Folter bei "Zwölf Stämme" Sekte soll Kinder ins Ausland gebracht haben

Schläge auf Po und Hand – und das immer wieder. Die brutalen Erziehungsmethoden der Sekte "Zwölf Stämme" sind ein Fall für das Gericht geworden. Nun sollen einem Medienbericht zufolge einige Kinder sogar ins benachbarte Ausland gebracht worden sein, um sie vor dem Zugriff der deutschen Behörden zu entziehen.

Journalist filmte Folter bei "Zwölf Stämme"
11 Bilder

Journalist filmte Folter bei "Zwölf Stämme"

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Schläge auf Po und Hand — und das immer wieder. Die brutalen Erziehungsmethoden der Sekte "Zwölf Stämme" sind ein Fall für das Gericht geworden. Nun sollen einem Medienbericht zufolge einige Kinder sogar ins benachbarte Ausland gebracht worden sein, um sie vor dem Zugriff der deutschen Behörden zu entziehen.

Wie "Spiegel Online" berichtet, soll die Sekte "Zwölf Stämme" ihren Glauben nicht nur auf dem Hof in bayerischen Deiningen praktiziert haben. Auch in Dolchau (Sachsen-Anhalt) seien sie aktiv. Von diesem Hof sollen zehn schulpflichtige Kinder seit vorvergangener Woche verschwunden.

"Spiegel Online" bezieht sich auf Angaben von Nachbarn und ehemaligen Sektenmitgliedern. Die Kinder (zwischen sieben und 16 Jahren) sollen auf einen Hof in Tschechien gebracht worden sein.

Vergangene Woche gelangte der Beitrag eines RTL-Journalisten an die Öffentlichkeit, der seltene Einblicke in das Innenleben der abgeschottet lebenden Sekte offenbarte. Was Wolfram Kuhnigk auf dem Hof im bayrischen Deiningen jedoch filmte, war für den zweifachen Familienvater nur schwer zu ertragen.

Die erwachsenen Mitglieder prügelten immer wieder mit Weidenruten auf Kleinkinder ein. Sogar Babys wurden gefesselt, um sie früh mit den "Erziehungsmethoden" der Sekte vertraut zu machen. Kuhnigk hatte heimlich Kameras installiert. Diese zeichneten schließlich die Prügelszenen der Erwachsenen auf.

Bereits seit langem gibt es Vorwürfe gegen die "Zwölf Stämme", dass sie ihre Kinder auch mit Schlägen züchtigen. Es geht um Kinder und Jugendliche im Alter von wenigen Monaten bis 17 Jahre, die bislang in den Gemeinschaften der Sekte im mittelfränkischen Wörnitz und auf dem schwäbischen Gutshof Klosterzimmern in Deiningen lebten.

Nach Ausstrahlung des RTL-Beitrags reagierten die Behörden und griffen ein: In der vergangenen Woche hatten deshalb auf Anordnung des Gerichts mehr als 100 Polizisten die Kinder aus den zwei deutschen Gemeinschaften der "Zwölf Stämme" geholt und an Pflegefamilien übergeben. Für 40 Kinder und Jugendliche gilt ein vorläufiger Entzug des Sorgerechts.

Die "Zwölf Stämme" haben die vorläufige Gerichtsentscheidung zum teilweisen Sorgerechtsentzug scharf kritisiert. Auf der Homepage der Gemeinschaft wird die Polizeiaktion in Klosterzimmern und Wörnitz als "staatlicher Kinderraub" bezeichnet. Wegen der Prügelvorwürfe ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen Mitglieder der Sekte. Ein erstes Ermittlungsverfahren war vor wenigen Wochen zunächst eingestellt worden.

(nbe)
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