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Senegalesin neue Generalsekretärin Fatma Samoura wird mächtigste Frau des Welt-Fußballs

Mexiko-Stadt · Die Senegalesin Fatma Samoura wird die neue Generalsekretärin des Fußball-Weltverbandes Fifa. Die Diplomatin bekommt viel zu tun - auf dem Papier ist sie einflussreicher als der Fifa-Präsident.

 Fatma Samoura wird die "Nummer zwei" der Fifa.

Fatma Samoura wird die "Nummer zwei" der Fifa.

Foto: dpa

Gianni Infantino genoss kurz den Applaus, schüttelte ein paar Hände und verließ zufrieden die Kongresshalle: In nicht einmal 80 Tagen hat der Schweizer Fifa-Präsident dem krisengeschüttelten Fußball-Weltverband ein neues Gesicht gegeben - und das ist nach einer historischen Entscheidung am Freitag in Mexiko-Stadt sogar weiblich.

Die senegalesische Diplomatin Fatma Samoura wird ab Mitte Juni die Milliarden-Geschäfte des Weltverbands als neue Generalsekretärin führen. Die 54-Jährige, die über 20 Jahren für die Vereinten Nationen (UN) arbeitete, hat in der bisherigen "Altherren"-Fifa zumindest auf dem Papier mehr Einfluss als Infantino (46), der die Krise in seiner Schlussrede beim 66. Kongress um 13.59 Uhr Ortszeit für beendet erklärte.

"Fatma Samoura wird frischen Wind in die Fifa bringen", sagte Infantino: "Sie ist jemand von außen, nicht von innen. Sie kommt nicht aus der Vergangenheit. Sie wird uns helfen, das Richtige zu tun." Für den Weltverband, der den Kosovo und Gibraltar als 210. und 211. Mitglied aufnahm, sei es "essentiell", neue Perspektiven einzubeziehen - "von außerhalb der traditionellen Funktionärswelt".

Die "Nummer 2" der Fifa bekommt durch das Ende Februar verabschiedete Reformpaket deutlich mehr Macht. Das Fifa-Generalsekretariat überwacht alle Einnahmen - eine Frau an der Spitze des operativen Geschäfts hat es in der über 100-jährigen Geschichte des Weltverbandes noch nicht gegeben.

"Heute ist ein wundervoller Tag für mich. Ich fühle mich geehrt, diese neue Rolle zu übernehmen", sagte Samoura: "Ich bin überzeugt, dass diese neue Aufgabe perfekt zu mir, zu meinen Fähigkeiten und zu meiner Erfahrung passt."

Einen Dämpfer musste die Fifa allerdings auch hinnehmen: Kurz vor Schluss verließ "Chefaufseher" Domenico Scala offenbar aus Protest die Messehalle. Den Vorsitzenden der Audit- und Compliance-Kommission störte die Entscheidung der Fifa-Verbände massiv, die Mitglieder der eigentlich unabhängigen Kommissionen bis zum nächsten Kongress 2017 doch wieder durch das neue Fifa-Council bestimmen zu lassen.

Die 1962 geborene Fatma Samba Diouf Samoura spricht vier Sprachen und studierte in Frankreich. Die UN-Diplomatin hat enorme Krisenerfahrung: Sie arbeitete unter anderem als Entwicklungshelferin, seit Februar in Nigeria. Zuvor hatte sie ihre Arbeit in den Kosovo, nach Liberia, Nicaragua und Afghanistan geführt. Eine Verbindung zum Fußball hatte sie nicht - was sie aber nach dem vergangenen Horrorjahr als Kandidaten für die enorm einflussreiche Position umso mehr qualifiziert.

Im neuen Fifa-Council sitzen bislang zwei weibliche Mitglieder, durch das Reformpaket werden bis Ende September mindestens noch vier weitere folgen, auch aus der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Die Generalsekretärin sitzt ebenfalls im Fifa-"Rat".

Bislang leitete der deutsche Fifa-Finanzchef Markus Kattner (45) den Weltverband als Interimsgeneralsekretär durch die Krise. Am Freitag stellte er dem Kongress das überarbeitete Budget für die Finanzperiode 2015 bis 2018 vor, das den "Infantino-Bonus" enthält und einstimmig mit Applaus abgesegnet wurde. Dank des Wahlversprechens von Infantino wird nun über eine Milliarde Euro an die Verbände ausgeschüttet.

"Sie haben eine großartige Entscheidung für den Fußball getroffen", sagte Infantino, der von der "Atmosphäre in diesen Tagen" beeindruckt war: "Ich habe eine besondere Stimmung gespürt. Eine Atmosphäre der Einigkeit, der Harmonie und des Respekts." Der 13. Mai in Mexiko sei der Tag, an dem "wir von den Versprechen zum Handel übergehen, von der Proklamation zu den Fakten".

Das große Reformpaket, das Ende Februar verabschiedet wurde, stand im Banamex-Kongresscenter wie erwartet im Mittelpunkt. "Die Fifa verändert sich", sagte Infantino: "Sie wird eine sein, die offen, vertrauensvoll und transparent ist."

Mit dabei ist künftig auch Bayern Münchens Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Der 60-Jährige, der bereits Präsident der Europäischen Klub-Vereinigung ECA und Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees ist, wurde als Vize-Vorsitzender in die neue Stakeholder-Kommission berufen.

Dass die offenen Posten in Scalas bedeutender, weil unabhängiger Audit- und Complience-Kommission, die laut Reformpaket alle Prozesse überwacht, sowie die in der Rechts- und der Governance-Kommission durch das Council benannt werden, liegt laut SID-Informationen auch daran, dass einige Kandidaten durch den vorgeschriebenen Integritätscheck gefallen sind.

Vor dem Kongress bestanden haben dagegen der Kosovo (mit 141:23 der Stimmen) und Gibraltar (172:12) mit ihren Aufnahmeanträgen. Beide dürfen deshalb schon in der Qualifikation für die WM 2018 in Russland starten, die im September 2016 beginnt. Speziell beim Kosovo, dessen Unabhängigkeit nicht von allen Staaten anerkannt wird, ist aber noch offen, in welche Qualifikations-Gruppe er von der Uefa eingeordnet werden kann.

Nach dem vergangenen Krisen-Jahr kam der Weltverband dieses Mal ohne Verhaftungen und Razzien aus - Infantino hatte zuvor immer wieder, wenn auch etwas pathetisch, betont, den "Fußball wieder zur Fifa und die Fifa wieder zum Fußball" bringen zu wollen. In der ersten Reihe des Kongress saßen am Freitag zahlreiche Ex-Stars wie Luis Figo (Portugal) und Fabio Cannavaro (Italien), die als "Legenden-Team" die Fifa beraten sollen.

(sid)
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