Langenfeld/Monheim Bauboom in NRW - Kreis hinkt hinterher

Langenfeld/Monheim · Der Wohnungsbau im Land ist insgesamt um 22,3 Prozent gestiegen. In Kreis Mettmann sinkt die Rate um 18.8 Prozent.

 An der Nelly-Sachs-Straße in Langenfeld sind in den vergangenen Jahren 74 teils einzelstehende Einfamilienhäuser entstanden.

An der Nelly-Sachs-Straße in Langenfeld sind in den vergangenen Jahren 74 teils einzelstehende Einfamilienhäuser entstanden.

Foto: rm-

Im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 55 805 Wohnungen zum Bau freigegeben. Das waren 10 175 Wohnungen, bzw. 22,3 Prozent mehr als 2014. Wie Information und Technik NRW als statistisches Landesamt mitteilt, fiel die Zunahme damit um fast zehn Prozentpunkte höher aus als von den Statistikern noch Mitte März vermutet.

Der Bauboom ist im Kreis Mettmann allerdings nicht angekommen. Ganz im Gegenteil: Die Zahl der neu gebauten Wohngebäude ist statistisch gesehen sogar um 18,8 Prozent gesunken. Wurden im Jahr 2014 in den zehn Städten des Kreises noch 485 neue Häuser gebaut, waren es im vergangenen Jahr nur noch 394. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Stadt Langenfeld wider, wo laut IT. NRW im vergangenen Jahr 243 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt wurden - gegenüber 320 im Jahr vorher. Diese bezogen sich auf 246.000 Quadratmeter Wohnfläche, 2014 waren es 119.000 Quadratmeter mehr gewesen. Die Stadt Monheim wiederum setzt sich von der kreisweit negativen Entwicklung im Wohnungsbau ab. Für die Rheingemeinde registrierte IT.NRW 2015 148 Baugenehmigungen für Wohnungen, 40 mehr als im Vorjahr. Diese betrafen 185.000 Quadratmeter Wohnfläche, das sind 60.000 mehr als 2014. In diesen Zahlen sind allerdings auch Umbauten im Bestand enthalten.

Von den 394 im Gesamtkreis gebauten Häusern waren 307 Einfamilienhäuser. Große Mehrfamilienhäuser mit bezahlbaren Wohnungen - wie sie überall im Kreis dringend nötig sind - werden kaum noch gebaut. Der Kreis Mettmann braucht 4,6-mal so viele Wohnungen wie bislang jährlich überhaupt neu gebaut wurden", sagte vor kurzem Matthias Günther, der Leiter des Pestel-Instituts, das eine Studie zu Wohnraum im Kreis herausgegeben hatte. Vor allem der sogenannten Soziale Wohnungsbau rechnet sich für Investoren nicht mehr. Sie setzen lieber auf Reihenhaussiedlungen und Doppelhäuser, die sich gewinnbringend an den Mann bringen lassen. So wundert es kaum: Die Statistik weist für 2015 lediglich 62 neue gebaute Mehrfamilienhäuser mit 672 Wohnungen in den Städten des Kreises aus. Das sind zwar sieben neue Häuser mehr als ein Jahr vorher, doch für den tatsächlichen Bedarf reicht das bei weitem nicht aus. Vor allem die geduldeten Asylbewerber suchen nach preiswertem Wohnraum in der Nähe und werden auf dem Markt nicht fündig. Wenn man aber einen Blick auf den Immobilienmarkt im Kreis wirft, stellt man schnell fest: Der Markt boomt, die Preise explodieren.

Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Grundstücke und Immobilien für mehr als 869 Millioen Euro erworben. Das ist gegenüber 2014 ein Plus von 18 Prozent. Niedrige Zinsen und steigende Mieten auf dem Wohnungsmarkt lassen immer mehr Menschen im Kreis zum Haus- oder Wohnungsbesitzer werden. Doch auch hier gibt es ein großes Aber: Denn wie der Vorsitzende des Gutachterausschusses, Wolfgang Schwandke, vor kurzem sagte: "Der Markt bei den Mehrfamilienhäusern stagniert". Dazu kommt: In punkto Verkäufe ist der Kreis Mettmann zweigeteilt: Im Norden herrscht absolute Stagnation, je näher es an den Rhein geht, desto eher werden Häuser und Grundstücke gekauft. Die große Herausforderung in allen Städten bleibt der Bau von Mehrfamilienhäusern, die preiswerten Wohnraum bieten.

(RP)
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