Polizei setzt Tränengas gegen Mursi-Anhänger ein Sechs Tote bei Straßenschlachten in Ägypten

Kairo · Das Land am Nil kommt nicht zur Ruhe: Kurz vor der Wiederaufnahme eines Gerichtsverfahrens gegen Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi haben sich dessen Anhänger erneut tödliche Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

 Die ägyptische Polizei setzt Tränengas gegen Mursi-Anhänger ein.

Die ägyptische Polizei setzt Tränengas gegen Mursi-Anhänger ein.

Foto: dpa, Khaled Elfiqi

In der Hauptstadt Kairo, den nahegelegenen Städten Fajum und Ismailija am Suez-Kanal sowie in Alexandria wurden am Freitag sechs Menschen getötet, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Zudem seien 42 Menschen verletzt und mehr als 120 weitere festgenommen worden.

In einem östlichen Vorort von Kairo waren tausende Anhänger des Islamisten Mursi auf der Straße, steckten Reifen in Brand und bewarfen Polizisten mit Knallkörpern, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch Schüsse waren zu hören. Dort und in mehreren anderen Bezirken setzten die Sicherheitskräfte nach den Freitagsgebeten Tränengas ein.

Im Stadtviertel Giseh zündeten Demonstranten ein Polizeifahrzeug mit Brandbomben an, wie ein Vertreter der Sicherheitsbehörden sagte. Im Vorort Maadi beschossen sie in der Nähe eines Militärkrankenhauses die Polizei mit Feuerwerkskörpern. Einige Demonstranten warfen auch Steine und skandierten "nieder mit der Militärführung" - aus Protest gegen Mursis Entmachtung durch die Armee Anfang Juli. Die wichtigsten Plätze in Kairo waren mit Stacheldraht und Armeefahrzeugen abgesperrt, darunter der Tahrir-Platz.

Die Proteste richten sich auch gegen die Fortführung eines Prozesses gegen Mursi am kommenden Mittwoch. Ägyptens erster demokratisch gewählter Staatschef steht seit Anfang November vor Gericht. In dem Prozess geht es um Anstachelung zum Mord an sieben Demonstranten während der Proteste gegen Mursi vor dem Kairoer Präsidentenpalast im Dezember 2012. Wegen eines Gefängnisausbruchs 2011 soll Mursi zudem ab dem 28. Januar ein weiterer Prozess gemacht werden. Auch Spionagevorwürfe gegen ihn stehen im Raum, ein Gerichtstermin hierfür ist aber noch offen.

Seit Mursis Sturz im vergangenen Juli wurden in Ägypten mehr als tausend Menschen getötet und tausende Islamisten festgenommen. Im Dezember stufte die ägyptische Übergangsregierung die Muslimbruderschaft als "Terrororganisation" ein. Damit ist die Mitgliedschaft in der Bewegung und sogar der Besitz ihrer Publikationen strafbar.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort