Ton im US-Wahlkampf wird rauer Barack Obama zeigt Nerven

Düsseldorf · Es ist nicht lange her, da schien Barack Obamas Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 6. November sicher. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney, der mehr mit verbalen Entgleisungen als mit politischen Visionen von sich reden machte, hechelte in Umfragen hinterher.

 US-Präsident Barack Obama (Mitte) hat zwölf Tage vor der Wahl seine Stimme abgegeben.

US-Präsident Barack Obama (Mitte) hat zwölf Tage vor der Wahl seine Stimme abgegeben.

Foto: dpa, Brian Cassella , Pool

Ausgerechnet jetzt, im Endspurt des Wahlkampfs und elf Tage vor dem Urnengang, hat sich das Blatt gewendet. Nach drei TV-Duellen hat Mitt Romney an Zustimmung gewonnen. Mehr noch: Die US-Bürger schenken dem als "Pannen-Mitt" verschrieenen Politiker zunehmend ihr Vertrauen. Aktuelle Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In einigen Untersuchungen rangierte Romney sogar vor Obama.

Der US-Präsident spürt Romneys Atem in seinem Nacken. Die Aufholjagd des Politikers von der "Grand Old Party" zeigt Wirkung: Der sonst staatsmännisch und charismatisch auftretende Obama ist dünnhäutig geworden. Das zeigt nicht zuletzt seine jüngste Beschimpfung, die er in Richtung Romney schickte.

Romney ein "Bullshitter"

In einer Gesprächspassage mit der Musikzeitschrift "Rolling Stone" ging es um Obamas große Popularität bei Kindern. Wörtlich meinte der Präsident: "Kinder haben einen guten Instinkt. Sie schauen auf den andern und sagen: Er ist ein Dummschwätzer." Romney wurde indirekt als "Bullshitter" bezeichnet.

Die Onlineausgabe der "Washington Post" berichtet am Freitag, die diesjährige Wahl weise die gravierendste Spaltung nach ethnischen Gesichtspunkten auf seit 1988. So ist Obamas Zustimmung in der weißen Bevölkerung dramatisch gesunken. Demnach liegt der Demokrat derzeit bei weißen Wählern um 21 Prozentpunkte hinter seinem Herausforderer Mitt Romney.

Sinkende Umfragewertefür Obama

Vor vier Jahren habe Obama bei Weißen lediglich um acht Prozentpunkte hinter seinem damaligen Gegner John McCain gelegen, schreibt die Zeitung weiter. 79 Prozent der Amerikaner sind Weiße. 59 Prozent der weißen Wähler, die vermutlich zur Wahl gehen, hätten sich für Romney ausgesprochen, lediglich 38 Prozent für Obama. Dafür könne Obama aber bei nicht-weißen Amerikanern erheblich punkten: 79 Prozent wollten ihre Stimme für den Amtsinhaber abgeben.

Sinkende Umfragewerte und ein verbaler Aussetzer — für Obama aber gibt es in diesen Tagen auch positive Meldungen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lake Research Partners ergab, dass sich mehr als 50 Prozent der Asiaten zu den Demokraten bekennen und nur 16 Prozent die Republikaner bevorzugen.

Obama ein Frühwähler

73 Prozent haben eine gute Meinung von Obama, nur 27 Prozent von Romney. Demokraten vertreten viele zentrale Anliegen der asiatischen Minderheit: Beim Streit um das Gesundheitssystem, den Interessen der Mittelschicht und bei den Themen Gleichbehandlung aller Amerikaner, Bildung und Einwanderung.

Als erster Präsident der US-Geschichte gab Obama vor den Wahlen seine Stimme in seiner Heimatstadt Chicago ab. "Ich kann Ihnen nicht sagen, für wen ich gestimmt habe", scherzte der Amtsinhaber. Sollte sein früher Urnengang ein Signal sein an die Wähler, es ihm gleich zu tun? Fürchtet Obama gar, weiter Wählerstimmen an Romney zu verlieren?

Wie wählen die "Swing States"

Fakt ist, dass zu den Frühwählern meist besonders viele Demokraten zählen. Diese Stimmen möchte er sich frühzeitig sichern. Auch Obamas Ehefrau Michelle gab bereits unlängst ihr Votum ab, per Briefwahl aus dem Weißen Haus.

Wahlentscheidend dürften die Ergebnisse in den wenigen "Swing States" sein. Staaten, in denen der Anteil der Wechselwähler besonders hoch ist, und die am Ende das Zünglein an der Waage sein können - unter anderem Florida, Colorado, Wisconsin, Virginia und Ohio.

Der Nachrichtensender CNN sieht auf Grundlage von Umfragen in den einzelnen Bundesstaaten derzeit 237 Wahlmännerstimmen in der Hand von Obama. Romney kann sich demnach nur 191 Stimmen im "electoral college" quasi sicher sein. Auch Obama weiß, dass der Vorsprung groß ist, aber nicht uneinholbar ist. Nicht wenige Beobachter rechnen mit einem äußerst knappen Wahlausgang. Obama sicherlich auch.

(nbe)
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