Verband musste zu Korruptions-Vorwürfen Stellung nehmen Japans Nationalsport Sumo im Zwielicht

Tokio (dpa). Japans heiliger Nationalsport Sumo ist in den Verdacht der Scheinheiligkeit geraten. Der erzkonservative Sumo- Verband, oberster Hüter des rund 2 000 Jahre alten Ringkampfs, sah sich am Dienstag gezwungen, vor der Auslandspresse gegen Korruptionsvorwürfe eines früheren Mitglieds anzutreten.

Ex-Ringer Keisuke Itai hatte vor ausländischen Reportern behauptet, dass es wiederholt zu Ringabsprachen gegen Geld gekommen sei. Dabei nannte er 18 aktive Top-Ringer, die in den Schwindel verwickelt sein sollen - darunter Yokuzuna (Großmeister) Akebono, weltweit bekannt auch durch seinen Show-Auftritt bei der Winter Olympiade 1998 in Nagano.

Für die Behauptung gebe es keinerlei Beweise, wehrte sich am Dienstag der Vorsitzende des Sumo-Verbandes, Katsuo Tokitsukaze. Alle Beschuldigten hätten bei internen Befragungen die Anschuldigungen zurückgewiesen. Itai hatte zugegeben, selbst absichtlich Kämpfe verloren zu haben. Jeder Sumo-Eingeweihte wisse um diese Praxis. Die Vorwürfe bekräftigen den Verdacht, dass es im Sumo mit seinen Shinto- Priestern und Reinigungszeremonien vermutlich doch nicht so sauber zugeht, wie alle Welt denkt. Vor vier Jahren hatte Itais Sumo- Schulmeister Onaruto ein Buch über "Yaocho" (Manipulation im Ring) geschrieben und von Ringern erzählt, die Marihuana rauchen, Steuern hinterziehen und sich mit Yakuza-Gangstern abgeben.

Einen Monat bevor Onarutos Buch erschien, starben er und sein Co- Autor, der ehemalige Ringer Seiichiro Hashimoto, laut Medienberichten auf mysteriöse Weise am selben Tag an der selben Atemwegserkrankung. Wie damals leugnet der Sumo-Verband alle Anschuldigungen und bezichtigt Itai der Unglaubwürdigkeit. Als Beweis zitierte der Sumo- Verbandschef am Dienstag aus einer schriftlichen Aussage, die Itai vor vier Jahren gegenüber dem Verband und einem eingeschalteten Rechtsanwalt gemacht habe. Damals wies Itai den Vorwurf seines damaligen Sumo-Meisters Onaruto noch zurück, dass es zu Ringabsprachen gekommen sei. Er beschuldigte seinerseits Onaruto, verschuldet zu sein und das Buch aus Geldgier geschrieben zu haben.

"Nach vier Jahren behauptet Itai nun genau das Gegenteil", sagt Verbandschef Tokitsukaze. Aber es koste für Itai schließlich mehr Mut, vor die Weltpresse zu treten als intern vor den eigenen Verband, führte ein Reporter an. Doch der Verbandschef blieb dabei: was Itai damals gesagt habe, sei die Wahrheit. Wenn Itais jetzige Vorwürfe falsch seien, warum gehe man dann nicht vor Gericht, wollte eine Journalistin wissen. Das sei nur Zeitverschwendung, entgegnete Tokitsukaze. Oder weil man sich nicht sicher sei, das man den Prozess gewinne? Der Verbandschef blieb dabei: Das sei Zeitverschwendung, schließlich hätten sich die Ringer auf den Sport zu konzentrieren.

(RPO Archiv)
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