Erbitterte Gefechte in Provinz Anbar 62 Islamisten und 32 Zivilisten sterben im Irak

Ramadi · Wieder wird Blut im Irak vergossen: Die jüngsten Kämpfe sind am Freitag weiter eskaliert. Im Gebiet um die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi wurden nach Angaben eines Milizenchefs 62 islamistische Aufständische getötet. Amtlichen Angaben zufolge kamen in der Unruheprovinz Al-Anbar außerdem 32 Zivilisten zu Tode. Die irakische Regierung entsandte Sondereinheiten.

 Al-Qaida-Kämpfer haben ein Polizeifahrzeug in Brand geschossen.

Al-Qaida-Kämpfer haben ein Polizeifahrzeug in Brand geschossen.

Foto: ap, Uncredited

In den vergangenen Tagen hatten sich die Gefechte zwischen Rebellen mit Verbindungen zum Al-Qaida-Netzwerk einerseits, irakischen Sicherheitskräften und Stammesmilizen andererseits drastisch verschärft.

Scheich Ahmed Abu Rischa von der Sahwa-Miliz sagte der Nachrichtenagentur AFP, am Freitag seien 16 Mitglieder der Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) in Chaldijah südlich von Ramadi getötet worden, 46 weitere in Ramadi selbst. Stammesmitglieder rächten sich demnach auch am Islamisten-Chef in Al-Anbar, Abu Abderrahman al-Bagdadi, und töteten ihn.

ISIL-Kämpfer eroberten unterdessen weitere Teile der hundert Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt Ramadi. In einer Straße postierten sie Scharfschützen. Laut dem staatlichen Fernsehsender Irakija töteten Anti-Terroreinheiten der Armee zwei Scharfschützen und "verbrannten vier Fahrzeuge, die Terroristen transportierten". Zehn "Terroristen" seien getötet worden, wurde die zuständige Armeekommandostelle zitiert.

In der Stadt Falludscha, die zwischen Ramadi und der Hauptstadt Bagdad liegt, eroberte die Armee nach Angaben eines Polizeivertreters einige Viertel zurück. Die ISIL-Kämpfer kontrollierten demnach noch etwa ein Viertel der Stadt. Der Rest sei unter Kontrolle von Armee und Stammesmilizen. Am Donnerstag hatten die Rebellen amtlichen Angaben zufolge noch die Hälfte von Falludscha in ihrer Gewalt gehabt.

Falludscha und Ramadi gehören zur mehrheitlich sunnitischen Provinz Al-Anbar im Westen des Landes. Auslöser der jüngsten Gewalt war die Räumung eines Protestlagers von Gegnern der schiitisch dominierten Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki in Ramadi am Montag. Aus Protest gegen die Räumung des Lagers legten 44 Parlamentarier ihre Mandate nieder. Maliki hatte gesagt, Al-Kaida habe das Protestlager unterwandert.

Im Irak gibt es seit mehr als einem Jahr Proteste der sunnitischen Minderheit gegen die schiitisch dominierte Staatsführung. Die Sunniten fühlen sich von der Regierung benachteiligt und sehen sich als Opfer polizeilicher Repression. Die US-Armee hatte die sunnitischen Milizen 2006 geschaffen, um Al Qaida zu bekämpfen.


(AFP)
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