Neue Strategie gesucht US-Militär uneins über Irak-Kurs

Washington (RPO). Die USA erwarten am Montag mit Spannung den Bericht von US-General David Petraeus zur Lage im Irak. Vorabberichten zufolge wird er empfehlen, einen kleinen Teil der Truppen abzuziehen. Sein Vorgesetzter Admiral William Fallon empfiehlt George W. Bush jedoch einen drastischen Abbau der Streitkräfte.

Blutigster Tag im Irak seit Sicherheitsoffensive
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Foto: AFP

Von der Auseinandersetzung zwischen Petraeus und Fallon berichtet die "Washington Post". Fallon war demnach schon immer gegen die zusätzliche Entsendung von 30.000 Soldaten. Der Admiral, der für alle Einsätze der US-Truppen im Nahen Osten verantwortlich ist, war der Ansicht, die Truppen seien für die Bekämpfung anderer Bedrohungen in der Region erforderlich. Beide Männer hätten ihre Positionen vor einer Woche vor dem US-Präsidenten George W. Bush vertreten, berichtete die US-Tageszeitung.

Die Spannungen zwischen beiden Militärvertretern haben nach Angaben der "Washington Post" bereits im Sommer zugenommen, als Fallon einen Admiral nach Bagdad schickte, um Informationen zu sammeln. Kurze Zeit später hätte er einen Plan entwickelt, nachdem die US-Truppen im Irak drastisch reduziert werden sollen. Petraeus habe dieses Vorgehen als Einmischung in seine eigenen Pläne betrachtet. Fallon, der im März zum Chef der US-Einsätze in Nahost ernannt wurde, habe wenig Vertrauen in die irakische Regierung

Fraglich ist nun, welchem Militär der US-Präsident folgen wird. Knapp viereinhalb Jahre nach dem Einmarsch im Irak legt Petraeus dem Kongress am Montag seinen Bericht zur Lage im Land vor. Petraeus wird bis Dienstag vor dem Kongress aussagen. Neben ihm wird auch der US-Botschafter im Irak, Ryan Crocker, den Abgeordneten Bericht erstatten. US-Präsident George W. Bush hatte angekündigt, seine Entscheidung über die Fortsetzung des unpopulären Irak-Einsatzes von der Einschätzung Petraeus' abhängig machen zu wollen.

Präsenz halbieren

Die Vorschläge eines am Sonntag veröffentlichten Berichts des United States Institute of Peace gehen in eine ähnliche Richtung: Das Institut kam zu dem Ergebnis, dass die USA ihre Militärpräsenz im Irak in den nächsten drei Jahren halbieren und sich in fünf Jahren vollständig aus dem Land zurückziehen sollten. Nur dann werde die irakische Regierung selbst Verantwortung für die Sicherheit im Land übernehmen, hieß es in Bericht des Instituts, dass 1986 vom US-Kongress gegründet wurde. Die USA stünden zu vielen Herausforderungen in der Welt gegenüber und könnten ihre derzeitigen Anstrengungen im Irak deshalb nicht auf dem hohen Level fortführen.

Unterdessen wurde bekannt, dass Großbritannien seine Truppen bereits im April aus dem Hauptquartier im südirakischen Basra abziehen wollte. Auf eine Bitte der USA hin, seien die Soldaten aber fünf Monate länger geblieben, erklärte der britische Kommandeur James Bashall am Sonntag in einem Interview mit dem "Daily Telegraph". Die Entscheidung in der Stadt zu bleiben, sei ein Ergebnis "politischer Strategie" gewesen, die auf höchster Ebene festgelegt worden sei. Die britischen Truppen hatten ihr Hauptquartier "Basra Palace" vor einer Woche an die irakischen Sicherheitskräfte übergeben. Die 5500 britischen Soldaten im Irak operieren nun von einem 25 Kilometer von Basra entfernten Luftwaffenstützpunkt aus.

(afp)
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