Massenandrang im Mannheimer Gericht Heute beginnt Kachelmanns Prozess

Mannheim (RP). Vor dem Landgericht Mannheim wird das Verfahren gegen den TV-Wettermoderator verhandelt. Er wird verdächtigt, seine Freundin vergewaltigt zu haben. Die wichtigsten Fragen rund um den Promi-Prozess.

Chronik: Der Fall Jörg Kachelmann
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Foto: ddp

Was wird Jörg Kachelmann vorgeworfen?

Der 52-Jährige Wetterexperte wird verdächtigt, im Februar seine langjährige Freundin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Kachelmann streitet die Vorwürfe ab. Angeklagt ist der Schweizer wegen Verdachts auf besonders schwere Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung. Er selbst bestreitet die Tat.

Warum wurde Kachelmann erst nach 132 Tagen aus der Untersuchungshaft freigelassen?

Zunächst bestand ein dringender Tatverdacht gegen Kachelmann. Die Verteidigung wollte weitere Beweise beibringen und verzichtete dafür auf einen frühen Haftprüfungstermin. Eine später eingereichte Haftbeschwerde wurde vom Landgericht Mannheim genauso abgewiesen wie eine Aufhebung des Haftbefehls. Erst das angerufene Oberlandesgericht Karlsruhe entschied, dass Kachelmann entlassen werden muss: Ein dringender Tatverdacht liege nicht mehr vor, stattdessen stehe Aussage gegen Aussage. Es bleibt aber ein hinreichender Tatverdacht — deshalb auch der Prozess.

Ist ein Verfahren, in dem Aussage gegen Aussage steht, nicht heikel?

Entscheidend ist die Glaubwürdigkeit des Opfers. Gerade in einem Fall, in dem es sich um eine Beziehungstat handelt, muss das Gericht ermitteln, ob Anschuldigungen erfunden wurden. Dazu bedient es sich auch weiterer Informationen — Gutachten, Zeugenaussagen, Spuren an der potenziellen Tatwaffe und medizinischer Untersuchungen. Im Fall Kachelmann muss die Prominenz des Angeklagten differenziert bewertet werden.

Was bedeutet der Promi-Faktor Kachelmanns für den Prozess?

Als Figur des öffentlichen Lebens darf über den Moderator berichtet werden, er darf jedoch nicht vorverurteilt werden. Allerdings sind im Laufe des Verfahrens schon mehrere Ex-Freundinnen Kachelmanns mit Bekenntnissen über ihn an die Öffentlichkeit gegangen; auch der Meteorologe selbst hat nach seiner Freilassung Interviews gegeben. Außerdem hat er einen Medienanwalt engagiert. Laut Landgericht Köln bestehe bei einer andauernden Veröffentlichung von Ermittlungsdetails die Gefahr einer Stigmatisierung des Beschuldigten.

Wie geht das Gericht mit dem öffentlichen Interesse um?

Zugelassen wurden nur 48 Medienvertreter. Zudem haben 85 Besucher Platz im Gericht. Im Saal herrscht Laptop- und Handy-Verbot, fotografiert werden darf nur nach Absprache. Bei den Aussagen der Zeugen und des Opfers kann das Gericht entscheiden, die Öffentlichkeit auszuschließen. Die Aussagen würden dann vom Gericht im Anschluss verlesen.

Auf wie viele Tage ist der Prozess angesetzt?

An insgesamt 13 Verhandlungstagen sollen 25 Zeugen und mindestens fünf Gutachter gehört werden darunter Rechtsmediziner, Psychologen und forensische Psychiater. Das Opfer, eine 37 Jahre alte Radio-Journalistin, das als Nebenklägerin auftritt, wird erst am 13. Oktober vernommen.

Wird Kachelmann sich am ersten Verhandlungstag äußern?

Das ist noch unklar. Er muss es nicht, sondern kann auch eine Erklärung seines Verteidigers verlesen lassen.

Welche Strafe hätte Kachelmann im Falle eines Schuldspruchs zu erwarten?

Das Strafmaß liegt zwischen fünf und 15 Jahren. Statistisch kommt es nur bei einem Viertel aller Vergewaltigungs-Verfahren überhaupt zu einer Anklage; dann allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch verurteilt zu werden.

Für wann wird das Urteil erwartet?

Ein möglicher Termin wäre der 27. Oktober. Jedoch könnten zusätzliche Beweisanträge das Verfahren verlängern.

Was wird aus Kachelmanns Firma?

Beim Wetterdienst Meteomedia besitzt Kachelmann 49 Prozent der Anteile, aber die absolute Mehrheit der Stimmen. Ohne seine Zustimmung fällt keine Entscheidung.

(RP)
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