Arabischen Liga Delegation auf dem Weg nach Damaskus

Beirut · Aus Kairo ist eine Delegation der Arabischen Liga am Donnerstag zu Gesprächen in die syrische Hauptstadt Damaskus aufgebrochen. Unter der Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden der Liga, Samir Seif el Jasal, soll die Gruppe von Experten die Arbeit von insgesamt 500 Beobachtern vorbereiten, die in den kommenden Wochen auf das Land verteilt werden sollen.

August 2011: Syriens Regime greift Aktivisten in Hama an
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Ungeachtet der Anreise der Delegation wurden auch am Donnerstag wieder mindestens 19 Menschen in der zentralsyrischen Stadt Homs und in der nordsyrischen Provinz Idlib getötet, wie die in London ansässige Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights mitteilte.

Unterdessen haben Aktivisten Syrien des "Massakers" in Kfar Owaid an der syrisch-türkischen Grenze am Dienstag bezichtigt. Augenzeugen hatten berichtet, dass die syrischen Streitkräfte 110 unbewaffnete Zivilpersonen in einem Tal zusammengetrieben hätten und sie dann mit einem stundenlangen Beschuss aus Panzern und Gewehren systematisch getötet hätten. Niemand überlebte die Massentötung. Soweit bekannt, war dies das blutigste Einzelereignis in dem seit neun Monaten andauernden Aufstand gegen die Regierung von Präsident Baschar Assad.

Die Türkei - einst enger Verbündeter Syriens - kritisierte die Tat scharf: "Wir verurteilen die Politik der syrischen Führung, die ihr eigenes Volk unterdrückt und das Land in ein Blutbad stürzt", teilte das türkische Außenministerium mit. Die amerikanische Regierung erklärte, sie sei "tief beunruhigt" über den Angriff von Kfar Owaid und beschuldigte die syrische Regierung, ihre eigenen Leute "niederzumähen". Auch Frankreich richtete aus, man müsse alles tun, um die "mörderische Spirale" der Gewalt zu beenden.

Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen versuchen die syrischen Streitkräfte, so viele Regionen wie möglich unter Kontrolle zu bekommen, bevor alle Beobachter der Arabischen Liga im Land sind. Zumindest für die Region um Kfar Owaid sei dies den Regierungssoldaten bis Mittwochabend auch gelungen, sagten die Aktivisten.

Zutritt für ausländische Journalisten gefordert

Zusätzlich zur Implementierung der Beobachter will die Arabische Liga bei der syrischen Regierung erreichen, dass sie die Kämpfe beendet, sich für Gespräche mit der Opposition öffnet und die Streitkräfte aus dem Straßenbild zurückzieht. Ferner soll Menschenrechtsorganisationen und weiteren ausländischen Journalisten Zutritt zum Land gewährt werden. Derzeit ruht die Mitgliedschaft Syriens in dem Staatenbund aus 22 Ländern. Die Liga verhängte eine Reihe von diplomatischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Syrien.

Vor dem Abflug nach Damaskus sagte el Jasal in Kairo: "Wir werden zunächst die nötigen Vorbereitungen treffen, um die Beobachter unterzubringen und die Sicherheit für den Transport zu gewährleisten." Die ersten 100 Beobachter sollen in den kommenden zwei Wochen ins Land kommen.

Nach UN-Schätzundgen sind seit Ausbruch der Unruhen im März mindestens 5.000 Menschen ums Leben gekommen. Die syrische Regierung veröffentlichte am Donnerstag in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat erstmals Zahlen von angeblich mehr als 2.000 getöteten Soldaten oder Sicherheitskräften.

(APD)
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