Düsseldorf Lufthansa lässt es auf Streik ankommen

Düsseldorf · Zwar legt die Airline kurz vor Auslaufen des Ultimatums ein neues Angebot vor. Die Gewerkschaft reagiert skeptisch.

Schlechte Zeiten für Lufthansa-Kunden: Das Management ließ gestern die Forderung der Flugbegleiter nach einem deutlich besseren Angebot für die Alters- und Übergangsversorgung zunächst ins Leere laufen. Stattdessen legte der Konzern ein paar "erklärende Eckpunkte" zu seinem bereits am 19. Oktober gemachten Angebot vor. Dabei steht die Airline unter enormem Druck. Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (Ufo) hat ihr bis heute um 17 Uhr Zeit gegeben nachzubessern. Ansonsten steht die Kranichlinie vor dem längsten Arbeitskampf ihrer Geschichte. Die Ufo droht damit, ihre Mitglieder ab morgen für eine Woche zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen. Auf welchen Strecken genau, ist offen. Doch schon wenige am Boden bleibende Flugzeuge können den eng getakteten Flugplan ins Chaos stürzen.

Die Gewerkschaft reagierte gestern prompt auf das Eckpunkte-Papier. Ufo-Chef Nicoley Baublies bezeichnete es als "PR-Gag und Provokation" und griff insbesondere Arbeitsdirektorin Bettina Volkens an: "Unter ihrer Führung ist die Sozialpartnerschaft in eine tiefe Krise geraten." Die Managerin würde alles andere als souverän agieren, Lösungsansätze vermissen lassen und der Ufo unverhohlen drohen. Tatsächlich hatte Volkens mitteilen lassen, sollte die Ufo streiken, sehe sie sich nicht mehr an ihr letztes Angebot zur Alters- und Übergangsversorgung gebunden. Es ist eine hilflose Geste, ein Versuch, die Ufo-Mitglieder zu verunsichern und vom Streik abzuhalten. Dafür spricht auch Volkens Vorwurf, die Gewerkschaft habe Forderungen gestellt, "die rein machtpolitisch motiviert sind und nicht im Interesse der Mitarbeiter".

Doch die Belegschaft ist offenkundig fest entschlossen, den Druck zu erhöhen. Ohnehin war es Baublies in den vergangenen Monaten immer schwerer gefallen, gegenüber den Mitgliedern seine rein auf Verhandlungen ausgerichtete Strategie zu verkaufen. Zumal er sich nach eigenen Angaben großzügig gezeigt hatte: So erklärte sich die Ufo dazu bereit, Zwangsteilzeit bei Saisonkräften, niedrigere Löhnen auf den Strecken in die beliebten Urlaubsregionen und die Umstellung der Übergangsversorgung von garantierten Auszahlungsbeträgen auf garantierte Einzahlungen zu akzeptieren. Zudem hätte sich die Ufo zu einer Zwangsschlichtung und festen Ankündigungszeiträumen bei Streiks verpflichtet. Auch die bei Gewerkschaftern unbeliebten variablen Gehaltsbestandteile hätte Baublies tarifiert.

Am späten Nachmittag wurde es dann dem Management offenbar doch zu heikel. Es legte der Gewerkschaft ein neues Angebot vor. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, man habe vor allem bei der Laufzeit für die Übergangsversorgung der neueingestellten Flugbegleiter nachgebessert. Insgesamt enthalte der Vorschlag "drei Alternativen" zur Lösung des Tarifkonflikts. Zudem bot die Lufthansa der Ufo einen neuen Verhandlungstermin für heute 14 Uhr an.

Ufo-Chef Baublies zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion skeptisch. Das Angebot wirke auf den ersten Blick "wie alter Wein in neuen Schläuchen". Die Ufo werde es ihre Tarifexperten in einer Nachtsitzung prüfen lassen. Er habe aber wenig Hoffnung, dass der Vorschlag die geforderten deutlichen Verbesserungen enthalte. Der Streik ist kaum noch abwendbar.

(maxi)
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