Undercover-Recherche in Brotfabrik Wallraff soll im"Brotbäcker-Prozess" aussagen

Bad Kreuznach · Am Montag wird genau der Mann als Zeuge vor dem Bad Kreuznacher Amtsgericht erwartet, der den Prozess gegen einen Hunsrücker Brotfabrikanten ins Rollen brachte: Günter Wallraff.

Der Enthüllungsjournalist hatte als Frank K. getarnt in dem Unternehmen gearbeitet und die seiner Meinung nach menschenunwürdigen Zustände angeprangert. Die Verhandlung war Mitte Mai nach langer Unterbrechung fortgesetzt worden. Der Ex-Firmenchef muss sich wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten.

Arbeiter sollen sich in dem Betrieb in Stromberg an heißen Blechen verbrannt haben, weil laut Anklage nicht genug auf die Sicherheit geachtet wurde. Das Verfahren läuft schon seit Anfang 2010 und hatte sich wegen Krankmeldungen und Befangenheitsanträgen immer wieder verzögert. Der Angeklagte hatte zuvor Einspruch gegen einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft über 9000 Euro (entsprechend 60 Hafttagen) eingelegt. Deswegen kam es zum Prozess.

Der Anwalt kritisiert, dass eine solche Bagatelle normalerweise nicht öffentlich verhandelt würde. In diesem Fall werde dem Prominenten Wallraff von vornherein rechtgegeben. Sein Mandant dagegen sei an den Pranger gestellt worden und habe inzwischen seine Großbäckerei schließen müssen. Der Verteidiger kündigte für Montag einen langen Fragenkatalog an, wenn der 69-jährige Journalist und Schriftsteller im Zeugenstand steht.

Wallraff hatte erst vergangene Woche für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte unter falscher Identität beim einem Paketzusteller angeheuert und nach mehrmonatigen Recherchen die Arbeitsbedingungen als "Menschenschinderei mit System" kritisiert.

(dpa)
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