Was bedeutet Newroz?
Im Persischen ist es Nouruz oder Naurûz im türkischen Nevruz. Der Name bedeutet übersetzt "Neuer Tag".
Nouruz hat bei iranischen Völkern des persischen Kulturraums große Bedeutung als Feiertag und als ein "Tag des Übergangs". Die iranischen Völker sind dabei diejenigen, welche iranische Sprachen sprechen. Neben dem heutigen Iran leben verschiedene rund 18 Ethnien umfassende iranische Völker heute verbreitet über den gesamten Nahen Osten. Auch die nicht zu den iranischen Völkern gehörenden Turkvölker im Nahen Osten und Westasien feiern Nauroz wegen ihrer geschichtlich engen kulturellen Verbundenheit zu den iranischen Völkern. (Turkvölker meint dabei rund 40 Ethnien, die Turksprachen sprechen ). Beide Zusammenfassungen der Völker beziehen sich hauptsächlich auf die jeweils verwandten Sprachen.
So wird Nouruz im Iran, in Afghanistan, Aserbaidschan, Turkmenistan, Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan von der jeweiligen Mehrheit der Bevölkerung begangen. In Pakistan und Armenien feiert die jeweilige Minderheit der iranischen beziehungsweise türkischen Ethnien das Fest. Kleine iranische und türkische Ethnien, die Nauroz feiern, gibt es auch in China, Russland, Israel, der Mongolei, Indien, Kosovo, Albanien, Georgien, der Ukraine sowie in Tansania und in Bangladesch.
Besondere auch politische Bedeutung hat Newroz beim iranischen Volk der Kurden, dessen Siedlungsgebiet auf die heutigen Gebiete der Türkei, des Irak und Syrien aufgeteilt ist. In der Türkei und in Syrien war das Fest zeitweilig – zumindest in bestimmten Formen – verboten.
Nauroz ist ganz allgemein der Beginn des neuen Jahres und seit rund dem sechsten Jahrhundert vor Christus mit dem astronomischen Frühjahrsbeginn zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gleichgesetzt. Dieses Frühlingsäquinoktium, wenn Tag und Nacht genau gleich lang sind, liegt immer um den 19., 20. und 21. März (die Herbst-Tagundnachtgleiche immer um den 22., 23. und 24. September). Das ist der Zeitpunkt, wenn die Sonne den sogenannten Himmelsäquator im Frühlingspunkt im Sternzeichen Widder überquert.
Astronomisch-wissenschaftlich betrachtet beginnt dann der Frühling auf der Nordhalbkugel.
Der Nouruz-Tag ist in vielen Ländern ein offizieller Feiertag und ist im "immateriellen Erbe der Menschheit" der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, aufgenommen. Weltweit begehen über 300 Millionen Menschen das Fest mit einer anerkannt rund 3000 Jahre alten Geschichte.
Nouroz wird zwar heute in überwiegend islamischen Ländern gefeiert, ist aber kein ursprünglich islamisches Fest, sondern wesentlich älter. Da der islamische Kalender sich rein am Mond orientiert, ist Newroz auch nicht gleichbedeutend mit dem Beginn des islamischen neuen Jahres. Dieses verschiebt sich alljährlich und liegt 2022 am 30. Juli. (Dann beginnt das islamische Jahr 1444).
Im Iran und in Afghanistan beginnt mit Nouruz kalendarisch das neue Jahr. Der iranische Kalender ist eine Weiterentwicklung des islamischen Kalenders und basiert auf dem Sonnenjahr. Am 20. März 2021 begann mit Nouruz im Iran und in Afghanistan das Jahr 1400 (nach der Auswanderung Mohammeds aus Mekka nach Medina).
Politische Bedeutung von Newroz
Für Kurden, in deren historischem Siedlungsgebiet das Fest Newroz im siebten Jahrhundert vor Christus wahrscheinlich entstanden ist, hat es neben der kalendarischen Bedeutung als Neujahrsfest auch eine politische Bedeutung.
Newroz als in dieser Schreibweise kurdisches Neujahrsfest, gilt als ein Fest der Wiedergeburt und des Neuanfangs im Sinne des Frühlings. Es gilt aber auch als ein Fest, das entstanden sei aus "der kurdischen Fähigkeit zum Widerstand". Damit symbolisch als Widerstandsfest aufgeladen, gab und gibt es regelmäßig im Zusammenhang mit Newroz Kundgebungen und Proteste, bei denen kurdische Aktivisten Autonomie und/oder überhaupt eine kurdische Nation fordern. Das kurdische Siedlungsgebiet teilt sich heute auf die vier Länder Türkei, Syrien, Irak und Iran auf. Einen "kurdischen Staat" gab es im Laufe der Geschichte bislang nicht oder nur in Teilen für kurze Zeit.
In der Türkei und in Syrien war einige Jahre lang die Feier des kurdischen Neujahrsfests verboten, da es in der Vergangenheit anlässlich dieses Tages bereits Aufstände und Unruhen gab. In der Türkei und besonders in Syrien ist die Situation der Kurden weiterhin ungeklärt und schwierig. Im Nordirak gibt es spätestens seit dem Jahr 2005 eine anerkannte autonome Region Kurdistan.
Viele kurdische Gemeinden weltweit begehen aber mittlerweile Newroz vor allem etwa mit kurdischen Kulturtagen und als Kinder- und Familienfeste.
Geschichte: Wie ist Newroz entstanden?
Besonders bei den Kurden gilt der Mythos um den Widerstand gegen den "kinderfressenden" bösen Herrscher und "Drachenkönig" Dehok als Gründungslegende des Newroz-Festes. Dehok ist ein Erzdämon aus der iranischen Mythologie, der auch Zohak, Dahak, Dahag oder AzhiDahaka genannt wird.
Er soll im siebten Jahrhundert vor Christus gelebt haben und durch Ermordung des persischen Herrschers Camsid an die Macht gekommen sein. Als ihm eines Tages plötzlich zwei Schlangen aus den Schultern wuchsen, war ein Rat seiner Gelehrten, diese täglich mit dem Hirn zweier junger Menschen zu füttern – so die Mythologie.
Nachdem viele Menschen flüchteten und viele zu Tode gekommen waren, habe der Schmied Kaveh oder Kawa schließlich den Widerstand organisiert und den Tyrannen am 21. März des Jahres 612 vor Christus getötet.
Feuer gilt im Zusammenhang mit dieser Legende als wichtig, da zum einen große Feuer benötigt worden seien, um Waffen gegen den Tyrannen zu schmieden – zum anderen habe man große Feuer entzündet, um von dem Sieg zu künden.
Historisch siegten um diesen Legendenzeitraum herum die Meder gegen die Assyrer nahe der historischen Stadt Ninive. Das Reich der Meder lag im Gebiet der Kurden.
Der persische Dichter Faudsi hingegen schreibt die Entstehung des Neujahrsfestes dem legendären persischen Schah Dschamschid zu. Dieser ist eine mythologische iranische Gestalt und sei der vierte König der Welt gewesen mit einer über 150-jährigen Regierungszeit.
Historisch kam dem Tag als astronomischer Frühlingsbeginn bereits früh Bedeutung auch im Sinne des Ackerbaus zu. Die Tradition des Festes geht jedenfalls über 3000 Jahre zurück.
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