Hoffnung und Realität Irrtümer in der Liebe

Freiburg (rpo). "Und täglich grüßt das Murmeltier..." In dem gleichnamigen Film befindet sich der Protagonist in einer Wiederholungsschleife. Das Gefühl kennen viele auch aus dem eigenen Leben, auch wenn es um die Liebe geht. Das Ende einer Beziehung ist gerade verarbeitet, schon werden gute Vorsätze für die nächste festgelegt: Alles soll anders werden. Doch viele sind Wiederholungstäter.

 Küssen ist gesund - das Immunsystem wird dabei angeblich angeregt.

Küssen ist gesund - das Immunsystem wird dabei angeblich angeregt.

Foto: AP

Den Vorsatz, dass in der nächsten Beziehung alles anders werden soll, können nur wenige in die Tat umsetzen. Denn auch mit einem neuen Partner tappen viele immer wieder in dieselben Fallen - da sie ihnen nicht bewusst sind. "Wenn ein bestimmtes Thema persönlich nicht geklärt ist, passiert immer wieder dasselbe", weiß die Freiburger Psychologin und Paartherapeutin Alexandra Hipfner-Sonntag.

"Solange man sich der unbewussten Ebene nicht bewusst wird, ändern sich die Verhaltensweisen nicht", sagt auch die Psychologin und Autorin Katja Sundermeier. Enttäuschungen und Verletzungen aus der Vergangenheit können so dazu führen, dass der Partner stets dieselbe Rolle zugeschrieben bekommt und auch man selber auf eine Rolle festgelegt ist. "Das Wichtigste ist, dass man sich sein persönliches 'Drehbuch' anschaut, um sich der unbewussten Mechanismen bewusst zu werden", weiß Sundermeier.

Auch wer sich seinen Partner nach dem Motto aussucht, "Wenn wir erst zusammen sind, dann verändere ich ihn oder sie", wird in den seltensten Fällen glücklich. "Es ist schon so, dass sich ein Paar in einer guten Beziehung auch gemeinsam entwickelt", sagt Hipfner-Sonntag. Allerdings bleiben doch einige grundlegende Dinge gleich. "So banal es scheint, aber unterschiedliche Ordnungsvorstellungen lassen sich meist nicht angleichen", glaubt die Expertin.

Noch schwieriger wird es, wenn zum Beispiel die individuellen Wünsche über die künftige Familienplanung auseinandergehen. Die Annahme, dass sich dies im Laufe der Zeit ändern würde, erweist sich oft als Trugschluss - mit schmerzhaften Folgen. "Bevor zwei Menschen sich enger binden, sollten sie ihre Lebenspläne synchronisieren", rät die Paartherapeutin daher. Gerade Frauen fiele es jedoch oft schwer klar auszusprechen, was sie wollen und worauf sie nicht bereit sind zu verzichten.

Auch bei der alten Binsenweisheit "Gegensätze ziehen sich an" ist Vorsicht geboten. Es spricht nicht prinzipiell etwas dagegen, dass zwei Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Lebensstilen eine Beziehung miteinander eingehen. "Doch wenn nicht beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen und sich auch auf das einzulassen, was dem anderen Spaß macht, wird es schwierig", glaubt Hipfner-Sonntag. Paaren ohne gemeinsame Freunde und ohne gemeinsame Interessen wird es bei aller Anziehungskraft auf Dauer nicht leicht fallen, eine glückliche Beziehung zu führen.

Doch auch bei Paaren, die vieles miteinander teilen, sollte absolute Ehrlichkeit und Offenheit nicht zum Muss werden. "Es ist gut, wenn jeder Bereiche hat, in die der andere nicht vordringt - als mentalen Rückzugsraum", empfiehlt die Psychologin. Grundsätzlich ist es natürlich wichtig, ehrlich miteinander umzugehen, damit das Grundvertrauen nicht zerstört wird. "Doch das Gefühl, nicht alles zu wissen, macht den Partner auch geheimnisvoll und attraktiv", sagt Hipfner-Sonntag.

Wer sich in Sachen Treue dazu entschließt, einen Seitensprung vor dem Partner geheim zu halten, sollte zu dieser Entscheidung stehen. "Entweder die Fragen des Partners werden von Anfang an ehrlich beantwortet oder niemals", empfiehlt die Paartherapeutin. Denn mehr als der Betrug schmerzt die Erkenntnis, seit langem belogen zu werden. Dass der Partner letzten Endes doch ehrlich war, ist in so einem Fall kein Trost.

Sein Aussehen spielt keine Rolle, behaupten manche. Stimmt nicht! "Jeder hört gern, dass der neue Freund gut aussieht, und dass man ein hübsches Paar ist", weiß Hipfner-Sonntag. Es sei schwerer, zu jemandem zu stehen, der nicht als klassisch gut aussehend gilt, glaubt sie. Umgekehrt, so die Meinung der Paartherapeutin, ist es manchmal gar nicht so einfach einen attraktiven Partner vor die Tür zu setzen. Ob nun bei besonders attraktiven oder weniger gut aussehenden Menschen: "Man sollte nicht den Fehler machen, die Meinung der anderen wichtiger zu nehmen als die eigenen Gefühle", rät Hipfner-Sonntag.

Unzufriedene Singles, die sich schon seit längerem eine Beziehung wünschen, neigen zu der Vorstellung: Wenn ich einen Partner hätte, wäre alles besser und ich wäre mit mir zufriedener. "Eine neue Beziehung gibt sicher positive Impulse und am Anfang sind viele ausgeglichener, strahlender und zufriedener", sagt die Paartherapeutin. Irgendwann setzt jedoch wieder der Alltag ein und jeder ist mit seinem Charakter konfrontiert und muss mit ihm klarkommen.

Wenn man also etwas an sich oder der eigenen Lebenssituation nicht mag, muss man selbst eine Veränderung einleiten. "Es kommt kein Retter, Erlösung kann nicht von außen kommen", sagt die Psychologin. Wer jedoch eigene Probleme angeht und mit sich zufrieden ist, kann der nächsten Beziehung gelassen entgegensehen: Dieses Mal könnte manches anders werden.

(afp)
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