Handball-Kreispokal Ein Bier für den Kultklub

Kult ist, wenn man's trotzdem macht. So gesehen sind die Handballer des Güldenwerther TV tatsächlich Kult. Die Nobodys der Remscheider Handballszene sind eine Art Fels in der Brandung. Umzingelt von lauter vierten, fünften oder gar sechsten Mannschaften, ist der GTV die einzige "Erste" in der untersten Liga, die der Handball zu bieten hat.

Und wäre da nicht der Kreispokal-Wettbewerb — niemand würde so recht Notiz von der hartnäckigen Existenz des "Mini-Vereins" nehmen, wie ihn selbst dessen Vorsitzender Günter Kraft bezeichnet.

Handball hat beim GTV allerdings eine lange Tradition. Seit über 100 Jahren. Inzwischen ist er das einzige Standbein des nur noch 25 Mitglieder zählenden Klubs — Passive eingerechnet. Andere Abteilungen gibt es längst nicht mehr. Die sportlich besten Tage des GTV liegen auch schon eine ganze Weile zurück. Das war in den 80er Jahren, als der Klub noch zwei Senioren- und drei Jugendteams zählte und die A-Jugend sogar Kreismeister wurde. "Von denen haben sie uns dann aber die meisten Spieler weggekauft", erinnert sich Günter Kraft. Als dann auch noch der geplante Zusammenschluss mit dem Reinshagener TB scheiterte, schien das Ende der GTV-Handballer gekommen.

Aber die halten sich trotz aller Unkenrufe tapfer. Vergangene Saison wurden sie in der 2. Kreisklasse Letzter und stiegen in die 3. Kreisklasse ab. "Kein Beinbruch", sagt Kraft, den nach über 40 Jahren Vorsitz in Güldenwerth nichts mehr umwirft: "Wir machen immer weiter. Just for fun."

So hat sich mittlerweile ein Team mit einer einzigartigen Altersstruktur zusammengefunden. Der Senior ist Werner Latusseck, der Torhüter. 62 Jahre zählt er inzwischen. Steht er nicht im Tor, rückt Trainersohn Bastian Schröer zwischen die Pfosten. Mit 28 Jahren der "Benjamin" des GTV. Dazwischen tummelt sich viel "Mittelalter", aber nicht nur Eigengewächse. In dieser Saison sind mit Thorsten Lewandowski und Ralph Honecker zwei Akteure des HC Wermelskirchen neu hinzu gekommen.

"Bei uns zählt vor allem der Spaß am Sport und die Kameradschaft", sagt Trainer Hans Werner Schröer, der einmal wöchentlich (freitags) seine Spieler in der Halle der Sophie-Scholl-Gesamtschule um sich schart, momentan nach einer Hüft-Operation aber pausieren muss. Und so war auch gestern die Stimmung locker. Trotz einer 8:44 (2:18)-Niederlage gegen den Landesligisten Tbd. Solingen, wobei Werner Latusseck im Tor unter anderem zwei Siebenmeter entschärfte und Ingo Eisenkrämer (4), Thorsten Lewandowski (2) und Ralph Honecker die Tore erzielten.

Ganz dem Credo des Klubs verpflichtet, sagte Interims-Trainer und GTV-Geschäftsführer Uli Breidenbach hinterher: "Die Niederlage macht nix. Hauptsache, es hat sich keiner verletzt." Und darauf gab's in der Kabine erst mal ein Bier.

Die Ergebnisse der ersten Pokal-Runde bei den Männern:

TG Burg — HSG Radevormwald/Herbeck 18:42, HSV Gräfrath — Bergische Panther 24:35, SG Langenfeld — Ohligser TV 37:19, Güldenwerther TV — Tbd. Solingen 8:44, SV Wipperfürth — Unitas Haan 38:22, Haaner TV — VfL Solingen 27:22.

(RP)
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