Borussia Mönchengladbach Borussia macht ihre Spieler wertvoller

Mönchengladbach · Der Marktwert des Teams ist in einem Jahr um mehr als 25 Prozent gestiegen. Das ist die logische Folge des Plans von Max Eberl: Er holt Spieler, die Entwicklungspotenzial haben. Lucien Favre weiß es abzurufen – das macht die Spieler teurer.

Borussias Neue singen beim Fan-Abend auf der Bühne
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Der Marktwert des Teams ist in einem Jahr um mehr als 25 Prozent gestiegen. Das ist die logische Folge des Plans von Max Eberl: Er holt Spieler, die Entwicklungspotenzial haben. Lucien Favre weiß es abzurufen — das macht die Spieler teurer.

Lucien Favre hat einen guten Ruf in der Fußballbranche. Borussias Trainer gilt als einer, der Spieler besser machen kann. Favre schaut auf die Details, er destilliert die Stärken und Schwächen der ihm Anvertrauten heraus und lehrt die Fußballer, daran zu arbeiten. Das, was sie können, sollen sie noch besser machen. Und das, was die nicht können, sollen sie lernen. Weswegen er Spieler mag, die gewillt sind, etwas anzunehmen.

André Hahn, der Zukauf aus Augsburg, hat sich auch für Borussia entschieden, weil er sich entwickeln will — und fühlt sich nach wenigen Wochen bestätigt, dass er sich richtig entschieden hat. "Er ist ein akribischer Arbeiter, der sehr viel und genau erklärt", sagt Borussia-Neuling über Favre. "Macht ein Spieler einen Fehler, nimmt er ihn zur Seite und erklärt ihm seine Vorstellungen an der Taktiktafel oder später bei der Videoanalyse. Den Spaß an seiner Arbeit merkt man unserem Trainer jedenfalls an."

Spieler steigern ihren Marktwert durch den Erfolg

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Borussia ist sportlich stabil geworden, zum dritten Mal in Folge gab es einen einstelligen Tabellenplatz. Und zum zweiten Mal binnen drei Jahren spielen die Gladbacher international. Die Entwicklung des Teams lässt sich indes nicht nur an Tabellenplätzen ablesen, sondern auch an der positiven Marktwertentwicklung der Spieler. Das war schon mal anders in den Jahren, als die Borussen auf der Suche nach ihrer eigenen Identität waren und sich immer gegen den Abstieg wehren mussten. Da kamen vielversprechende Talente, doch es gab keinen Mehrwert am Ende, sondern bestenfalls Stagnation: sportlich und finanziell.

Der Einzige, der in der Jetztzeit-Borussia derart zu beschreiben ist, ist Luuk de Jong. 2012 kam er für zwölf Millionen Euro aus Enschede, nun wurde er für rund sieben Millionen Euro an den PSV Eindhoven verkauft, aktuell wird sein Marktwert auf fünf Millionen Euro taxiert. Ansonsten aber werden Spieler nicht nur besser in Gladbach, sondern auch wertvoller.

Im August 2013 war Borussias Mannschaft laut Transfermarkt.de 94,03 Millionen Euro wert, ein Jahr später sind es 118,80 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von mehr als 25 Prozent. Damit liegen die Borussen in der Marktwert- Tabelle, die das Internetportal ermittelt hat, auf dem siebten Platz. Knapp vor Gladbach liegt das Fußballprojekt 1899 Hoffenheim mit einem Gesamtwert von 120,85 Millionen Euro. Der VfL Wolfsburg (5.) ist mit 175,48 Millionen schon deutlich enteilt, Bayer Leverkusen schickt kickendes Personal im Wert von 179,20 Millionen Euro ins Rennen, der Kader von Schalke 04 ist 207,50 Euro wert. In einer anderen Dimension sind Borussia Dortmund (333,35 Millionen) und natürlich der Rekordmeister Bayern München 525,50 Millionen) unterwegs.

