Interview: Cornelia Hass "Älteren Zeit schenken, ist ein Gewinn"

Wesel · Projekt "beieinander" des Rotary Clubs Wesel-Dinslaken sucht ehrenamtliche Seniorenbegleiter.

 Einmal in der Woche bekommt Hildegard Berger (li.) Besuch von und Ingrid Kosthorst. Dann speilen die beiden Damen Rummikub, "das Spiel, das Menschen zusammenbringt" - so heißt es auf dem Spielkarton. Die beiden sind eines von 17 "Pärchen", die beieinander-Koordinatorin Cornelia Haß zusammengebracht hat.

Einmal in der Woche bekommt Hildegard Berger (li.) Besuch von und Ingrid Kosthorst. Dann speilen die beiden Damen Rummikub, "das Spiel, das Menschen zusammenbringt" - so heißt es auf dem Spielkarton. Die beiden sind eines von 17 "Pärchen", die beieinander-Koordinatorin Cornelia Haß zusammengebracht hat.

Foto: Bosm

WESEL Das vor rund zweieinhalb Jahren aus der Taufe gehobene Projekt "beieinander" des Rotary Clubs Wesel-Dinslaken ist auf der Suche nach Menschen, die alleinstehenden Seniorinnen und Senioren etwas Zeit schenken wollen. Wer grundsätzlich Interesse hat, kann mit Projektkoordinatorin Cornelia Haß Kontakt aufnehmen, die immer mittwochs von 16 bis 17 Uhr und freitags von 16 bis 18 Uhr im Altenheim Kiek in den Busch (neben dem Evangelischen Krankenhaus in Wesel) für ein persönliches Gespräch zur Verfügung steht. Telefonisch ist sie dort erreichbar 0281 1062626 (Anrufbeantworter außerhalb der Sprechzeiten).

Es ist noch nicht so lange her, da hatte das Projekt mehr Ehrenamtler als Seniorinnen und Senioren, die gerne besucht worden wären. Nun ist es genau anders herum. Was ist passiert?

Haß Richtig, anfangs waren viele Senioren noch äußerst zurückhaltend, als sie zum ersten Mal von dem Angebot gehört haben. Doch mittlerweile kennen immer mehr Leute unser Projekt und zeigen Interesse.

Interview: Cornelia Hass: "Älteren Zeit schenken, ist ein Gewinn"
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Wie viele "Pärchen" gibt es bei Ihnen?

Hass Aktuell 17. Und sieben Frauen und Männer, die gerne besucht würden, stehen auf meiner Warteliste.

Welche Voraussetzung muss jemand mitbringen, der als Seniorenbegleiter tätig werden will?

Hass Eigentlich keine. Er muss nur gerne mit Menschen zusammen- und bereit sein, etwas seiner Zeit zu verschenken. Und in aller Regel ist das für beide ein Gewinn. Wir sind froh um jeden, der sich bei uns meldet.

Wie viel Zeit sollte man einplanen?

Hass Es wäre schön, wenn sich Interessenten ein bis zwei Stunden pro Woche Zeit nehmen könnten.

Gibt es Vorgaben, wie diese Treffen auszusehen haben?

Hass Nein. Viele trinken gemeinsam Kaffee und reden über Gott und die Welt. Andere unternehmen gemeinsame Ausflüge, gehen am Rhein spazieren oder besuchen ein Museum - jeder macht es so, wie er möchte.

Wie läuft die erste Kontaktaufnahme ab?

Hass Es ist so, dass ich die Leute, die gerne besucht werden möchten, anrufe und frage, ob ich nicht zu einem Gespräch vorbeikommen könnte. Während meines ein- bis zweistündigen Besuchs erzählen die Senioren von ihrem Leben, ihren Hobbys, ihren Interessen. Zu Hause mache ich mir dann Notizen und überlege, welcher unserer Ehrenamtler passen könnte.

Und wie schaut dann das erste Treffen eines solchen neuen "Pärchens" aus?

Hass Anfangs bin ich dabei, aber nach zehn bis 15 Minuten verlasse ich das Pärchen. Nach diesem Besuch erhalte ich dann etwas später eine Rückmeldung des Ehrenamtlers. Wenn die Chemie stimmt, läuft der Besuchsdienst.

Und, stimmt die Chemie oft?

Hass Bislang ist es wirklich nur einmal vorgekommen, dass es nicht gepasst hat.

Wie geht das dann weiter? Koordinieren Sie weitere Besuche?

Hass Nein, wenn die Beteiligten das möchten, tauschen sie Telefonnummern aus und verabreden sich dann. Ich bin außen vor. Nur wenn es Probleme gibt, wäre ich Ansprechpartnerin. Genauso wie Karl-Heinz Tackenberg, Pfarrer i. R., und Dr. Alfred Kehl, Chefarzt i. R., von den Rotariern.

Kommt es vor, dass Männer Frauen besuchen und umgekehrt?

Hass Das ist nicht ausgeschlossen. Aber bislang ist es so, dass viele Frauen nur von Frauen besucht werden wollen. Auch die Besucher wünschen sich lieber einen Gleichgeschlechtlichen.

Die Seniorenbegleiter werden doch auch geschult, oder?

Hass Alle sechs Wochen tauschen sie sich in Feedback-Gruppen aus. Und alle vier Wochen finden auch Themenabende mit interessanten Referenten statt. Kürzlich war Frau Liman vom Seniorenbeirat der Stadt Wesel bei uns, dann ein Anwalt, der rund ums Thema Testament informiert hat. Vorträge gab es auch schon von einem ehemaligen Kriminalkommissar, der über Senioren als Opfer gesprochen hat. Und Pfarrerin und Krankenhaus-Seelsorgerin Gesine Garwehn hat über ihre Arbeit berichtet.

Gibt es vielleicht irgendeine Aufwandsentschädigung für die Besucher? Vielleicht eine Erstattung der Fahrtkosten?

Hass Nein. Allerdings veranstalten wir als Dankeschön jetzt am 10. Dezember eine Adventsfeier für alle Pärchen im Gemeindehaus an der Gnadenkirche. Im März und Juli gab es bereits ein gemeinsames Essen im Landhotel Voshövel und ein Kaffeetrinken an der Gnadenkirche.

RP-REDAKTEUR KLAUS NIKOLEI STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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