Trennung von Mainz 05 Trainer-Verband nimmt Tuchel nicht in Schutz

Düsseldorf · Mit Verständnis, aber auch mit Bedauern hat der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) auf die Diskussionen um Trainer Thomas Tuchel reagiert.

 Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer reagiert mit Bedauern auf die Trennung zwischen Mainz und Thomas Tuchel.

Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer reagiert mit Bedauern auf die Trennung zwischen Mainz und Thomas Tuchel.

Foto: dpa, fve htf

Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) hat die Trennung von Trainer Thomas Tuchel vom Bundesligisten FSV Mainz 05 als "unschöne Geschichte" eingestuft. "Dass er seinen Vertrag nicht erfüllen will, spricht nicht für ihn. Da kann ich ihn nicht Schutz nehmen", sagte BDFL-Präsident Lutz Hangartner, der nach einem langen Telefonat mit Tuchel am Montag im SID-Gespräch aber versicherte, "dass ich seine Beweggründe nachvollziehen kann". Deshalb findet es der 70-Jährige auch "gar nicht okay, wie in der Öffentlichkeit mit ihm ungegangen wird".

Tuchel habe ihm "glaubhaft versichert", dass er wirklich glaube, der Mannschaft keine Impulse mehr geben zu können: "Und er hat mir auch glaubhaft versichert, dass er nie vorgehabt hat, zu Schalke oder nach Leverkusen zu gehen."

Zunächst hält Hangartner aufgrund der verhärteten Fronten eine Auszeit Tuchels für die einzig denkbare Lösung. "Aber wenn im Herbst die ersten Trainer entlassen werden, wird Tuchel sicher bei vielen Vereinen ein Kandidat sein", sagte der frühere Zweitliga-Coach des SC Freiburg: "Und dann wird sich Mainz überlegen, ob sie ihn wirklich bis zum Ende der Saison auf Eis legen oder ob sie nicht lieber die Hand aufhalten."

In einer offiziellen Stellungnahme schrieb der Verband: "Grundsätzlich ist der BDFL der Auffassung, dass geschlossene Verträge eingehalten werden sollten. Gegen dieses Prinzip haben in den vergangenen Jahren die Mehrzahl der Klubs verstoßen, in dem sie ihren aktuellen Trainer, häufig vorschnell, wegen sogenannter Erfolgslosigkeit entlassen haben." Dies werde in den Medien und Öffentlichkeit leider als Normalität betrachtet.

Im Falle von Tuchel seien die "Verwunderung und Kritik deshalb so stark, da in diesem seltenen Falle ein Trainer selbst bekundet, seinen Vertrag nicht bis zum Ende der Laufzeit erfüllen zu wollen. Das können und wollen wir selbstverständlich nicht vorbehaltlos als gut und richtig betrachten", schrieb der BDFL weiter.

Tuchel feiert mit Bierdusche und Töchtern
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Tuchel feiert mit Bierdusche und Töchtern

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Tuchel habe ihm, so Hangartner, aber erklärt, dass die Initiative zu Verhandlungen von anderen Vereinen ausgegangen sei und diese mit der jetzigen Entwicklung nichts zu tun gehabt hätten. "Es ist aber doch legitim, dass die Trainer, die im Falle des Misserfolgs immer als erste entlassen werden, einfach einmal den Markt sondieren", erklärte Hangartner: "Das schließt nicht aus, dass sich jemand zu 100 Prozent für seinen Verein engagiert." Außerdem müsse man dann genauso fragen, "wieso ein Manager eines Vereins wie Schalke Tuchel anspricht, ohne Mainz zu informieren".

Dass Tuchel im Falle eines Rücktritts von Bundestrainer Joachim Löw trotz eines bis 2016 laufenden Vertrages Chefcoach beim DFB wird, kann "ich mir persönlich nicht vorstellen", sagte Hangartner: "Allerdings: Bei einem Ausscheiden in der Vorrunde hört Jogi Löw auf, vielleicht würde er bei einem Gewinn des Titels auch auf dem Höhepunkt abtreten wollen. Wenn dann ein Ruf vom DFB kommt, würde Tuchel sich das sicher anhören."

Tuchel hatte dem Verein erklärt, dass er trotz laufenden Vertrags bis 2015 nicht mehr in Mainz arbeiten wolle. Der FSV hatte sich geweigert, den Vertrag aufzulösen, wodurch dem 40-Jährigen der Weg zu einem anderen Verein zunächst verbaut ist.

(sid)
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