Jörg Asmussen Steinbrücks stiller Strippenzieher

Berlin (RPO). Beobachter nennen ihn den wichtigsten Mann im Kampf gegen die Wirtschaftskrise in Deutschland. Jörg Asmussen, Staatssekretär im Finanzministerium, gilt als Ideengeber, Strippenzieher und Vordenker der Bundesregierung. Die Öffentlichkeit scheut der 42-Jährige. Der Skandal um die Mittelstandsbank IKB könnte ihn nun in negative Schlagzeilen bringen.

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Foto: AFP

Die Öffentlichkeit scheut Jörg Asmussen seit vielen Jahren. Einladungen in Talkshows schlägt der gebürtige Flensburger aus. Interview-Anfragen von Journalisten lehnt er hartnäckig ab. Das Rampenlicht überlässt das SPD-Mitglied stets seinem Chef. Finanzminister Peer Steinbrück verkündet Erfolge und Misserfolge seiner Politik. Der Staatsekretär sitzt bei Pressekonferenzen neben Steinbrück. Stets mit genügend Abstand, dass die TV-Kamaras haarschaf an ihm vorbeifilmen. Asmussen flüstert gelegentlich Stichworte, verbessert Fehler seines Ministers.

Als sich Steinbrück kürzlich vor Journalisten versprach, korrigierte ihn Asmussen umgehend. Den Fehler nahm er auf seine Kappe. "Minister machen keine Fehler", ließ er die Journalisten schmunzelnd wissen. Steinbrück versuchte die Situation mit einem Lachen zu überspielen und klopfte seinem wichtigsten Berater auf die Schulter. Frei nach dem Motto: Solche Leute braucht man eben.

Zurückhaltend und loyal

Der diplomierte Volkswirtschaftler Asmussen gilt als zurückhaltend und loyal: "Wir bleiben als beratende Beamte im Hintergrund." Als einfacher Mitarbeiter im Ministerium unter Theo Waigel (CSU) hatte er schon an der Bewältigung der Asienkrise 1997 mitgewirkt.

Asmussens Karriere setzte sich rasend schnell fort. Im Jahr 2004 schlägt er seinen ehemaligen Professor Axel Weber als neuen Chef der Deutschen Bundesbank vor. Der damalige Finanzminister Hans Eichel (SPD) lässt sich überzeugen. Im Juli 2008 wird Asmussens zum jüngsten beamteten Staatssekretär der Bundesregierung berufen.

Mit der beschaulichen Arbeit im Hintergrund ist es für den zweifachen Familienvater in Zeiten der Krise vorbei. Das Ringen um die Hypo Real Estate, die Zukunft von Opel, die andauernden Probleme bei den Landesbanken: Asmussen ist in alle wichtigen Arbeitsfelder eingebunden. Zudem ist er einer vom sechs Köpfen in der Expertengruppe "Neue Finanzmarktarchitektur", die Regeln für die Finanzmärkte skizzieren und für mehr Transparenz sorgen soll.

Bei der IKB droht Ärger

Aktuell drohen die Vorgänge um die Düssldorfer Mittelstandbank IKB Asmussen in ein schlechtes Licht zu rücken. Das Verhalten des neuen Eigentümers Lone Star sorgt für Wirbel. Die Investmentgesellschaft kündigte den Stopp der Sonderprüfung an. Die Prüfung sollte die Vorgänge aufdecken, die zur Schieflage der Bank geführt hatten. Lone Star soll in dieser Frage Rückendeckung aus dem Ministerium haben.

Erst im September 2008 hatte der Bund die Krisenbank an Lone Star verkauft. Bis dahin war Finanz-Staatssekretär Jörg Asmussen für den Bund Mitglied im Aufsichtsrat. "Die Bundesregierung fürchtet offenbar, dass Steinbrücks Staatssekretär bei der Prüfung etwas abbekommen könnte", mutmaßt beispielsweise der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler.

Sicher hingegen ist: Den stillen Strippenzieher Asmussen wird diese neue Publicity nicht freuen.

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