Maria Höfl-Riesch holt Gold für Deutschland "Es ist die zehnfache Steigerung von Erleichterung"

Krasnaja Poljana · Ein Goldjubel wie in Vancouver: Maria Höfl-Riesch feierte beim ersten Start in Sotschi gleich als Olympiasiegerin. Zum dritten Mal gab es für sie eine Goldmedaille, öfter jubelte nur eine Alpine. Für die überflügelte Rosi Mittermaier ist Höfl-Riesch "einfach top".

Maria Höfl-Riesch strahlt bei Medaillen-Übergabe
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Die ersehnte Goldmedaille hielt Maria Höfl-Riesch fest umklammert in beiden Händen. Stunden nach ihrem Triumph in der Super-Kombination strahlte die deutsche Fahnenträgerin nahe der olympischen Flamme vor Tausenden vom Siegerpodest. Erster Ringe-Coup in Sotschi, der dritte Olympiasieg insgesamt - und Emotionen pur. "Die Erleichterung ist riesengroß, wie wenn einem ein Felsbrocken vom Herzen fällt", sagte die 29-Jährige am Montagabend nach der stimmungsvollen Medaillenzeremonie im Olympiapark am Schwarzen Meer.

Die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver demonstrierte wieder einmal ihre Extra-Klasse, als es darauf ankam. "Erleichterung ist gar kein Wort dafür. Es ist die zehnfache Steigerung von Erleichterung", gestand die Partenkirchenerin. Zwischenzeitlich musste sie in ihrem "Bilderbuchmärchen" und "einem der emotionalsten Siege" mit den Tränen kämpfen. Als der Triumph im nervenzehrenden Rennen fest stand, sank die Dauergewinnerin ergriffen auf die Knie.

"Wir sind alle sehr emotional"

Maria Höfl-Riesch jubelt über Kombi-Gold
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Innig umarmte Alpindirektor Wolfgang Maier seine Dauersiegerin, die in der Olympia-Rangliste der deutschen Alpinen an Rosi Mittermaier vorbeizog und zur dreimaligen Goldmedaillengewinnerin Katja Seizinger aufschloss. "Wir sind alle sehr emotional. Für uns Alpine ist das der optimale Einstand", schwärmte Maier. Gelöst lobten die deutschen Olympia-Funktionäre nach dem zweiten Sieg des Teams in Sotschi die deutsche Vorzeigefahrerin. "Sie hat wieder genau im richtigen Moment einfach die Höchstleistung abgerufen. Das unterscheidet sie von anderen Athleten", konstatierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Grundsätzlich wiederholt sich die Geschichte des letzten Jahres, wo sie bei der WM in Schladming ein Stück weit Skisportgeschichte geschrieben hat."

So viele hatten Gold von Maria Höfl-Riesch erwartet, oder zumindest erhofft. "Extrem nervös" sei sie gewesen, gestand die 27-malige Weltcupsiegerin. Das war ihr ungewohnterweise vor dem Finallauf sogar anzumerken. Nach Rang fünf in der Abfahrt und 1,04 Sekunden Rückstand auf die führende Amerikanerin Julia Mancuso fiel das obligatorische Brustklopfen Höfl-Rieschs vor dem entscheidenden Slalom besonders lange aus. Wie 2010 in Vancouver legte Höfl-Riesch nach der Bestzeit den Kopf in den Nacken, riss jubelnd die Fäuste in die Höhe. Und dann? Musste sie warten.

Bangend blickten Höfl-Rieschs Augen unter dem Rand der schwarz-rot-goldenen Mütze, wie die Amerikanerin beim Kampf durch die 59 Torlaufstangen Zehntelsekunde um Zehntelsekunde verlor und am Ende hinter ihr lag. Auch ohne Sieg: das US-Girl bejubelte überschwänglich Bronze. Die Silbermedaille ging an Nicole Hosp aus Österreich. Alle drei strahlten im Scheinwerferlicht von Sotschi bei der abendlichen Medaillenzeremonie, die auch Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg ("Unglaubliche Leistung") verfolgte - bei der ersten Ehrung am Nachmittag hielt Höfl-Riesch auf dem Podest im Zielraum auch stolz die deutsche Fahne in die Höhe.

Talisman-Funktion des "Kaisers"

Als Glücksbringer, wie schon bei der WM in Schladming, applaudierte Franz Beckenbauer besonders "der Maria". "Er hat einen guten Job gemacht. Leider ist er schon auf dem Heimweg. Aber auch, wenn er von zu Hause die Daumen drückt, bringt es hoffentlich Glück", sagte Höfl-Riesch und lachte, als nach der Talisman-Funktion des "Kaisers" gefragt wurde.

Mancuso führte im Ziel berauscht vom Medaillenglück auch als Dritte ein wahres Freudentänzchen auf. Sie komplettierte nach Kombi-Gold und -Silber bei den vorangegangenen Winterspielen den Medaillensatz. Höfl-Riesch wiederholte als zweite deutsche Alpine nach Katja Seizinger (Abfahrt 1994/1998) einen Olympiasieg in derselben Disziplin. Mehr Gold hat nur die kroatische Rekordgewinnerin Janica Kostelic (4-2-0) auf dem Olympia-Konto.

"Wahnsinn, das ist einfach top. Maria hat einfach die Coolness", pries Rosi Mittermaier und traut Höfl-Riesch "alles zu". Gesamtweltcupsiegerin, zweimal Weltmeisterin und jetzt der dritte Olympiasieg. 2006 verpasste die Partenkirchener Skirennfahrerin noch verletzt die Spiele, 2010 trumpfte sie groß als Gold-Marie auf und jetzt bestätigte sie ihre Favoritenstellung. "Dass ich das jetzt geschafft habe, auf den Punkt genau die Leistung zu zeigen, das ist einfach so eine unglaubliche Last, die da abfällt", schilderte die 29-Jährige den vorläufigen Höhepunkt ihrer Olympia-Geschichte.

Medaillenkandidatin im Super-G und im Slalom

Weitere Chancen folgen. Am Mittwoch steht die Spezialabfahrt an, dazu ist sie Medaillenkandidatin im Super-G und im Slalom. Und vielleicht ist ja auch im Riesenslalom noch etwas möglich. "So ein Erfolg macht das Kreuz breiter", sagte Michael Vesper, der deutsche Chef de Mission. Nach den Großtaten von Höfl-Riesch und Rodler Felix Loch sah er "eine gute Ausgangsposition für die nächsten Tage".

Ob man dann im Hause Höfl-Riesch auch wieder so fragend den kommenden Olympia-Prüfungen entgegen blickt? "Wie kann man nach den Trainingsergebnissen hier ständig von "Gold" reden", hatte Ehemann Marcus vor dem Rennen noch verwundert getwittert. Nach dem glanzvollen Auftritt seiner Frau war er dann einfach nur "stolz".

(dpa)
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