager des Konzerns wurde bereits Anklage erhoben. Dem Ex-Finanzchef der Kommunikationssparte COM, Michael Kutschenreuter, wirft die Staatsanwaltschaft Untreue vor.

Die Siemens-Affäre war im November 2006 mit einer Großrazzia ins Rollen gekommen. Staatsanwälte und interne Ermittler deckten daraufhin dubiose Zahlungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf. Quer durch den größten Teil der damaligen zehn Unternehmensbereiche wurde Schmiergeld gezahlt. Die Affäre hat Siemens inklusive Beraterkosten zur internen Aufklärung und einer Kartellstrafe mindestens 2,5 Milliarden Euro gekostet.

(AP/ndi)
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