Treffen Miss Germanys aus fünf Jahrzenten
Rust (rpo). Wie sieht eine Schönheitskönigin nach 30 Jahren aus? Und welche Karriere legen sie in ihrem späteren Leben hin? Antworten darauf lieferte das Treffen von insgesamt 24 Miss Germanys im badischen Rust. Dort traf sich die geballte Schönheit aus den letzten fünf Jahrzehnten zum Kaffeeklatsch.
Fünf Jahrzehnte Miss Germany
Ingrid Finger hat vorsorglich einige Fotos von früher mitgebracht. "Ich werde heute noch oft um Autogramme gebeten", versichert die 60-Jährige mit den roten Locken, die 1967 Vize-Miss-Germany war und außerdem in Kalifornien den Titel der "Miss International" ergatterte - als erste Deutsche, wie sie nicht ohne Stolz betont. Am Freitag kann sie so richtig in alten Erinnerungen schwelgen - bei einem Stelldichein ehemaliger Miss Germany im Europapark im badischen Rust.
Der mit über 3,5 Millionen Besucher größte deutsche Freizeitpark feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum und hat dazu alle Miss Germany der letzten fünf Jahrzehnte für drei Tage in sein neues Hotel "Colosseo" eingeladen. Immerhin 24 Schönheiten folgten dem Ruf. "Gestern Abend haben wir richtig gefeiert, fast wie bei einem Klassentreffen", erzählt Finger, während ihr eine Friseuse im hoteleigenen Salon die Lockenwickler aus den Haaren nimmt. Mit den Jüngeren gebe es allerdings nicht allzu viele Berührungspunkte. "Das Niveau ist heute nicht mehr dasselbe", meint die Mutter zweier erwachsener Kinder, die 20 Jahre als Fotomodell gearbeitet hat und jetzt "eine ganz normale Rentnerin mit einem kleinen Bauch" ist.
Neben ihr sitzt Fee von Zitzewitz, die 1967 mit 23 Jahren gekrönt wurde. "Ich war eine der ältesten Miss Germany", sagt sie schmunzelnd. Sie ist zu dem Stelldichein gekommen, obwohl sie gerade eine Chemotherapie hinter sich hat und ihre Haare erst wieder nachwachsen. "Dazu stehe ich, so was kann auch einer ehemaligen Miss passieren", meint sie lapidar. Heute ist sie arbeitslos, nach einer Karriere als Fotomodell und einer Tätigkeit beim Autobauer BMW. "So ist nun Mal das Leben." Die 61-Jährige blättert in dem Buch "Miss Germany - die deutsche Schönheitskönigin" über die Geschichte der Miss-Wahlen, das alle Teilnehmerinnen erhalten haben. "Das bin ich", sagt sie und zeigt auf das Foto von ihre Wahl in Berlin: Eine große, langhaarige Blondine mit strahlendem Lächeln, die vom mittlerweile verstorbenen Talkmaster Hans-Joachim Kulenkampff interviewt wird.
Viele der Ex-Misses haben den Titel genutzt, um sich als Fotomodell, Moderatorin oder Schauspielerin zu versuchen. Die ganz große Karriere hat keine gemacht. "Ich wurde 1970 gewählt, das war die Ära der emanzipierten Frauen", meint Irene Neumann. "Damals war es eher verpönt, mit Schönheit Karriere zu machen". Dennoch sei sie einige Jahre als Modell durch die Welt getingelt, berichtet die 58-jährige mit dem koketten rosa Kleid und den dazu passenden hochhackigen Blumensandalen. Heute, wo ihre beiden Kinder erwachsen sind, ist sie wieder in der Schönheitsbranche aktiv: Nach einer Ausbildung zur Heipraktikerin hat sie sich auf "Faltenunterspritzungen" für Frauen oder auch Männer spezialisiert, die Wert auf ein glattes Gesicht legen.
Routinierter Auftritt
Ganz anders Kerstin Schmidt, Titelträgerin von 1982: Sie gibt heute mit ihrem Mann Seminare für "Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstseinsschulung" im Allgäu. Sie habe sich solange nur mit ihrem Äußeren befasst, dass sie nun nach "inneren Werten" suche, betont die große, noch immer gertenschlanke Brünette in Jeans und T-Shirt. Ganz egal ist ihr das Äußere aber noch immer nicht: Vor der gemeinsamen Pressekonferenz der Teilnehmerinnen hat sie sich sorgfältig schminken lassen und überpudert selbst noch Mal Stirn und Nase - sozusagen routinemäßig.
Routiniert wirkt auch der Auftritt der Titelträgerinnen, als sie sich im sonnenüberfluteten Hotelhof den Fotografen und Kameraleuten für das Familienfoto des "Großen Miss Germany Treffens" stellen. So manche ist mit den Jahren etwas füllig geworden, anderen hat das Leben Falten ins Gesicht geschrieben. Doch für das Foto setzen alle ihr schönstes Lächeln auf.