Marco Reus als Vorbild

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Für Max Eberl ist dies ein logischer Zusammenhang. "Das entspricht ja unserem Weg. Wir wollen Spieler finden, die hungrig sind und bereit sind, sich zu entwickeln. Wenn die Qualität steigt, steigt auch der Wert der Mannschaft und der einzelnen Spieler", sagt Eberl. Für ihn sind all das Mosaiksteine des Erfolgsrezepts im Borussia-Park. "Wenn eine Philosophie passt, der Trainer passt, die Spieler passen, dann schlägt sich das finanziell, tabellarisch und im Marktwert nieder."

Das kann zuweilen astronomisch ausfallen, siehe Marco Reus. 900 000 Euro zahlte Eberl 2009 an den Zweitligisten Rot-Weiß Ahlen, drei Jahre später verkaufte Borussia Reus für 17,5 Millionen Euro an die Namenscousine aus Dortmund. Reus gehört in die Kategorie "junge Spieler mit Potenzial", für die Eberl und auch Trainer Favre ein besonderes Faible haben. Eberl hat sich seither zum Fachmann für Transfers von Spielern entwickelt, die auf dem Sprung sind.

2011 kam der Norweger Havard Nordtveit zunächst auf Leihbasis vom FC Arsenal London, damals war er eine Millionen Euro wert. Inzwischen liegt er bei 6,5 Millionen. Max Kruse ist ebenfalls einer, der sich sportlich und wertig gut entwickelt hat. Borussia zahlte 2013 2,5 Millionen Euro, das war die festgeschriebene Ablösesumme, der geschätzte Marktwert lag bei fünf Millionen Euro. Ein Jahr später hat sich Kruses Wert auf zehn Millionen Euro verdoppelt. Dieses Preisschild heftet auch Raffael an, der somit gleichauf mit Kruse, Thorgan Hazard und Granit Xhaka Borussias teuerster Spieler ist.

Borussias Eigengewächse

Knapp dahinter liegt mit 9,5 Millionen Euro ein Eigengewächs: Patrick Herrmann. "Dass ein Spieler aus unserem eigenen Stall seinen Wert steigert, ist ja normal", sagt Eberl. Gleichwohl sei es Ausdruck der guten Jugendarbeit, die im Verein gemacht werde. Der größte Coup mit einem Eigengewächs gelang Eberl mit Marc-André ter Stegen: Alles inklusive rund 17 Millionen Euro bekommt Borussia vom FC Barcelona für den selbstgemachten Torwart.

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Auch Tony Jantschke hat in der vergangenen Spielzeit richtig zugelegt. 4,5 Millionen Euro war er am 1. August 2013 wert, aktuell müsste man 6,5 Millionen Euro für den Defensivspezialisten zahlen. Für Julian Korb waren im August 2013 200 000 Euro notiert, nun sind es drei Millionen Euro. Einer, der schon bald einen Marktwert-Quantensprung machen könnte, ist der blutjunge Mo Dahoud. Sein aktueller Wert liegt bei 150 000 Euro. Startet er in dieser Saison durch, wird sich das schnell potenzieren. Max Eberl nennt die sportliche Entwicklung und die des Marktwerts "Parallelwelten" — in beiden Welten war Julian Korb im vergangenen Jahr einer der großen Aufsteiger bei Borussia.

Noch größer war der Sprung, den Christoph Kramer machte: Der sportliche Aufstieg ist bekannt: Aus dem Zweitliga-Spieler Kramer wurde binnen eines Jahres der Weltmeister Kramer — was seinen Wert von 1,5 Millionen Euro auf acht Millionen Euro anhob. Das freut jedoch vor allem Bayer Leverkusen, denn Kramer gehört dem Werksklub.

Borussia profitiert indes auch von dem, was Spieler im Vorjahr bei anderen Klubs geleistet haben. Beim FC Augsburg hat André Hahn eine tolle Saison 2013/2014 gespielt. Max Eberl kannte die Ausstiegsklausel des Offensivmanns und griff zu. 2,2 Millionen Euro zahlte Borussia. Schon jetzt hat sich Hahns Wert mehr als verdreifacht. Nun arbeitet Lucien Favre daran, Hahn besser zu machen. Und damit auch wertvoller.

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