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Mehr als 100 Tote am Wochenende In Kirgistan herrscht blutiges Chaos

Osch/Kirgistan (RPO). Zwei Monate nach dem Umsturz in Kirgistan droht die ehemalige Sowjetrepublik im Chaos zu versinken. Die blutigen Ausschreitungen gegen Angehörige der usbekischstämmigen Minderheit weiteten sich am Wochenende aus, die Zahl der Toten stieg auf mehr als 100.

Juni 2010: In Kirgistan ist Chaos ausgebrochen
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Rund 1250 Menschen wurden bei den am Donnerstagabend ausgebrochenen Unruhen im Süden des Landes verletzt. Brandstifter legten einen Großteil der zweitgrößten Stadt Osch in Schutt und Asche, die Gewalt griff auch auf die benachbarte Region Dschalal-Abad über.

Die Übergangsregierung wies die Truppen an, Unruhestifter zu erschießen. Dennoch hielt die Gewalt an. Interimspräsidentin Rosa Otunbajewa bat am Samstag Russland um militärische Unterstützung, der Kreml lehnte dies zunächst jedoch ab. Am Sonntag entsandte Moskau allerdings rund 300 Fallschirmjäger nach Kirgistan, um die Sicherheit seines dortigen Luftwaffenstützpunkts zu verbessern.

Übergangsregierung macht Bakijew verantwortlich

Nach Angaben der usbekischen Regierung sind seit Beginn der Unruhen am Donnerstagabend mehr als 75.000 Usbeken aus dem benachbarten Kirgistan geflohen. Bei den Flüchtlingen handele es sich überwiegend um ältere Menschen, Frauen und Kinder, viele davon mit Schussverletzungen, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf das usbekische Notfallministerium.

Nach dem Sturz des früheren Präsidenten Kurmanbek Bakijew hatte ein Großteil der usbekischen Minderheit die Übergangsregierung unterstützt. Unter den Kirgisen im Süden des Landes, der Heimat Bakijews, ist der gestürzte Präsident dagegen weiterhin beliebt.

Die Übergangsregierung warf seiner Familie vor, die Unruhen geschürt zu haben, um ein für den 27. Juni geplantes Verfassungsreferendum zu verhindern: "Bakijews Getreue haben diese Krawalle organisiert und finanziert", sagte der Stellvertreter von Interimspräsidentin Otunbajewa, Omurbek Tekebajew. Bakijew, der nach seinem Sturz nach Weißrussaland geflohen war, wies jegliche Verantwortung für die Ausschreitungen zurück.

Auch Usbeken greifen zu Gewalt

Triumphierende Kirgisen übernahmen am Sonntag die Kontrolle über Osch, die wenigen verbliebenen Usbeken verbarrikadierten sich in ihren Vierteln. Auch in der weiter nördlich gelegenen Großstadt Dschalal-Abad und den umliegenden Dörfern zündeten marodierende Gruppen gezielt Häuser und Geschäfte von Usbeken an. Allein im Dorf Susak wurden nach Militärangaben 30 Angehörige der Minderheit getötet, die überwiegend von Usbeken bewohnte Ortschaft Dostuk wurde niedergebrannt.

Auf einer Straße nahe Dschalal-Abad überfielen ethnische Usbeken rund 100 Kirgisen und nahmen sie in Geiselhaft, wie der Offizier Talaaibek Mirsabajew der Nachrichtenagentur AP sagte. 400 Usbeken zogen nach Angaben eines Augenzeugen randalierend durch das Dorf Basar-Kurgan, stürzten parkende Autos um und töteten einen Polizisten.

Das Gesundheitsministerium gab die Zahl der Todesopfer am Sonntag mit 97 an, die 30 Toten aus dem Dorf Susak waren darin aber noch nicht enthalten. Nach Einschätzung von Menschenrechtsgruppen dürfte die tatsächliche Opferzahl noch weit höher liegen, weil viele ethnische Usbeken sich nicht ins Krankenhaus wagen.

Spannungen zwischen Kirgisen und Usbeken gibt es in Kirgistan schon seit Jahrzehnten. 1990 kamen bei Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen in der Region Osch mehrere hundert Menschen ums Leben. Nur durch den Einsatz der Roten Armee konnten die Kämpfe beendet werden.

(apd)
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