Ed und David konkurrieren um Labour-Führung Die Milibands im Bruder-Duell

London (RPO). Ed und David Miliband treten in Großbritannien zum Bruder-Duell um die Labour-Führung an. Medienberichten zufolge wollen beide Brüder neuer Parteichef werden. Der bisherige Labour-Chef Gordon Brown war nach der Wahlniederlage zurück getreten.

 Brüder und Konkurrenten: Ed und David Miliband.

Brüder und Konkurrenten: Ed und David Miliband.

Foto: AP, AP

Der frühere Energieminister Ed Miliband werde seine Kandidatur am Samstag verkünden, berichtete die Tageszeitung "The Times" auf ihrer Website. Der 40-Jährige gilt als enger Vertrauter Gordon Browns, der nach der Wahlniederlage vom Labour-Parteivorsitz und vom Amt des Premierministers zurückgetreten war.

Der 44-jährige David Miliband hatte am Mittwoch erklärt, er wolle neuer Vorsitzender der Labour-Partei werden. Er wolle mit "großer Bescheidenheit" und "großer Leidenschaft" für die Werte antreten, die ihn vor 27 Jahren zu der traditionsreichen Labour-Partei gebracht hätten, erklärte der frühere Außenminister.

Bis Labour im Herbst einen neuen Vorsitzenden wählt, dürften noch andere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen. Erwartet wird dies unter anderem von den früheren Ministern Alan Johnson und Ed Balls. Bis dahin hat Browns bisherige Stellvertreterin Harriet Harman die Parteiführung inne.

Koalition nimmt die Arbeit auf

In Großbritannien hat die erste Koalitionsregierung der Nachkriegszeit ihre Arbeit aufgenommen. Unter Vorsitz des neuen Premierministers David Cameron saßen am Donnerstag zum ersten Mal Minister der Konservativen und der Liberalen gemeinsam am Kabinettstisch. Priorität soll nun der Abbau des Haushaltsdefizits haben. Die Briten müssen sich auf höhere Steuern gefasst machen.

Trotz der unpopulären Entscheidungen, die der neuen Regierung bevorstehen, verließen die meisten Minister die erste Kabinettsitzung in Downing Street 10 mit einem Lächeln. "Es lief sehr gut", sagte Bildungsminister Michael Gove. Und Arbeitsminister Iain Duncan Smith hatte gar das Gefühl, "als ob wir schon jahrelang zusammenarbeiten würden".

Auch der neue Premierminister blickt der Arbeit in der für Großbritannien völlig ungewohnten Koalition optimistisch entgegen. "Wir haben eine gemeinsame Agenda und eine gemeinsame Entschlossenheit, um die Herausforderungen für unser Land anzupacken", sagte Cameron am Mittwoch auf einer Pressekonferenz an der Seite seines Stellvertreters Nick Clegg, des Chefs der Liberaldemokratischen Partei. "Bis heute waren wir politische Gegner, jetzt sind wir Kollegen."

Clegg sicherte zu, das Regierungsbündnis mit der Konservativen Partei sei auf die volle Amtszeit von fünf Jahren angelegt: "Diese Regierung wird Bestand haben." Die Liberaldemokraten stellen im neuen Kabinett fünf Minister, die Tories 18. Die Schlüsselressorts werden von konservativen Politikern besetzt. So wurde der frühere Tory-Führer William Hague zum Außenminister ernannt.

Erhöhung der Mehrwertsteuer wahrscheinlich

Fraktion und Parteivorstand der Liberaldemokraten hatten dem Bündnis am frühen Mittwochmorgen mit der nötigen Dreiviertelmehrheit zugestimmt. Am Vorabend hatte der bisherige Labour-Premierminister Gordon Brown seinen Rücktritt eingereicht.

Das Koalitionsabkommen verpflichtet die neue Regierung zum Sparen. Das Haushaltsdefizit hat einen Rekordstand von 153 Milliarden Pfund (178 Milliarden Euro) erreicht. Im laufenden Haushaltsjahr sollen die Staatsausgaben um sechs Milliarden Pfund (7,1 Milliarden Euro) gekürzt werden. Finanzexperten rechnen außerdem mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer von derzeit 17,5 auf 20 Prozent, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten BBC-Umfrage hervorgeht.

(AFP/awei)
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