Monheim Monheim: Hauptstadt des Kindes

Düsseldorf · Bürgermeister Thomas Dünchheim will aus Monheim ein Modell für die kindgerechte Stadt schlechthin machen. Geplant sind ein Beratungszentrum ("Haus der Chancen"), ein Sprachförderzentrum im Ulla-Hahn-Haus sowie ein hauptamtlicher Kinderbeauftragter. Kritik kommt von den Grünen.

Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim (CDU) hat Visionen, wenn es um das Image der Stadt bei der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit geht. Insgesamt sechs Millionen Euro will er in den kommenden Jahren investieren, um aus der kleinen Kommune am Rhein ein bundesweit beachtetes Modell-Projekt zu machen. Arbeitstitel des ehrgeizigen Maßnahmenbündels: "Monheim: DIE Hauptstadt des Kindes."

Rund 3,4 Millionen Euro

"Jede Hauptstadt hat bekanntlich ein großes zentrales Repräsentationsgebäude. In unserem Fall ist es das Haus der Chancen", sagt Dünchheim. Erneut stellte sich der Verwaltungsboss hinter das politisch bereits abgesegnete Projekt, bei dem sieben Einrichtungen — darunter das städtische Jugendamt — ab Frühjahr 2010 in einem rund 3,4 Millionen Euro teuren, vier Stockwerke hohen Neubau an der Friedenauer Straße unterkommen sollen. Doch damit nicht genug. Neben dem Haus der Chancen, das auch für ein komplett neues Jugendamts-Verständnis stehen soll ("Netzwerkpartner statt Eingriffsbehörde"), sind weitere Neuerungen geplant:

l "Ein Haus für Teufelsbraten". So lautet der von Dünchheim angestoßene Titel für das Geburtshaus von Ulla Hahn, das mit Unterstützung der in Monheim aufgewachsenen, heute in Hamburg lebenden Schriftstellerin ("Das verborgene Wort") und ihres Mannes Klaus von Dohnanyi zu einem Zentrum für Sprache und Sprachförderung ausgebaut werden soll. "Ich war vor 14 Tagen in Hamburg. Das Ehepaar hat seine Unterstützung zugesagt", berichtet der Bürgermeister. Im Vorgriff auf das "Haus für Teufelsbraten" (Teufelsbraten hieß die im März im Fernsehen gezeigte Verfilmung des verborgenen Wortes) hat die Stadt nun auch die zweite Hälfte des ehemaligen Hahn-Elternhauses an der Neustraße erworben.

l Abgerundet wird die "Hauptstadt des Kindes" durch die neue Stelle eines hauptberuflichen städtischen Kinderbeauftragten sowie den Ausbau des Rheinvorlandes zu einer kinder- und familienorientierten Freizeitzone (Modell "Engelsberger Hof") . Der neue Kinderbeauftragte soll — ähnlich der Gleichstellungsbeauftragten — unmittelbar dem Bürgermeister zugeordnet und mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet sein.

Jugendamtsleiterin Annette Berg stellte sich gestern hinter die ehrgeizigen Ziele ihres Bosses. "Wir freuen uns auf den Umzug und halten das Konzept für gelungen." Dass Jugendamt und Suchtberatung im "Haus der Chancen" auf einer Etage liegen, sieht Berg nicht als Problem. Kritiker, wie Dünchheim-Herausforderin Ursula Schlößer, hatten befürchtet, niedrigschwellige Beratungsangebote könnten unter der Präsenz eines Amtes, "das im Zweifel immer noch Eingriffsbehörde ist", leiden.

Um aus den Visionen rasch Realität werden zu lassen, hofft Dünchheim noch vor Weihnachten auf Zuschuss-Zusagen aus Düsseldorf. "Beim Fördertopf ,integrierte Innenstadt' stehen wir auf der Liste ganz oben. Mit etwas Glück erhalten wir rund 3,5 Millionen Euro."

(RP)
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