Bank soll abgelehnt haben Cahuzac wollte 15 Millionen in Schweiz anlegen

Genf · Die Steuerflucht-Affäre von Frankreichs Ex-Haushaltsminister Jérôme Cahuzac nimmt immer größere Dimensionen an. Zusätzlich zu seinem 600.000 Euro schweren Schwarzgeldkonto wollte Cahuzac laut Medienberichten 15 Millionen Euro in der Schweiz anlegen. Die Affäre bringt Staatschef François Hollande täglich stärker unter Druck: Sechs von zehn Franzosen fordern inzwischen eine Regierungsumbildung.

 Wollte offenbar 15 Millionen Euro in der Schweiz anlegen: Jérôme Cahuzac.

Wollte offenbar 15 Millionen Euro in der Schweiz anlegen: Jérôme Cahuzac.

Foto: dpa, isl ss soe

Erst am Samstag hatte der Schweizer "Tages-Anzeiger" berichtet, Cahuzac habe sein bisher bekanntes Schwarzgeldkonto gegenüber der Privatbank Julius Baer mit einem gefälschten Steuerdokument verschleiert. Nur so habe erreichen können, dass sein Geld aus der Schweiz nach Singapur transferiert worden sei.

Am Sonntag legte der öffentlich-rechtliche Schweizer Sender Radio Télévision Suisse (RTS) nach: Cahuzac habe 2009 die Summe von 15 Millionen Euro auf einem Konto in Genf deponieren wollen. Die Bank habe dies aber aus Angst vor späteren Komplikationen abgelehnt, weil Cahuzac eine poltisch exponierte Person gewesen sei, meldete RTS unter Berufung auf Bankenkreise.

Cahuzac war vor knapp drei Wochen zurückgetreten. Doch erst am Dienstag hatte er den Besitz des geheimen Auslandskontos mit 600. 000 Euro eingeräumt, nachdem er zuvor monatelang die Öffentlichkeit belogen hatte. Gegen ihn läuft inzwischen ein formelles Ermittlungsverfahren wegen "Geldwäsche im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung".

Für Frankreichs Staatschef Hollande wird die Affäre zu einer immer größeren Belastung. Seine Popularitätswerte waren schon vor Cahuzacs Geständnis auf historische Tiefstwerte gesunken. Am Samstag rief der sozialistische Staatspräsident abermals dazu auf, dem Staat "auf vorbildliche Weise" zu dienen.

Doch das Vertrauen der Franzosen in sein Regierungsteam ist erschüttert. Die Zeitung "Journal du Dimanche" veröffentlichte am Sonntag eine Umfrage, wonach 60 Prozent der Befragten für eine Kabinettsumbildung sind. Auch in seiner eigenen Partei PS sind demnach 42 Prozent für eine Stühlerücken. Hollande und sein Premierminister Jean-Marc Ayrault lehnten das bislang ab.

(AFP/sgo)
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