Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte
EILMELDUNG
Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte

Missbrauchsskandal am Jesuiten-Kolleg Opfer im dreistelligen Bereich befürchtet

Berlin (RPO). Der Skandal um sexuellen Missbrauch am Berliner Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg nimmt einem Zeitungsbericht zufolge immer größere Ausmaße an. Der Rektor der Schule, Pater Klaus Mertens, hält inzwischen eine dreistellige Opferzahl für möglich.

Sexueller Missbrauch an Berliner Eliteschule
6 Bilder

Sexueller Missbrauch an Berliner Eliteschule

6 Bilder

Wie der Pater im Gespräch mit der "Berliner Zeitung" sagte, zeige er sich offen für Entschädigungszahlungen an die Opfer wie beim Missbrauchsskandal an katholischen Einrichtungen in den USA. "Es wird über alles zu reden sein", so Mertes. Vorher seien aber noch viele Fragen zu klären.

Auch die Berliner Anwältin Manuela Groll, die mehrere Opfer vertritt, sieht die Dimension des Falles wachsen. "Jeden Tag melden sich bei mir weitere Betroffene", sagte sie der Zeitung. "Ich gehe längst von einer dreistelligen Opferzahl aus."

Nach Angaben von Manuela Groll lehnen es viele Opfer ab, sich an die vom Jesuitenorden bestellte Missbrauchsbeauftragte Ursula Raue zu wenden, weil sie diese für befangen halten. Raue wird vom Jesuitenorden bezahlt. Dagegen sagte der Rektor des Kollegs dem Blatt, er halte Raue für unabhängig und vertraue ihr. Raue hatte zuletzt erklärt, 30 Betroffene hätten sie bisher kontaktiert.

Mertes hatte Berichte über sexuelle Übergriffe zweier Patres am Canisius-Kolleg in den 70er- und 80er Jahren öffentlich gemacht, als er im Januar in einem Brief ehemalige Schüler der betroffenen Jahrgänge um Entschuldigung bat und dazu aufrief, "das Schweigen zu brechen".

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind die Fälle strafrechtlich verjährt. Unterdessen wurden sexuelle Übergriffe auch an Jesuitenschulen in Hamburg, Bonn und im Schwarzwald bekannt.

Merk für Stärkung der Opfer-Rechte

Unterdessen fordert Bayerns Justizministerin Beate Merk, die Rechte von Opfern von Missbrauch und sexueller Gewalt zu stärken. In der "Passauer Neuen Presse" sprach sich die CSU-Politikerin für eine deutlich langsamere Verjährung lange zurückliegender Taten aus. In vielen Fällen genügten die derzeitigen Fristen zwar, um eine strafrechtliche Verfolgung der Täter sicherzustellen, sagte Merk. "

In Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs halte sie eine Verlängerung der strafrechtlichen Verjährung auf 30 Jahre für "unabdingbar", sagte Merk dem Blatt. Auch die jetzt bekannt gewordenen Missbrauchsfälle an katholischen Schulen zeigten, dass "Opfer jahrzehntelang geschwiegen" hätten.

Merk sprach sich zudem dafür aus, die zivilrechtlichen Schadenersatzansprüche der Opfer sexueller Gewalt besser zu schützen. Viele sexuell missbrauchte Kinder versuchten sich dadurch zu helfen, dass sie die schrecklichen Erlebnisse der Kindheit verdrängten, sagte Merk. "Sie sind erst lange Zeit nach den Taten psychisch in der Lage, ihre Leidensgeschichte zu offenbaren und ihre Peiniger anzuzeigen. Dann ist es für die Geltendmachung von Schmerzensgeld und Schadensersatzansprüchen aber regelmäßig zu spät. "

(AFP/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort