Zweifel an Kreditwürdigkeit verschreckt Anleger Ratingagentur stuft Bonität der USA herab

Frankfurt (RPO). Zweifel an der Bonität der USA und Griechenlands haben die Anleger am Montag zutiefst verunsichert. Rund um den Globus brachen die Kurse an den Aktienmärkten ein, während viele Investoren ihr Glück in den als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen suchten. Eine Rating-Agentur hatte zuvor die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft.

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Die Gläubiger der USA und Griechenlands forderten zudem wegen des größeren Risikos höherer Renditen. Auslöser der Turbulenzen war die Ankündigung der US-Ratingagentur Standard & Poor's, den Ausblick für die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft auf "negativ" von "stabil" zu senken. Schon zuvor hatte die Diskussion um eine mögliche Umschuldung Griechenlands die Anleger in Atem gehalten.

"Jetzt betont nicht mehr allein US-Finanzminister Timothy Geithner das Risiko eines US-Zahlungsausfalls", sagte David Watt, Devisenstratege bei dem Investmenthaus RBC Capital Markets. "Die Rating-Agenturen sagen nun ebenfalls, dass das US-Defizit unter Kontrolle gebracht werden muss." In den USA hat sich in der vergangenen Woche die Diskussion um die langfristige Verschuldung der USA weiter zugespitzt.

Dabei stehen sich die Demokraten von US-Präsident Barack Obama und die Republikaner scheinbar unversöhnlich gegenüber. Da voraussichtlich im Mai in den USA die Schuldenobergrenze erreicht werden wird, müssen sich die zerstrittenen Parteien im Kongress aber bald auf eine Anhebung der Grenze einigen.

Anleger ziehen Geld von Aktienmärkten ab

Den Anlegern scheint allmählich jedenfalls der Geduldsfaden zu reißen: In Scharen zogen sie ihre Gelder am Montag von den Aktienmärkten weltweit ab. So brachen an der Wall Street der Dow-Jones-Index und der S&P500 um je 1,8 Prozent ein.

In Frankfurt sackte der Dax um 2,3 Prozent auf 7013 Punkte ab. Auch in Paris und London kannten die meisten Aktienkurse nur den Weg nach unten: der FTSE-Index rutschte um 2,1 Prozent, der CAC40 um 2,1 Prozent ab.

Besonders die Aktien aus der Versicherungsbranche gerieten unter Druck, da in deren Portfolios besonders viele Anleihen vermutet werden: So fielen die Aktien der Allianz um fünf Prozent, die Titel des französischen Konkurrenten Axa verloren knapp sechs Prozent.

Gold gilt wieder als sichere Anlage

Ihr Geld brachten die Anleger lieber in vermeintlich sicherer Häfen unter: Dazu zählte zunächst Gold. Der Preis für die Feinunze sprang um 0,9 Prozent auf 1497 Dollar je Feinunze in die Höhe. Zudem vertrauten die Investoren offensichtlich den Anleihen der Bundesrepublik: so zog der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihe stark an, was die Rendite bis auf 3,265 Prozent drückte. Dagegen zogen viele ihre Gelder aus den US-Papieren ab. Die Rendite der vergleichbaren zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg bis auf 3,457 von 3,414 Prozent.

Der Dollar reagierte dagegen nur kurz auf die Nachricht. So erholte sich der Euro vorübergehend auf über 1,43 Euro, doch nahm dann die Talfahrt wieder auf und wurde am Nachmittag mit 1,4260 Dollar bewertet. Händler erklärten, an den Devisenmärkten überwiege die Sorge um Griechenland und Portugal. Einem Zeitungsbericht zufolge hat die griechische Regierung die Europäische Union (EU) und Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine Umschuldung gebeten.

In Athen wurde zwar dementiert, doch in Berlin verlautete aus Koalitionskreisen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Griechenlands in Teilen der Bundesregierung als sehr hoch eingeschätzt wird. Nach dem Wahlsieg der rechtspopulistischen Partei "Wahre Finnen" fürchten zudem viele Investoren eine Blockade des schon geschnürten Rettungspaketes für Portugal.

(RTR/top)
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