Nach Spendenaffäre Unicef laufen die Mitglieder davon

Berlin (RP). Der Eklat um Unicef Deutschland fordert einen immer höheren Tribut. Nach Auskunft der Kölner Zentrale hat die Kinderhilfsorganisation in den vergangenen Wochen 5000 Dauerspender verloren. Auch in den rund 100 Arbeitsgruppen bundesweit rumort es. Als erste hat sich die Arbeitsgruppe Niederrhein aufgelöst. Ihr Leiter Herbert Schröders (67) aus Rheurdt kündigte gegenüber unserer Zeitung seinen Rücktritt an.

 Nach der Krise beim Kinderhilfswerk Unicef geht jetzt die Spendenbereitschaft zurück.

Nach der Krise beim Kinderhilfswerk Unicef geht jetzt die Spendenbereitschaft zurück.

Foto: ddp, ddp

"Die Gruppe hatte 20 Mitarbeiter, von ihnen werden 15 ganz aufhören und fünf zu Nachbargruppen gehen", sagte Schröders. Er sei sehr enttäuscht von den Vorgängen in der Kölner Zentrale. Vor 25 Jahren hatte er die Gruppe mit seiner Frau aufgebaut. "Die Niederrheiner sind die ersten, die sich auflösen", beteuerte eine Unicef-Sprecherin. Derweil kündigte die Schwimmerin Sandra Völker im "Hamburger Abendblatt" an, Unicef nicht mehr repräsentieren zu wollen.

Nachdem am Wochenende die ehrenamtliche Vorsitzende Heide Simonis zurückgetreten war, hat ihr Vorgänger Reinhard Schlagintweit (79) das Ruder übernommen. Er stellt sich hinter den umstrittenen Geschäftsführer Dietrich Garlichs, gegen den im November der Vorwurf der Misswirtschaft erhoben wurde. Unter anderem hat ein pensionierter Mitarbeiter zu Tagessätzen von 700 bis 850 Euro weiterhin für Unicef gearbeitet.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde daraufhin beauftragt, die Vorgänge zu prüfen. Sie habe Verstöße gegen Unterschriftenregeln, das Vier-Augen-Prinzip und die Schriftform von Verträgen festgestellt, bekräftigte Simonis gestern erneut. Die Unicef-Zentrale bestreitet dies hartnäckig.

In den Streit schaltete sich Edith von Welser-Ude, Mitglied im Deutschen Komitee für Unicef, ein. Sie verlangte in der "Frankfurter Rundschau" eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Der Vorstand dürfe nicht mit seiner "Wagenburgmentalität und Beschwichtigungsstrategie" weitermachen, fordert sie. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) will das Spendensiegel für Unicef nun innerhalb von wenigen Monaten zum dritten Mal prüfen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort