Wesel Der Briefmarken-Millionär

Wesel · Hilmar Ulland (62) führt seit 1984 eines der wohl kleinsten Ladenlokale in der Weseler Innenstadt. Das ist nur zehn Stunden in der Woche geöffnet, aber voll mit Briefmarken, Münzen und Zubehör aller Art.

Wenn Hilmar Ulland in seinem Laden am Viehtor 3 beide Arme ausstreckt, kann er die Wände seines kleinen Geschäfts berühren. Etwa acht Quadratmeter misst der urige Laden – man könnte fast sagen, er passt auf eine Briefmarke. "Eine größere Toilette", sagt Ulland. Trotzdem finden hier, auch Dank der hohen Decken, mehrere tausend Waren Platz. Denn es handelt sich vor allem um Briefmarken und Münzen aus aller Welt. "Von den Marken her gesehen, bin ich Millionär", sagt Ulland grinsend.

1984 hatte er den kleinen Briefmarkenladen von Werner Steenmanns, der ihn sieben Jahre führte, übernommen. "Ich habe schon als Kind Briefmarken gesammelt", erklärt Hilmar Ulland. "Als mein Vorgänger sagte, er hört auf, hab ich den Laden übernommen", sagt der 62-Jährige. Neben seiner Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst öffnete er den Laden, das hat sich auch mit Altersteilzeit nicht geändert, für zehn Stunden in der Woche.

Eseltaler beliebt

Gerade bei Briefmarken merkt er über die Jahre einen starken Rückgang. "In den 80er und 90er Jahren ging es noch, dann wurden die Umsätze weniger", so der Chef. Das liegt vor allem am fehlenden Nachwuchs, zudem sind mehr als 50 Euro nötig, um sich alle Sonder- und Dauermarken eines Jahres kaufen zu können. "Die meisten Marken holen sich die Leute eh bei der Post, hier machen sie ihre Sammlung höchstens komplett", erklärt er. Es gibt aber auch Kunden, die suchen nach Marken mit einem bestimmten Motiv, um ihrem Brief eine ganz persönliche Note zu geben. So wie ein Brückenbauer, der hier im Laden Briefmarken mit Brücken für seine Briefe kaufte. Die teuersten Marken, die Ulland besitzt, liegen zwischen 500 und 1000 Euro, die Älteste ist von 1850. Klar, dass die nicht einfach in der Auslage liegen, sondern im mannsgroßen Tresor. Zudem findet sich viel Zubehör aller Art, vom Album bis zum Zähnemessgerät.

Münzen erfreuen sich im Moment größerer Beliebtheit. "Vor allem Zwei- und Zehn-Euro-Münzen und natürlich der Eseltaler", sagt Ulland. Die bisherigen zwei Auflagen werden, so Ulland, am 31. Juli durch eine dritte, mit dem neuen alten Rathaus erweitert.

Stammkunde Friedhelm Brill (70) kommt regelmäßig. "Ich habe schon rund 3000 Münzen, aber ich weiß auswendig, welche noch fehlen", erklärt der 70-Jährige. Für doppelte hat er Verwendung. "Ich habe meine Enkelin schon mit meiner Leidenschaft angesteckt. Vom Hobby eines Ahnen profitieren an diesem Tag auch zwei Jugendliche. "Wir haben alte Münzen im Keller meines Opas gefunden", erklärt Yannik Winkler. Rund 20 Euro sind die Taler wert. Die bekommen die beiden nach Sichtung des Personalausweises. Und was machen sie damit? "Erstmal einen Döner essen", sagen sie. Auch Ulland hat nach getaner Arbeit ein Ritual. Ein Bier mit Hans Volkmann, der ihm Urkunden für Geschäftsjubiläen anfertigt. Vielleicht kommt nach dem 25. ja auch noch das 30. für Ulland.

(RP)
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