Mitglieder wählen neuen HSV-Aufsichtsrat Übernehmen die Fans in Hamburg die Macht?

Hamburg · Am Sonntag wählen die Mitglieder des Hamburges SV vier neue Mitglieder in den Aufsichtsrat. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Fans die Kontrolle in dem Gremium übernehmen.

 Die Fans des Hamburger SV könnten am kommenden Sonntag die Kontrolle des Aufsichtsrates übernehmen.

Die Fans des Hamburger SV könnten am kommenden Sonntag die Kontrolle des Aufsichtsrates übernehmen.

Foto: dpa, Maurizio Gambarini

Mit vier Worten brüllen die Anhänger des Hamburger SV Woche für Woche ihre geliebten Helden nach vorne. "Hier regiert der HSV", hallt es dann duch das Stadion. Es ist längst nicht ausgeschlossen, dass die Fans den Klassiker unter ihren Schlachtrufen zum Start der Rückrunde in die Bundesliga umschreiben können in "Wir regieren den HSV".

Am Sonntag wählen die Mitglieder des Vereins vier neue Aufsichtsräte in das elfköpfige Gremium. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Vertreter der Fans die Kontrolle in der letzten Instanz des Klubs übernehmen: Ein neues Stimmenverhältnis von 6:5 ist nahezu sicher, 7:4 gut möglich. Ein Szenario, das nicht allen im Umfeld der klammen Hanseaten gefällt.

"Das Fehlen sportlicher Kompetenz ist ein Manko"

"Mein Wunsch war immer, dass in diesem Gremium alle Bereiche der Stadt ihren Niederschlag finden, sowohl aus der Wirtschaft, der Politik, Wissenschaft, vor allem auch aus dem Sport", sagte der ehemalige Aufsichtsrats-Chef Udo Bandow dem "Hamburger Abendblatt". Doch gerade einen Fußball-Fachmann wird man im neuen Aufsichtsrat vergeblich suchen. "Das Fehlen sportlicher Kompetenz ist ein Manko", sagte Bandow.

Neben sportlichem Fachwissen wird dem neuen Aufsichtsrat auch wirtschaftliche Kompetenz verloren gehen. Und das ist, bemängeln Kritiker, in der derzeitigen Situation des Bundesliga-Dinos noch viel verheerender. Schon nach den vergangenen beiden Geschäftsjahren musste Vorstands-Chef Carl Jarchow ein sattes Millionen-Minus verkünden (4,9 Millionen in 2010/11 und 6,6 Millionen in 2011/12). In diesem Jahr droht sogar ein noch größerer Fehlbetrag in der Bilanz, weshalb sich die Hamburger für die laufende Transferperiode ein Sparziel von rund sechs Millionen Euro auferlegt haben.

"Die Lage ist sehr ernst"

"Dem Verein geht es wirtschaftlich nicht gut", sagte der 57-Jährige vor der Wahl, "die Lage ist nach wie vor sehr ernst. Unsere Liquidität ist zwar gesichert, aber wir müssen auch etwas weiter als nur über die Saison hinaus schauen." Und in dieser heiklen Phase verlassen in Jörg Debatin, Ian Karan, Otto Rieckhoff sowie dem scheidenden Oberkontrolleur Alexander Otto ausgerechnet die 2009 als "Wirtschaftsweisen" angetretenen Räte das Gremium.

Allerdings hat auch dieses Quartett es in der Vergangenheit nicht geschafft, die schlechte wirtschaftliche Bilanz zu verhindern. Und deshalb macht sich Jarchow auch "überhaupt keine Sorgen um die Zusammensetzung des Aufsichtsrates". Der ehemalige Politiker glaubt, dass "auch diesmal Kandidaten dabei sind, die große Wirtschaftskompetenz vorweisen können." Das gemeinsame Ziel: In der nächsten Saison soll erstmals eine ausgeglichene Bilanz vorgelegt werden.

In den kommenden Monaten hofft Jarchow auf die Unterstützung des neuen Aufsichtsrates. Schließlich müssten in naher Zukunft wichtige Entscheidungen getroffen werden, um die finanzielle Situation des HSV zu verbessern - unter anderem über die weitere Zusammenarbeit mit Vermarkter Sportfive und die Rückzahlungen der Darlehen aus der Fan-Anleihe sowie den Kredit von Gönner Klaus-Michael Kühne, der den kostspieligen Transfer von Superstar Rafael van der Vaart mitfinanziert hatte. So wie jetzt "kann es nicht weitergehen", sagte Jarchow. Wird es auch nicht. Die Fans werden in Zukunft noch mehr mitregieren.

(sid/seeg)
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