Vor der Machtübernahme durch ACS Bei Hochtief geht der dritte Vorstand

Essen (RP). Wenige Tage vor der Machtübernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS verlässt mit Finanzchef Burhard Lohr jetzt der dritte Hochtief-Vorstand den Essener Baukonzern. Lohr lege sein Mandat als Finanzvorstand und Arbeitsdirektor zum 18. Oktober nieder, teilte Hochtief am Montag mit.

Der 48-Jährige ist seit 20 Jahren für Hochtief tätig und sitzt seit 2006 im Vorstand. Zuvor hatten bereits Asien-Pazifik-Chef Peter Noé und Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter ihre Rücktritte angekündigt.

Die Hochtief-Vorstände haben ein Sonderkündigungsrecht für den Fall eines Kontrollwechsels bei Hochtief. Die Arbeitsverträge sehen für diesen Fall eine Entschädigung von zweieinhalb Jahresgehältern vor. Lohr steht demnach eine Abfindung von über drei Millionen Euro zu. Lütkestratkötter wird nach eigenen Angaben gut vier Millionen Euro Abfindung ausgezahlt bekommen.

ACS hat sich in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben 42,6 Prozent der Hochtief-Aktien gesichert und will seine Beteiligung in den nächsten Monaten auf über 50 Prozent aufstocken. Erleichtert wird das Vorhaben durch zuletzt stark sinkende Hochtief-Aktienkurse. Unabhängig davon dürfte ACS schon bei der Hauptversammlung am 12. Mai über die Stimmenmehrheit verfügen und damit bestimmenden Einfluss auf die Zusammensetzung des Aufsichtsrates nehmen, der wiederum den Vorstand bestellt.

Zank gab es zuletzt um die Anzahl der Aufsichtsräte, die ACS ab der kommenden Hauptversammlung stellen darf: Während die Spanier entsprechend ihres Stimmanteils vier Sitze beanspruchen, sieht der Hochtief-Vorstand in den Vorbereitungen der Hauptversammlung nur zwei Sitze vor.

Auch der Aufsichtsrat selbst ist sich hinter verschlossenen Türen nicht mehr in allen Punkten einig. Nach Informationen unserer Zeitung standen zum Beispiel längst nicht alle Aufsichtsratsmitglieder hinter der Nominierung des bisherigen Europa-Chefs Frank Stieler. Vor allem jene Aufsichtsräte, die beim Umbau des Gremiums um ihre Posten fürchten müssen, sollen sich lange gegen Stieler gestellt haben.

Hochtief-Großaktionär ACS hingegen hält Stieler für eine "hervorragende Wahl", wie eine Sprecherin sagte.

(RP)
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