Viersen 100 Jahre Stadtgarten Dülken

Viersen · Im Jahre 1912 legte der Dülkener Verschönerungsverein den Stadtgarten an. Zunächst mussten die Politiker überzeugt werden, dass ein Naherholungsgebiet wichtiger sei als weitere Industrieansiedlungen. Am Freitag wird nun 100-jähriges Bestehen gefeiert.

 Die Aussicht vom Wasserturm auf den Stadtgarten – eine grüne Oase, die zur Naherholung einlädt.

Die Aussicht vom Wasserturm auf den Stadtgarten – eine grüne Oase, die zur Naherholung einlädt.

Foto: Busch

Seit genau 100 Jahren erfreuen sich die Dülkener an ihrem Stadtgarten, einer Naherholungsstätte für Groß und Klein. Am 14. November 1899 lud der damalige Bürgermeister von Dülken Kaspar Voß die "verehrten Mitbürger von Dülken Stadt und Land" zu einer Besprechung zwecks Gründung eines Verschönerungsvereins (VV) ein. Erst jetzt, so Voß damals, "weil die städtische Verwaltung in den verflossenen 16 Jahren mit der Beseitigung vieler anderer Calamitäten zu thun gehabt habe – in erster Linie mit der Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse".

Umwelt hat Geschichte

Diese Dokumente fanden die Schüler des Städtischen Gymnasiums Dülken – heute Clara-Schumann-Gymnasium – als sie 1987 gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Gunnar Schirrmacher an dem Bundeswettbewerb "Umwelt hat Geschichte" teilnahmen und dazu die Geschichte des Stadtgartens unter die Lupe nahmen.

Im ersten Jahresbericht des 1899 gegründeten Verschönerungsvereins hieß es: "Für spätere Jahre ist die Schaffung eines Stadtwaldes, der die Süchtelner Höhen mit der Stadt verbinden soll, vorgesehen." Bürgermeister Voß verfolgte das Stadtgartenprojekt besonders hartnäckig in seiner Doppelfunktion als Chef der Stadtverwaltung und Vorsitzender des VV. Ein Basarfest sollte die nötigen Finanzen erbringen. Im Juni 1907 fand der Basar nach vielen Querelen endlich statt und erbrachte einen Überschuss von 14076 Mark. Mehrere gut betuchte Dülkener spendeten, so dass insgesamt 37018 Mark zur Verfügung standen. Nun galt es die Politiker zu überzeugen, dass ein Naherholungsgebiet für die Dülkener wichtiger sei als weitere Industrieansiedelungen. Am 2. November 1910 beschloss der Stadtrat den Verkauf der Grundstücke an den VV. Doch die endgültige Entscheidung fiel erst im Dezember 1911. Im Januar 1912 erfolgte die Eigentumsübertragung, die Generalversammlung des VV stellte 30 000 Mark für den Ankauf der Grundstücke und 6 000 Mark für die ersten Arbeiten bereit. Der Gartenarchitekt Hardt aus Düsseldorf gewann die Ausschreibung für die Anlage eines "Volksgartens für die Stadt Dülken". Im Juni 1913 beschlossen die Dülkener, den neuen Park "Kaiser-Wilhelm-Park" zu nennen. Wenige Jahre später – der Erste Weltkrieg war ausgebrochen und forderte Opfer – verfolgte Bürgermeister Voß den Gedanken, "einen Heldenhain im Kaiser-Wilhelm-Park zu Dülken" anzulegen. Doch nach der deutschen Niederlage verschwand dieser Plan. 1944 musste der VV einige Grundstücke für Behelfsheime abgeben. Nach dem Krieg entstanden immer mehr neue Sportanlagen, doch: "Jetzt ist es genug, der Stadtgarten ist ein Landschaftspark und kein Rummelplatz. Ständige Reparaturen halten eine Maschine zwar funktionsfähig, zerstören aber auch das ursprüngliche Konstruktionsbild", hieß es in der Presse. So pachtete im Juli 1964 die Stadt den Stadtgarten für 50 Jahre an und ist seitdem für die Pflege zuständig.

(RP)
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