Willich 150 Jahre Turnerschaft

Willich · Eine Ausstellung blickt auf 150 Jahre Turnerschaft St. Tönis zurück. Einst handelte es sich um einen reinen Männerverein. Der Verein brachte preisgekrönte Sportler hervor.

st. tönis Günter Rütten ist gerührt. "Ich schaue gerade auf 25 Jahre meines Lebens", sagt der St. Töniser. In den 70er und 80er Jahren spielte der heute 69-Jährige Handball in der Turnerschaft. Wehmütig blickt er auf die Fotos, Urkunden und Zeitungsberichte aus dieser Zeit. 150 Jahre Vereinsgeschichte hat Horst Drießen, der Zweite Vorsitzende der Turnerschaft, anlässlich des Jubiläums zusammen getragen. Im Heimathaus an der Antoniusstraße ist die Sammlung jetzt zu sehen.

Viel Arbeit steckt hinter dieser Ausstellung. "Wir hatten kaum ältere Unterlagen", sagt Drießen, der auch bei den Amtsgerichten Kempen und Krefeld nicht fündig wurde. Vereinsmitglieder und Freunde der Turnerschaft waren es schließlich, die die Exponate zur Verfügung stellten. Mit 18 Gründungsmitgliedern rief der Lehrer Dr. August Höhnen, Ritter des Roten Adlerordens, 1861 den "St. Töniser Turnverein" ins Leben. Der reine Männerverein traf sich regelmäßig im Saal des Hauses Wirichs an der Hochstraße, um sich an Reck und Barren zu üben. Schon 1862 nahmen die Herren am Rheinisch-Westfälischen Turnfest in Krefeld teil.

Preisgekrönte Turner

Eine erste Blütezeit erlebt der Verein zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg. Viele preisgekrönte Turner kamen aus St. Tönis. Ab 1910 wurden auch Frauen aufgenommen. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete sich eine Volksturnabteilung, der sich auch Jugendliche anschlossen. Später kamen noch Kinderabteilungen hinzu. 1935, nach dem Zusammenschluss mit dem Turnverein "Gut Heil", legte der Verein sich auf den Namen "Turnerschaft St. Tönis 1861" fest. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Handball eine feste Größe in der Turnerschaft. Viele Erfolge hatten sowohl die Damen- als auch die Herrenteams. "Vom Mauerblümchen zur Handballdiva" schrieb der "Kicker regional" 1977, als den Männern der Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse gelang. Aus den ehemals 18 Mitgliedern sind heute 1750 geworden. Neben Turnen für alle Altersklassen und Handball gibt es eine Volleyballabteilung, Herzsport-, Gymnastik-, Tanz und Einradgruppen.

Bei der Ausstellung im Heimathaus stoßen besonders die alten Fotografien auf großes Interesse. "Das ist mein Vater", sagt Gerda Müller und zeigt auf ein Foto aus den 50er Jahren. Auch an das "Turnerjugendheim", das am heutigen Nordring stand, erinnert sich die 71-Jährige noch. "Zu dem Haus gehörte ein Sportplatz, auf dem wurde Feldhandball gespielt, das war nicht so brutal wie in der Halle", erzählt die Seniorin. Gerda Müller ist dem Verein auch heute noch treu. "Ich bin 1967 beigetreten und gehe seitdem jeden Montag zur Gymnastik", sagt die 71-Jährige stolz. Neben dem Sportplatz am Turnerjugendheim, das 1984 der Umgehungsstraße zu Opfer fiel, traf sich die Turnerschaft von je her im Saal Wirichs. "Der Abbruch des Saals 1977 war der größte Einschnitt in die Vereinsgeschichte", sagt Horst Drießen. Das gesellige Vereinsleben kam zu erliegen, die Turnerschaft war heimatlos. Es sollte 14 Jahre dauern, bis der Verein hinter dem Schulzentrum Corneliusstraße ein neues Zuhause fand. Frage des Tages

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort