Aus für Österreich in der Vorrunde Alabas Albtraum

Paris · Österreich ist krachend gescheitert. Die erschreckende Bilanz des ambitionierten Teams: Tabellenletzter, sieglos, ein einziges Tor in drei Spielen. Trainer Koller und die Spieler sind enttäuscht, blicken aber zuversichtlich in die Zukunft.

 Frust bei David Alaba.

Frust bei David Alaba.

Foto: dpa, gh

Unmittelbar nach dem Abpfiff waren sie schockiert. David Alabas Blick, der später von einem "geplatzten Traum" sprach, war wie versteinert. Dann kam Ramazan Özcan und nahm ihn in den Arm. Wenige Minuten später drückte Vater George Alaba seinen Sprössling David tröstend an seine Brust. Stefan Islanker fasste es in Worte. "Wir haben's verbockt", sagte der Leipziger nach der 1:2-Schlappe gegen Island, die für Österreich das Aus bedeutete. "Da können wir nicht von Pech reden, damit müssen wir jetzt leben." Kapitän Christian Fuchs meinte: "Das war scheiße!"

Auch am Tag danach ist die Enttäuschung noch größer als es die Erwartungen vor dem Turnier waren, und die waren riesig. Schließlich sind 15 Spieler des 23-Mann-Kaders in Deutschland aktiv, vier in England, nur einer in Österreich - aber ausgerechnet der war der Beste: Torhüter Robert Almer. Und David Alaba der Schlechteste? Vielleicht nicht ganz, doch bei ihm klafften Leistungsvermögen und die präsentierten Vorstellungen am weitesten auseinander. Österreichs bester Fußballer fand nie seine Form, war mit seiner Führungsrolle fußballerisch und menschlich überfordert.

"Ich weiß, dass ihr enttäuscht seid. Aber glaubt uns, wir sind es umso mehr", schrieb Alaba am späten Donnerstagabend im Internet. "Wir haben gemeinsam mit Euch die Europameisterschaft erreicht. Aber irgendwie hat es nicht sein sollen. Wir wollten mehr erreichen. Der Schock sitzt tief." Für jeden seiner Mitspieler sei es "immer eine Ehre, für unser Land spielen zu dürfen. Wir werden nun alle erstmal das Turnier verarbeiten und dann Schritt für Schritt wieder auf das nächste schauen - mit der Einstellung, immer alles für Euch zu geben!"

In den ersten Stunden nach dem Aus sind nur einige weitere Gründe zu benennen, die in den nächsten Wochen genauer analysiert werden müssen. Verletzungen vor der EM und der Erwartungsdruck wurden angeführt. Trainer Marcel Koller nimmt das Desaster nicht persönlich: "Ich denke nicht, dass das ein Scheitern ist. Für mich und meine Spieler war das eine Erfahrung."

Trotzdem standen der Coach und sein Star David Alaba im Mittelpunkt der Kritik. "Bei keiner EM war es so einfach weiterzukommen", schimpfte Ex-Nationalspieler Hans Krankl. "Das ist eine Katastrophe. Warum begannen wir plötzlich mit acht Defensivspielern?" Doch bevor die Trainerdiskussion richtig eröffnet wurde, beendete sie Verbandspräsident Leo Windtner: "Natürlich haben wir unser Ziel nicht erreicht. Aber es gibt keine Zweifel. Der Kurs mit Marcel Koller steht. Die WM-Qualifikation wollen wir schaffen."

Die Österreicher blickten am Donnerstag bereits wieder nach vorn. Auch David Alaba, dem sein junges Alter dabei behilflich ist, Enttäuschungen wie diese schneller zu verarbeiten. "Das Buch ist nicht zu Ende geschrieben. Es war kein schönes Kapitel, aber wir wollen das nächste aufschlagen." Das sollte möglich sein, denn am Freitag wird er 24. Ob ihm dann schon wieder zum Feiern zumute ist?

(ths)
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