Drei Dschungelprüfungen standen bisher an, dreimal musste Sara Kulka antreten. Wurde sie beim ersten Mal noch von Aurelio Savina, der von seinen zehn Kollegen im Dschungelcamp auserkoren wurde, ernannt, um ihn zu begleiten, so entschieden am Freitag- und Samstagabend die mehr als sieben Millionen TV-Zuschauer, dass sich das Model durch ekelerrgende Aufgaben quälen soll.

Beim ersten Mal jedoch machte sie ihre Sache mehr schlecht als recht, beim zweiten Mal versagte sie total, da sie bereits nach wenigen Sekunden aufgab. "Ich höre da was, ich kann das nicht", schluchzte sie, als sie ihre Hände in sechs Öffnungen mit allerlei Getier führen sollte, um dort Sterne herauszuholen. "Ich kann das nicht alles, ich könnte kotzen, und die werden mich immer wieder wählen."

Die, das sind die Zuschauer, die bereits in den vergangenen Jahren bewiesen haben, dass sie wenig zimperlich mit denen umgehen, die sie gerne von einem hohen Ross herunterholen wollen. Vorzugsweise sind das Models und die, die sich kurz vor dem Start der Show werbewirksam für den "Playboy" ausgezogen haben — so wie Sara Kulka eben.

Und genau das wusste die Leipzigerin, die sich als Fünftplatzierte bei "Germany's Next Topmodel" im Jahr 2012 fürs Dschungelcamp qualifiziert hatte. "Dann mache ich hier einen auf Larissa, Georgina und Fiona", sagte die 24-Jährige nach ihrer erneuten Wahl zur Dschungelprüfung. Larissa (Marolt), Georgina (Fleur) und Fiona (Erdmann) liegen in der Rangliste der (wenn auch nicht immer erfolgreich) absolvierten Prüfungen vorne.

An eben jene drei Damen können sich mehrere Millionen TV-Zuschauer auch heute noch erinnern, ebenso an Sarah "Dingens" Knappik. In eben diese Riege scheint auch Sara Kulka aufsteigen zu wollen, schließlich erhöht sie damit ihren Marktwert. Den Zuschauern und auch ihren Mit-Campern scheint sie aber etwas vormachen zu wollen. "Ich will hier nicht als gebrochene Frau rausgehen", betont sie, weint dabei ein bisschen, und gibt sich später sogar einsichtig. "Ich habe mich überschätzt. Große Klappe, nichts dahinter. Opfer der Nation sage ich mal." Als "Opfer der Nation" betitelte sie sich übrigens selbst. Schließlich braucht sie etwas, das die Zuschauer mit ihr in Verbindung bringen.

Allerdings ist die Frage, wer von den Camp-Bewohnern das Spiel der Blondine durchschaut — und wer es einfach mitspielt. Die meisten Kandidaten verhalten sich bislang unauffällig oder bekommen von RTL so gut wie keine Sendezeit. Walter Freiwald hingegen darf verraten, dass es bereits im Hotel geknistert hätte, als bekannt geworden sei, dass zwei Teilnehmerinnen leicht bekleidet auf dem "Playboy"-Titel zu sehen sind.

Angelina Heger will aber von einer Konkurrenz-Situation nichts wissen. "Ich sehe hier keine Konkurrenten", sagt sie brav. "Das ist die größte Erfahrung, die ich je in meinem Leben sammeln darf, das ist für mich schon der größte Gewinn." Wollen wir hoffen, dass sie damit nicht recht behalten wird.

Im Gegensatz zur nur zwei Jahre älteren Sara wirkt Angelina allerdings nicht nur für die Zuschauer noch sehr jung, sondern auch für die Camp-Bewohner. Sara "ist die stärkere Persönlichkeit", erklärt Freiwald. Rolfe Scheider, der nach eigenen Aussagen aus seiner Erfahrung als Casting-Director binnen 20 Sekunden sehen kann, wie ein Mensch tickt, bestätigt das — und flüstert der traurigen Protagonistin der ersten beiden Episoden aufmunternde Worte zu.

"Du hast das gewisse Extra, dass die Leute sehen wollen", sagt er. "Für mich bist du eine Amazone. Ich bin begeistert: Sara, Sara, Sara." Das Publikum wolle Tränen sehen und die Aufregung haben, und das Model sei die, die der Masse das Beste geben kann. Das weiß auch Sara.

Die Frage ist nur: Wie lange macht der Zuschauer das mit? Im vergangenen Jahr versuchte Tanja Schumann das Publikum auszutricksen, indem sie sich so unauffällig wie möglich verhielt und gehofft hatte, möglichst früh aus der Sendung auszuscheiden, um noch viel Zeit mit ihrem Mann im Palazzo Versace, in dem die Promis und ihre Begleiter untergebracht sind, zu verbringen. Erst einen Tag vor dem Finale hatte Deutschland ein Erbarmen und ließ sie zu ihrem Mann.

Sollte die TV-Nation nun schon satt sein von dieser Rolle, die Larissa Marolt im vergangenen Jahr bereits nahezu perfekt verkörpert hat, dürfte die Taktik ihrer Nachfolgerin kaum aufgehen. Noch steht sie, und das wollen die Stars schließlich, voll im Mittelpunkt. Weitere potenzielle Opfer stehen im weinerlichen Walter und der etwas naiveren Angelina aber direkt bereit. Und auch die könnten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit brauchen.

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