RP: Jupp Ivanovic, welche Bedeutung hat für Sie nach einigen Fehlversuchen denn noch der Begriff Comeback?

Ivanovic: Für mich waren die paar Einsätze im Herbst keine richtigen Comebacks. Es stellten sich halt schnell Probleme ein, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Es wäre vermutlich besser gewesen, die Achillessehne noch länger konservativ zu behandeln und nicht direkt zu operieren. Damals war ich zu ungeduldig. Ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht.

Hat sich der Erwartungsdruck minimiert oder gar noch gesteigert?

Wäre ich gesund gewesen, hätte ich schon in der letzten Saison positiven Druck gehabt. Jetzt spüre ich überhaupt keinen Druck.

Vielleicht kommt das noch, wenn die Vorbereitung beginnt. Ende Juni wollen Sie wieder ins Mannschaftstraining eingreifen. Wie nutzen Sie die Zeit bis dahin?

Ich bereite mich vor, arbeite voll durch, während die Kollegen ihre Ferien genießen. Gut, 14 Tage werde ich auf Zypern sein, die Laufschuhe befinden sich aber im Gepäck. Meiner Frau habe ich schon angekündigt, dass sie vormittags nicht mit mir rechnen muss. Von Acht bis Zwölf werde ich mein Programm absolvieren und mich erst danach an den Strand legen.

Und am 28. Juni sind Sie dann fit?

Wenn die Vorbereitung am 28. Juni startet, muss ich auf dem konditionellen Stand meiner Kollegen sein. Ich habe Nachholbedarf, kann in den nächsten Wochen aber zumindest so viel schaffen, dass ich die Vorbereitung durchstehe. Wenn ich danach keine Probleme habe, ist die Achillessehnen-Geschichte für mich ausgestanden und die konditionelle Fitness ohnehin hergestellt.

Ziel ist folglich ein Kaderplatz beim Saison-Auftaktmatch?

Natürlich will ich das, ich brauche dazu aber die komplette Fitness. Ohne meine körperliche Stärke sehe ich schlecht aus.

Man sagt, dass nach einer solchen Verletzung genau die gleiche Zeit wieder nötig ist, um auf das ehemalige Niveau zu kommen. Das wäre ein erneutes Jahr.

Ich hoffe, dass es nicht ganz so viel wird, vielleicht dauert es bis Dezember.

Die Frage, ob der MSV letzte Saison mit einem fitten Jupp aufgestiegen wäre, ist hypothetisch. Um wie viel stärker wird das Team aber, wenn Sie künftig zur Verfügung stehen?

Schwer zu sagen. Ich habe unsere Heimspiele ja verfolgt und wäre bei einigen Partien nicht gerne Stürmer gewesen. Es gab Spiele, in denen konntest du als Stürmer nur schlecht aussehen. Von den 14 Toren, die Aziz Ahanfouf erzielte, hat er vielleicht vier Stück aufgelegt bekommen. Die anderen hat er sich mit seinen Fähigkeiten selbst erarbeitet. Mir fehlen solche Stärken, ich kann nicht mal eben drei, vier Mann umspielen, sondern habe andere Fähigkeiten. Dafür bin ich aber auf Zuspiele angewiesen.

Die Verpflichtung von Dirk Lottner, der solche Pässe drauf hat, kommt Ihnen also entgegen?

Auf jeden Fall. Auf der anderen Seite wird das sehr hoch gepuscht, mit Lottner soll alles besser werden. Er ist aber auch nur ein Mann, das Team muss auf seine Fähigkeiten eingehen. Ein Miro Spizak hat beispielsweise auch seine Stärken, wurde aber nur selten in Szene gesetzt. Ein einziger Mann kann in einem Team kein Heilsbringer sein..

Ivica Grlic wird nächste Saison für den MSV auflaufen. Damit ist in Duisburg ein Trio aktiv, das eben vor einem Jahr in Aachen für Furore sorgte. In wie weit kann das die Spielkultur heben?

Grlics Verpflichtung ist ein weiterer Mosaikstein. Mit Grlic, Voss, Maas und Lottner haben wir im Mittelfeld jetzt richtig spielstarke Leute.

Haben Sie sich für die nächste Saison eigentlich eine Torquote gesetzt?

So was mache ich nicht. Wenn ich fit bin, kann ich aber bestimmt ein paar Dinger reinmachen. Warten wir mal ab.