Langenfeld Wohin mit Karl D.?

Düsseldorf · Nach Heinsberg versetzt der aus der Haft entlassene Sexualstraftäter jetzt die zweite Stadt in Aufruhr: Donnerstag stellte er sich in der Landesklinik Langenfeld vor. Die lehnte seine Aufnahme ab ­ und schickte ihn zurück nach Heinsberg.

März 2009: Heinsberger demonstrieren gegen Sexualstraftäter
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März 2009: Heinsberger demonstrieren gegen Sexualstraftäter

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Um 20.13 Uhr war der Ausflug beendet: Im Regen rollte das Fahrzeug mit Karl D. zurück auf den Hof am Haus seines Bruders in Heinsberg, wo der aus der Haft entlassene Sexualstraftäter seit Anfang des Monats lebt. Damit ist der Versuch des Heinsberger Landrats Stephan Pusch (CDU), den als gefährlich eingestuften Wiederholungstäter durch eine freiwillige Unterbringung in einer geschlossenen forensischen Klinik loszuwerden, vorerst gescheitert.

Denn die Psychiatrie der Klinik des Landschaftsverbands Rheinland in Langenfeld nahm ihn nicht auf ­ und schlug stattdessen gemeinsam mit dem Langenfelder Bürgermeister Magnus Staehler (CDU) auf die Pauke.

Nach Informationen unserer Zeitung hatte das Innenministerium die Langenfelder LVR-Klinik über das Aufnahme-Ersuchen informiert und den Heinsbergern bedeutet, kein Aufhebens um die Abreise von Karl D. zu machen. Da es in Langenfeld keine Kinder- und Jugendabteilung gibt, hielt man diese Klink in Düsseldorf für besser geeignet als andere Standorte.

Donnerstagmittag informierte ein leitender Mitarbeiter der LVR-Klinik dann den Langenfelder Bürgermeister, der prompt eine Pressekonferenz für den gestrigen Abend ansetzte und damit den nächsten wahrscheinlichen Aufenthaltsort von Karl D. öffentlich machte.

Gegen 16.45 Uhr traf Karl D. in Langenfeld mit Polizeibegleitung ein ­ und machte sich um 18.15 Uhr wieder auf den Weg nach Heinsberg. Nach Darstellung der Langenfelder Klinikleitung sei D. nicht bereit gewesen, die Türen des Hochsicherheitstrakts in der Langenfelder Forensik hinter sich schließen zu lassen. Der 57-Jährige habe darauf bestanden, jederzeit Ausgang zu haben. Langenfelds Bürgermeister malte als Schreckensbild an die Wand, Karl D. hätte damit jederzeit die aus der Klinik heraus in die Innenstadt spazieren und in Langenfeld untertauchen können.

Und damit haben wieder die Heinsberger das Problem. Dabei hatte der Heinsberger Landrat Pusch nach Informationen unserer Zeitung ursprünglich sogar die stille Hoffnung gehegt, den Einwohnern des betroffenen Heinsberger Ortsteils bereits am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung verkünden zu können, Karl D. habe das Dorf verlassen und sich freiwillig in eine geschlossene Therapie-Einrichtung begeben. Denn daran wurde ­ offenbar zum Missfallen des Landschaftsverbands Rheinland ­ hinter den Kulissen mit Hochdruck gearbeitet.

Die Lösung, die nun vorerst geplatzt ist, hatte sich zwischen Karl D. und Landrat Pusch offenbar über die Medien angebahnt. Gegenüber einem Team von Spiegel-TV hatte Karl D. erklärt, er wolle Heinsberg verlassen. Stephan Pusch antwortete in unserer Zeitung prompt: Wenn er sich in eine geschlossene Therapie-Einrichtung begebe, dann werde es sicher nicht an den Kosten scheitern.

Karl D. war nach Verbüßung einer 14-jährigen Haftstrafe unter Führungsauflagen entlassen worden und überraschend zu seinem Bruder und dessen Familie nach Heinsberg am Niederrhein gezogen.

Der Wiederholungstäter Karl D., dem Gutachter bis heute eine hohe Gefährlichkeit bescheinigen, hatte drei Mädchen vergewaltigt und grausam gequält, wofür er insgesamt 20 Jahre Haft verbüßte. In der Haft verweigerte er sich jeder Therapie.

(RP)
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