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Neue Vorwürfe gegen Wulff Wirbel um Bonusmeilen-Nutzung

Berlin · Bundespräsident Christian Wulff kommt nicht zur Ruhe. Schon kochen die nächsten Vorwürfe hoch: Laut einem Medienbericht sollen Wulff und seine Frau im Jahr 2007 auf einem privaten Lufthansa-Flug ein Upgrade in die Business-Class in Anspruch genommen haben.

Wulff zelebriert Neujahrsempfang auf Schloss Bellevue
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Die SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag fordert Aufklärung.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, sollen der damalige niedersächsische Ministerpräsident, seine heutige Ehefrau Bettina und deren Sohn während des Urlaubsfluges von Miami nach Frankfurt ein Upgrade von der Economy-Class in die Business-Class erhalten haben. Dafür soll Wulff nach Angaben seines Anwalts privat erworbene Bonusmeilen eingesetzt haben.

Auf Anfrage des Blattes soll Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr zunächst bestritten haben, dass es eine solche Umbuchung gegeben habe. "Die Flugtickets waren von Anfang an in der Business-Class gebucht. Der Aufpreis im Vergleich zur Economy-Class wurde durch private Meilen beglichen", zitiert die Zeitung Lehr in einer ersten Stellungnahme.

Für Umbuchung 210.000 Meilen erforderlich

Laut Lufthansa müssten für ein Upgrade von drei Personen von der Economy-Class in die Business-Class auf einem solchen Langstreckenflug 210.000 Bonusmeilen eingesetzt werden. Das entspreche den gesammelten Bonusmeilen von 420 Flügen zwischen Hannover und München, heißt es in dem Bericht.

Auf Nachfragen der Zeitung habe Wulffs Anwalt die ursprüngliche Stellungnahme später um den zusätzlichen Hinweis ergänzt: "Das Meilenkonto besteht seit Ende der 80er-Jahre. Herr Wulff nutzt für alle privaten Ausgaben ausschließlich die Kreditkarte der Lufthansa." Der Lufthansa zufolge bestehe das Bonusmeilen-Programm "Miles & More" jedoch erst seit 1993. Eine "Miles & More"-Kreditkarte gibt es demnach erst seit 1999.

Anwalt: Wulff setze private Bonusmeilen ein

Um mit einer solchen Kreditkarte 210.000 Bonusmeilen zu sammeln, müssten 210.000 Euro mit der Karte umgesetzt werden, schreibt die Zeitung. Nachdem das Blatt weitere Fragen bezüglich des Upgrades an den Anwalt des Bundespräsidenten stellte, habe Lehr seine ursprüngliche Auskunft, die Flugtickets seien "von Anfang an" in der Business-Class gebucht gewesen, korrigiert. Vielmehr habe Lehr nun mitgeteilt: "Für ein Upgrade von der Economy Class zur Business Class während eines Fluges in die USA mit der Lufthansa setzte Herr Wulff seine privat erworbenen Bonusmeilen ein."

Nach Auskunft der Lufthansa seien Upgrades während eines Fluges an Bord ihrer Maschinen nicht möglich. Zudem könnten dienstlich und privat erworbene Bonusmeilen nicht getrennt voneinander auf einem Konto gesammelt werden, schreibt die Zeitung.

Medienanfragen veröffentlicht

Im Streit um die Offenlegung von Medienanfragen an Christian Wulff sind erste Zeitungen mit umfangreichen Veröffentlichungen vorgeprescht. Die Springer-Blätter "Die Welt" und "Welt am Sonntag" stellten am Donnerstagabend ihren umfangreichen Fragenkatalog sowie die Antworten von Wulffs Anwälten und der BW-Bank, die Wulff bei seiner umstrittenen Hausfinanzierung half, ins Internet. In einer Erklärung hieß es, die Zeitungen machten von ihrem Recht am eigenen Wort Gebrauch.

Die nun auf "Welt Online" veröffentlichte umfangreiche Abhandlung enthält weitgehend bekannte Angaben über das Zustandekommen von Wulffs Privatkredit bei Edith Geerkens. Wulff hatte 2008, als er noch Ministerpräsident war, bei der befreundeten Unternehmergattin 500.000 Euro geliehen und den Privatkredit später mit Hilfe der BW-Bank abgelöst. Auf die Frage, was der Präsident über die Herkunft des Geldes von Geerkens wisse, antworte Anwalt Lehr der "Welt" zufolge: "Herr Wulff wusste, dass Frau Edith Geerkens vermögend ist."

Viele Fragen und Antworten drehen sich auch um die Ablösung des Privatdarlehens durch "ein rollierendes Geldmarktdarlehen" bei der BW-Bank 2010 zu günstigeren Zinsen sowie die Umwandlung in ein langfristiges Darlehen Ende 2011. Wulffs Anwälte wie auch die Bank widersprachen Vorhaltungen, bei den Finanzgeschäften sei Wulff in den Genuss außergewöhnlicher günstiger Konditionen gekommen.

(APD/dpa)
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