Corona-Lockerungen: Die Reaktion der Kommunen

Auserkorene Modellkommunen in NRW „Wir haben ein sehr sicheres Konzept“

Düsseldorf · Ab dem 19. April dürfen sieben Kommunen in Nordrhein-Westfalen Lockerungen umsetzen. Eine Woche später kommen nochmal sieben hinzu. Die Städte und Kreise freuen sich über die Möglichkeit – sehen aber auch das Risiko.

09.04.2021 , 18:40 Uhr

Gaststätten sollen in ausgewählten Kommunen Nordrhein-Westfalens ab dem 19. beziehungsweise ab dem 26. April wieder öffnen dürfen.
Foto: dpa/Marius Becker

Mit 56,5 liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Münster momentan vergleichsweise niedrig. Dass die Stadt jetzt unter den ausgewählten 14 Kommunen und Kreisen ist, überrascht daher nicht. „Natürlich wäre es noch sicherer, wenn wir noch mehr schließen würden. Es ist ein gewisses Risiko dabei“, sagt ein Sprecher der Stadt, „auf der anderen Seite haben wir das Risiko, dass viele Einrichtungen in der Stadt um ihre Überleben kämpfen.“ Wenn das Land Nordrhein-Westfalen diese Möglichkeit der Modellregionen eröffne, „wäre es schlecht, wenn Münster bei diesen Inzidenzwertwerten nicht mitmachen würde“, so der Sprecher. „Wir haben ein sehr sicheres Konzept“. Was sagen die anderen:

Ahaus: „Wir verfolgen seit längerem das Ziel der Smart City, verzahnen Pandemiebekämpfung mit der Digitalisierung“, sagt eine Sprecherin der Stadt Ahaus, die ebenso den Zuschlag bekommen hat. Deswegen sei man gut auf das Modellprojekt vorbereitet. Ahaus grenzt direkt an die Niederlande, die vom Auswärtigen Amt als Risikogebiet eingestuft sind. „Was das genau für uns bedeutet, werden wir nun mit der Landesregierung absprechen“, so die Sprecherin.
Essen: Die Stadt Essen hatte sich mit zwei Konzepten beworben. Einmal will sie testen, wie Feiern im Freien funktionieren können. Und sie will mit Hilfe von Tests mehr Lockerungen im Sport ermöglichen. In Essen soll das Projekt am 26. April starten. „Ob, wie und wann unsere beiden Projekte aus dem Bereich Gastronomie und Sport umgesetzt werden können, ist allerdings noch offen“, teilt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit.
Krefeld: „Wir freuen uns, dass unser Konzept gerade mit Blick auf den Bereich Sport und Kultur die Landesregierung überzeugt hat“, so Markus Schön, Stadtdirektor der Stadt Krefeld. Das Papier war gemeinsam mit Mönchengladbach erarbeitet worden. Schön: „Die entscheidende Bedingung ist, dass der Inzidenzwert in Krefeld dann unter 100 liegt. Aktuell liegt er in Krefeld bei 135,9. Auch wenn Gladbach schon eine Woche früher startet, gehe ich davon aus, dass wir gerade im kulturellen Bereich und hier beim Gemeinschaftstheater einiges gemeinsam umsetzten können.“ Von dort kommen bereits positive Signale: „Wir sind bereit, ab dem 26. April wieder in den Spielbetrieb einzusteigen“, sagt Intendant Michael Grosse.
Köln: Auch Köln soll ab dem 26.April Modellstadt werden – vorausgesetzt, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bis dahin unter 100. Aktuell steht sie bei 135,2. Zudem sind in Köln laut dem DIVI-IntensivRegister nur noch 6,2 Prozent der Intensivbetten frei. „Der Krisenstab hat heute Maßnahmen beschlossen, die dazu dienen sollen, die Inzidenz zu senken“ teilt die Stadt auf Anfrage mit – möglichst vor dem 26. April. Zu den Maßnahmen gehören ein Alkoholverbot ab Samstag in Gegenden, in denen Maskenpflicht besteht; ab Montag schließen alle Zoos und Museen wieder. Das Konzept für das Modellprojekt wolle die Stadt Köln „rechtzeitig vor dem Start vorstellen“.
Mönchengladbach: „Es freut uns sehr, dass wir in so kurzer Zeit ein gutes und innovatives Konzept zusammengestellt haben. Jetzt ist es aber wichtig, dass die Infektionszahlen nicht durch die Decke gehen und wir das Modell abbrechen müssen. Euphorie ist jetzt fehl am Platz. Wir bereiten uns jetzt in der kommenden Woche darauf vor, dass die Kontakte digital nachverfolgt werden und legen dann mit den Partnern los. Unsere Wunschvorstellung ist, dass die Bürger Testergebnis, ihren Kontakt und das Ticket für die Veranstaltung alles im Smartphone haben und über einen QR-Code beim Einlass registriert werden“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Michael Hilgers, Betreiber Sparkassenpark und Erfinder des inzwischen deutschlandweit verbreiteten „Strandkorb-Konzeptes“ für Open-Air-Konzerte: „Das ist für Mönchengladbach eine tolle Geschichte, aber wir müssen damit verantwortungsbewusst umgehen. Wir haben ein Konzert-Konzept getestet und jetzt auch in anderen Ländern vorgestellt und haben parallel dazu ein Testzentrum, in dem 20.000 bis 25.000 Tests pro Woche möglich sind. Morgens testen und dann alles in der Stadt wie gewohnt erledigen kann funktionieren.“